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Zur Kritik der Weiblichkeit
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Page - 278 - in Zur Kritik der Weiblichkeit

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jedem Augenblick das Geschlecht.* Er kommentiert damit Ideen Swedenborgs, jenes geheimnisvollen und schwer zugĂ€nglichen Geistes, unter dessen Einfluß Balzac seinen Roman Seraphita geschrieben, und Strindberg— im ĂŒbrigen eine Natur von höchst ein- seitiger SexualitĂ€t— sich zu der Äußerung erhoben hat: „Ein Kind lieben, heißt fĂŒr einen Mann zum Weibe werden, das MĂ€nnliche ablegen und mit der geschlechtslosen Liebe der Himmlischen lieben, wie es Swedenborg nennt." Es wĂ€re ein grobes MißverstĂ€ndnis, diese Vor- stellungen, von denen hier nur eine zufĂ€llige und unvollkommene Auslese gegeben ist, etwa bloß als die Anzeichen einer pathologischen Abweichung von der normalen Geschlechtlichkeit auszulegen. Sind es doch Äußerungen, die in die höchsten Regionen der Geistigkeit fĂŒhren, die von ihren vornehmsten und edelsten ReprĂ€sentanten ausgehen, die in den BlĂŒte- zeiten der Kultur stĂ€rker hervortreten als in den Niedergangszeiten. Was hier angefĂŒhrt ist, bezieht sich ausschließlich auf geistige ZustĂ€nde, die sich darin unmittelbar oder in symbolischer Form spiegeln. Nicht irgend eine latente BisexualitĂ€t in der körper- lichen Beschaffenheit ist dahinter zu suchen. In dem Bereiche der Physis, darĂŒber kann es keinen Zweifel geben, bedeutet die Entwicklung zur „homo- logen MonosexualitĂ€t", zur unbedingten Geschlechts- trennung der Individuen, das wĂŒnschenswerteste Ziel. Jede Abweichung von der physiologischen Norm macht das Individuum zu einem unvollkommenen Wesen; die körperliche Zwitterhaftigkeit ist wider- wĂ€rtig, weil sie eine UnzulĂ€nglichkeit, eine unter- brochene und mißglĂŒckte Bildung darstellt. Dem Körper nach ein ganzer Mann oder ein ganzes Weib 278
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Zur Kritik der Weiblichkeit
Title
Zur Kritik der Weiblichkeit
Author
Rosa Mayreder
Publisher
Eugen Diederichs Verlag
Location
Jena
Date
1922
Language
German
License
PD
Size
10.5 x 16.5 cm
Pages
316
Keywords
Feminismus, Soziologie, MachtverhÀltnisse, Geschlechterkampf, Frauen
Category
Geisteswissenschaften

Table of contents

  1. Vorwort 1
  2. GrundzĂŒge 7
  3. Mutterschaft und Kultur 48
  4. Die Tyrannei der Norm 85
  5. Von der MĂ€nnlichkeit 102
  6. Das Weib als Dame 139
  7. Frauen und Frauentypen 157
  8. Familienliteratur 187
  9. Der Kanon der schönen Weiblichkeit 199
  10. Einiges ĂŒber die starke Faust 210
  11. Das subjektive Geschlechtsidol 244
  12. Perspektiven der IndividualitÀt 261
  13. Nachwort 299
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