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in jedem Kapitel muß irgend eine Wendung in der
Fabel, ein neues Ereignis oder dergleichen eintreten
Der Ausgang muß ein glücklicher, einen angenehmen
Eindruck hinterlassender sein." In wunderbarer Über-
einstimmung schreibt die Redaktion eines in weit über
hunderttausendExemplarenverbreitetenBlattes: „Unser
Unternehmen ist für den Familienkreis bestimmt, so
daß wir in erster Linie auf strenge Dezenz Gewicht
legen müssen und auf absolutes Vermeiden alles po-
litisch und konfessionell Anstößigen. Auch soll auf
eine äußerlich ereignisreiche, immer in Spannung
erhaltende Handlung und knappe Darstellung Bedacht
genommen und ermüdende Schilderungen sowie Re-
flexionen vermieden werden. Unerläßlich ist auch
ein befriedigender Schluß der Erzählung ..." Und
sobald sich der Autor verleiten ließ, von dieser
Schablone — dem „Familienblatt-Romanleisten", wie
er selbst sie nennt— im geringsten abzuweichen,
sobald er eine Milieuschilderung, eine psychologische
Vertiefung der Charaktere oder gar einen satyrischen
Ausfall auf Schwächen des modernen gesellschaft-
lichen Lebens versuchte, wurde die Arbeit unfehlbar
zurückgewiesen.
Sehen wir uns den Frauentypus an, der in dieser
Literatur waltet, so tritt uns eine eben so willkürlich
zugestutzte, nach dem Rezept ausgestopfte Puppe ent-
gegen. Das Weib, wie es sein soll, und das Weib,
wie es nicht sein soll, sie tragen beide deutlich den
Stempel ihrer Bestimmung und haben ihre Grenze in
dieser Bestimmung.
Denn die Familienliteratur hat eine besondere Mis-
sion zu erfüllen, die sich mit der künstlerischen
Darstellung der Wirklichkeit nicht vereinen läßt. Wer
ist denn eigentlich unter jenen so maßgebenden
„jüngeren Familienmitgliedern" zu verstehen? Der
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Zur Kritik der Weiblichkeit
- Title
- Zur Kritik der Weiblichkeit
- Author
- Rosa Mayreder
- Publisher
- Eugen Diederichs Verlag
- Location
- Jena
- Date
- 1922
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 10.5 x 16.5 cm
- Pages
- 316
- Keywords
- Feminismus, Soziologie, Machtverhältnisse, Geschlechterkampf, Frauen
- Category
- Geisteswissenschaften
Table of contents
- Vorwort 1
- Grundzüge 7
- Mutterschaft und Kultur 48
- Die Tyrannei der Norm 85
- Von der Männlichkeit 102
- Das Weib als Dame 139
- Frauen und Frauentypen 157
- Familienliteratur 187
- Der Kanon der schönen Weiblichkeit 199
- Einiges über die starke Faust 210
- Das subjektive Geschlechtsidol 244
- Perspektiven der Individualität 261
- Nachwort 299