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							VON DER MĂNNLICHKEIT
I
AN wird die Wandlung, die sich in
der Stellung des weiblichen Geschlech-
tes vollzieht, nicht in ihren tiefsten
Ursachen begreifen, solange man die
Wandlung in den Lebensbedingungen
des mÀnnlichen Geschlechtes unbe-
achtet lĂ€Ăt. Die beiden Geschlechter stehen in
einer zu engen Verbindung, sind voneinander zu ab-
hÀngig, als daà ZustÀnde, die das eine treffen, das
andere nicht berĂŒhren sollten. Vielleicht ist eine der
wichtigsten Entstehungsbedingungen der Frauenbe-
wegung in VerÀnderungen innerhalb des mÀnnlichen
Geschlechtes zu suchen. âDie Geschlechtslaster der
Frauen sind nun die der MĂ€nner geworden," hat
schon um die Mitte des 19. Jahrhunderts ein tiefer-
blickender Mann geschrieben; âunsere Bildung ist
eine vorwiegend lyrische, weibliche, die den Mann
zum zarten Genossen des Weibes, nicht das Weib
zur starken mannlichen Gesellin des Mannes erzieht.
Das MĂ€nnische, wo es nicht zu ersticken war, muĂ
als unberechtigt und ausgeschlossen zu barer Roheit
entarten; und da die MĂ€nner Frauen geworden sind,
was sollen die Frauen, durch diese geschlechtliche
Völkerwanderung aus ihrer natĂŒrlichen SphĂ€re ver-
drĂ€ngt, tunâ? . . Bleibt denjenigen Frauen, die
keine Kinder werden wollen oder können, etwas
anderes, als das Feld zu erobern, das die MĂ€nner ver-
lieĂen, um das Gebiet einzunehmen, welches ehedem
das ihre war?" (Otto Ludwig, Shakespearestudien.)
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						Zur Kritik der Weiblichkeit
							
				- Titel
 - Zur Kritik der Weiblichkeit
 - Autor
 - Rosa Mayreder
 - Verlag
 - Eugen Diederichs Verlag
 - Ort
 - Jena
 - Datum
 - 1922
 - Sprache
 - deutsch
 - Lizenz
 - PD
 - Abmessungen
 - 10.5 x 16.5 cm
 - Seiten
 - 316
 - Schlagwörter
 - Feminismus, Soziologie, MachtverhÀltnisse, Geschlechterkampf, Frauen
 - Kategorie
 - Geisteswissenschaften
 
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 1
 - GrundzĂŒge 7
 - Mutterschaft und Kultur 48
 - Die Tyrannei der Norm 85
 - Von der MĂ€nnlichkeit 102
 - Das Weib als Dame 139
 - Frauen und Frauentypen 157
 - Familienliteratur 187
 - Der Kanon der schönen Weiblichkeit 199
 - Einiges ĂŒber die starke Faust 210
 - Das subjektive Geschlechtsidol 244
 - Perspektiven der IndividualitÀt 261
 - Nachwort 299