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jedem Augenblick das Geschlecht.* Er kommentiert
damit Ideen Swedenborgs, jenes geheimnisvollen und
schwer zugänglichen Geistes, unter dessen Einfluß
Balzac seinen Roman Seraphita geschrieben, und
Strindberg— im übrigen eine Natur von höchst ein-
seitiger Sexualität— sich zu der Äußerung erhoben
hat: „Ein Kind lieben, heißt für einen Mann zum
Weibe werden, das Männliche ablegen und mit der
geschlechtslosen Liebe der Himmlischen lieben, wie
es Swedenborg nennt."
Es wäre ein grobes Mißverständnis, diese Vor-
stellungen, von denen hier nur eine zufällige und
unvollkommene Auslese gegeben ist, etwa bloß als
die Anzeichen einer pathologischen Abweichung von
der normalen Geschlechtlichkeit auszulegen. Sind es
doch Äußerungen, die in die höchsten Regionen der
Geistigkeit führen, die von ihren vornehmsten und
edelsten Repräsentanten ausgehen, die in den Blüte-
zeiten der Kultur stärker hervortreten als in den
Niedergangszeiten. Was hier angeführt ist, bezieht
sich ausschließlich auf geistige Zustände, die sich
darin unmittelbar oder in symbolischer Form spiegeln.
Nicht irgend eine latente Bisexualität in der körper-
lichen Beschaffenheit ist dahinter zu suchen. In
dem Bereiche der Physis, darüber kann es keinen
Zweifel geben, bedeutet die Entwicklung zur „homo-
logen Monosexualität", zur unbedingten Geschlechts-
trennung der Individuen, das wünschenswerteste Ziel.
Jede Abweichung von der physiologischen Norm
macht das Individuum zu einem unvollkommenen
Wesen; die körperliche Zwitterhaftigkeit ist wider-
wärtig, weil sie eine Unzulänglichkeit, eine unter-
brochene und mißglückte Bildung darstellt. Dem
Körper nach ein ganzer Mann oder ein ganzes Weib
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Buch Zur Kritik der Weiblichkeit"
Zur Kritik der Weiblichkeit
- Titel
- Zur Kritik der Weiblichkeit
- Autor
- Rosa Mayreder
- Verlag
- Eugen Diederichs Verlag
- Ort
- Jena
- Datum
- 1922
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.5 x 16.5 cm
- Seiten
- 316
- Schlagwörter
- Feminismus, Soziologie, Machtverhältnisse, Geschlechterkampf, Frauen
- Kategorie
- Geisteswissenschaften
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 1
- Grundzüge 7
- Mutterschaft und Kultur 48
- Die Tyrannei der Norm 85
- Von der Männlichkeit 102
- Das Weib als Dame 139
- Frauen und Frauentypen 157
- Familienliteratur 187
- Der Kanon der schönen Weiblichkeit 199
- Einiges über die starke Faust 210
- Das subjektive Geschlechtsidol 244
- Perspektiven der Individualität 261
- Nachwort 299