Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geisteswissenschaften
Grundlegung zur Metaphysik der Sitten
Page - 6 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 6 - in Grundlegung zur Metaphysik der Sitten

Image of the Page - 6 -

Image of the Page - 6 - in Grundlegung zur Metaphysik der Sitten

Text of the Page - 6 -

sogar eine in gewissem Betracht allgemeine Vorschrift, so fern sie sich dem mindesten Teile, vielleicht nur einem Bewegungsgrunde nach auf empirische GrĂŒnde stĂŒtzt, zwar eine praktische Regel, niemals aber ein moralisches Gesetz heißen kann. Also unterscheiden sich die moralischen Gesetze samt ihren Prinzipien unter allem praktischen Erkenntnisse von allem ĂŒbrigen, darin irgend etwas Empirisches ist, nicht allein wesentlich, sondern alle Moralphilosophie beruht gĂ€nzlich auf ihrem reinen Teil, und auf den Menschen angewandt, entlehnt sie nicht das mindeste von der Kenntnis desselben (Anthropologie), sondern gibt ihm, als vernĂŒnftigem Wesen, Gesetze a priori, die freilich noch durch Erfahrung geschĂ€rfte Urteilskraft erfordern, um teils zu unterscheiden, in welchen FĂ€llen sie ihre Anwendung haben, teils ihnen Eingang in den Willen des Menschen und Nachdruck zur AusĂŒbung zu verschaffen, da dieser, als selbst mit so viel Neigungen affiziert, der Idee einer praktischen reinen Vernunft zwar fĂ€hig, aber nicht so leicht vermögend ist, sie in seinem Lebenswandel in concreto wirksam zu machen. Eine Metaphysik der Sitten ist also unentbehrlich notwendig, nicht bloß aus einem Bewegungsgrunde der Spekulation, um die Quelle der a priori in unserer Vernunft liegenden praktischen GrundsĂ€tze zu erforschen, sondern weil die Sitten selber allerlei Verderbnis unterworfen bleiben, so lange jener Leitfaden und oberste Norm ihrer richtigen Beurteilung fehlt. Denn bei dem, was moralisch gut sein soll, ist es nicht genug, dass es dem sittlichen Gesetze gemĂ€ĂŸ sei, sondern es muss auch um desselben willen geschehen; widrigenfalls ist jene GemĂ€ĂŸheit nur sehr zufĂ€llig und misslich, weil der unsittliche Grund zwar dann und wann gesetzmĂ€ĂŸige, mehrmals aber gesetzwidrige Handlungen hervorbringen wird. Nun ist aber das sittliche Gesetz in seiner Reinigkeit und Echtheit (woran eben im Praktischen am meisten gelegen ist) nirgend anders, als in einer reinen Philosophie zu suchen, also muss diese (Metaphysik) vorangehen, und ohne sie kann es ĂŒberall keine Moralphilosophie geben; selbst verdient diejenige, welche jene reine Prinzipien unter die empirischen mischt, den Namen einer Philosophie nicht (denn dadurch unterscheidet diese sich eben von der gemeinen Vernunfterkenntnis, dass sie, was diese nur vermengt begreift, in abgesonderter Wissenschaft vortrĂ€gt), viel weniger einer Moralphilosophie, weil sie eben durch diese Vermengung sogar der Reinigkeit der Sitten selbst Abbruch tut und ihrem eigenen Zwecke zuwider verfĂ€hrt. Man denke doch ja nicht, dass man das, was hier gefordert wird, schon an der PropĂ€deutik des berĂŒhmten Wolff vor seiner Moralphilosophie, nĂ€mlich der von ihm so genannten allgemeinen praktischen Weltweisheit, habe, und hier also nicht eben ein ganz neues Feld einzuschlagen sei. Eben darum, weil 6
back to the  book Grundlegung zur Metaphysik der Sitten"
Grundlegung zur Metaphysik der Sitten
Title
Grundlegung zur Metaphysik der Sitten
Author
Immanuel Kant
Date
1785
Language
German
License
PD
Size
21.0 x 29.7 cm
Pages
70
Keywords
Philosophie, Vernunft, AufklÀrung, Ethik, Kritik
Category
Geisteswissenschaften

Table of contents

  1. Vorrede 4
  2. Erster Abschnitt 9
    1. Übergang von der gemeinen sittlichen Vernunfterkenntnis zur philosophischen 9
  3. Zweiter Abschnitt 20
    1. Übergang von der populĂ€ren sittlichen Weltweisheit zur Metaphysik der Sitten 20
    2. Die Autonomie des Willens als oberstes Prinzip der Sittlichkeit 48
    3. Die Heteronomie des Willens als der Quell aller unechten Prinzipien der Sittlichkeit 49
    4. Einteilung aller möglichen Prinzipien der Sittlichkeit aus dem angenommenen Grundbegriffe der Heteronomie 50
  4. Dritter Abschnitt 54
    1. Übergang von der Metaphysik der Sitten zur Kritik der reinen praktischen Vernunft. Der Begriff der Freiheit ist der SchlĂŒssel zur ErklĂ€rung der Autonomie des Willens 54
    2. Freiheit muss als Eigenschaft des Willens aller vernĂŒnftigen Wesen vorausgesetzt werden 56
    3. Von dem Interesse, welches den Ideen der Sittlichkeit anhÀngt 57
    4. Wie ist ein kategorischer Imperativ möglich? 61
    5. Von der Ă€ußersten Grenze aller praktischen Philosophie 63
  5. Schlussanmerkung 70
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Grundlegung zur Metaphysik der Sitten