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Zur Kritik der Weiblichkeit
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chen muß notwendigerweise darauf gerichtet sein, sich in ihrem ganzen Auftreten von dem körperlichen und geistigen Habitus des achtzehnten Jahres möglichst wenig zu entfernen. Solange die Hauptaufgabe der weiblichen Erziehung darin besteht, das MĂ€dchen in einem unfertigen Ent- wicklungszustand fĂŒr den kĂŒnftigen Gatten aufzube- wahren, wird dieser Stillstand ein notwendiger Fehler des Prinzips sein— ein Fehler jedoch, der natĂŒrlich weit ĂŒber das ledige Alter hinausreicht, und dessen Konsequenzen fĂŒr das ganze Leben fĂŒhlbar sind. Mit der Ehe treten neue Pflichten, neue BeschĂ€ftigungen in das Leben des Weibes ein; die Muße, die den MĂ€dchen des wohlhabenden BĂŒrgertums so reichlich zugemessen ist, ebenso wie die Gelegenheit zu ler- nen, vermindert sich betrĂ€chtlich. So kommt es, daß die korrekten und gutgearteten unter den Durch- schnittsfrauen zeitlebens ungefĂ€hr auf der geistigen Stufe ihrer MĂ€dchenjahre stehen bleiben. Ihr Ge- schmack und ihr Gesichtskreis in lit'^ro'-ischen Dingen verĂ€ndert sich namentlich dann nur unerheblich, wenn die Stellung und Bildung des Mannes nicht dazu an- getan ist, einen Einfluß im Sinne geistiger Entwick- lung auf sie auszuĂŒben. Nun stellt aber gerade das weibliche Geschlecht die empfĂ€nglichsten, die eifrigsten, die zahlreichsten Leser. Das beweist die ProsperitĂ€t aller Familien- blĂ€tter, mit deren Verbreitung auch die besten freien Zeitschriften nicht annĂ€hernd in Konkurrenz treten können. Familienliteratur heißt mit einem anderen Worte FrauenlektĂŒre. Als der große DĂ€ne Jacobson seinen ersten Roman veröffentlichte, schrieb er an Eduard Brandes: „Es könnte ja sein, daß die WĂ€chter des Volkes vorher schon das Buch in Bann erklĂ€^ften und sagten, daß man es jungen MĂ€dchen nicht in die 192
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Zur Kritik der Weiblichkeit
Title
Zur Kritik der Weiblichkeit
Author
Rosa Mayreder
Publisher
Eugen Diederichs Verlag
Location
Jena
Date
1922
Language
German
License
PD
Size
10.5 x 16.5 cm
Pages
316
Keywords
Feminismus, Soziologie, MachtverhÀltnisse, Geschlechterkampf, Frauen
Category
Geisteswissenschaften

Table of contents

  1. Vorwort 1
  2. GrundzĂŒge 7
  3. Mutterschaft und Kultur 48
  4. Die Tyrannei der Norm 85
  5. Von der MĂ€nnlichkeit 102
  6. Das Weib als Dame 139
  7. Frauen und Frauentypen 157
  8. Familienliteratur 187
  9. Der Kanon der schönen Weiblichkeit 199
  10. Einiges ĂŒber die starke Faust 210
  11. Das subjektive Geschlechtsidol 244
  12. Perspektiven der IndividualitÀt 261
  13. Nachwort 299
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