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durch seine Tauglichkeit zur Erreichung irgend eines vorgesetzten Zweckes,
sondern allein durch das Wollen, d. i. an sich, gut und, für sich selbst
betrachtet, ohne Vergleich weit höher zu schätzen als alles, was durch ihn zu
Gunsten irgend einer Neigung, ja wenn man will, der Summe aller Neigungen
nur immer zu Stande gebracht werden könnte. Wenn gleich durch eine
besondere Ungunst des Schicksals, oder durch kärgliche Ausstattung einer
stiefmütterlichen Natur es diesem Willen gänzlich an Vermögen fehlte, seine
Absicht durchzusetzen; wenn bei seiner größten Bestrebung dennoch nichts
von ihm ausgerichtet würde, und nur der gute Wille (freilich nicht etwa als ein
bloßer Wunsch, sondern als die Aufbietung aller Mittel, so weit sie in unserer
Gewalt sind) übrig bliebe: so würde er wie ein Juwel doch für sich selbst
glänzen, als etwas, das seinen vollen Wert in sich selbst hat. Die Nützlichkeit
oder Fruchtlosigkeit kann diesem Werte weder etwas zusetzen, noch
abnehmen. Sie würde gleichsam nur die Einfassung sein, um ihn im gemeinen
Verkehr besser handhaben zu können, oder die Aufmerksamkeit derer, die
noch nicht genug Kenner sind, auf sich zu ziehen, nicht aber um ihn Kennern
zu empfehlen und seinen Wert zu bestimmen.
Es liegt gleichwohl in der Idee von dem absoluten Werte des bloßen
Willens, ohne einigen Nutzen bei Schätzung desselben in Anschlag zu
bringen, etwas so Befremdliches, dass unerachtet aller Einstimmung selbst
der gemeinen Vernunft mit derselben dennoch ein Verdacht entspringen muss,
dass vielleicht bloß hochfliegende Phantasterei insgeheim zum Grunde liege,
und die Natur in ihrer Absicht, warum sie unserm Willen Vernunft zur
Regiererin beigelegt habe, falsch verstanden sein möge. Daher wollen wir
diese Idee aus diesem Gesichtspunkte auf die Prüfung stellen.
In den Naturanlagen eines organisierten, d. i. zweckmäßig zum Leben
eingerichteten, Wesens nehmen wir es als Grundsatz an, dass kein Werkzeug
zu irgend einem Zwecke in demselben angetroffen werde, als was auch zu
demselben das schicklichste und ihm am meisten angemessen ist. Wäre nun
an einem Wesen, das Vernunft und einen Willen hat, seine Erhaltung, sein
Wohlergehen, mit einem Worte seine Glückseligkeit, der eigentliche Zweck
der Natur, so hätte sie ihre Veranstaltung dazu sehr schlecht getroffen, sich die
Vernunft des Geschöpfs zur Ausrichterin dieser ihrer Absicht zu ersehen.
Denn alle Handlungen, die es in dieser Absicht auszuüben hat, und die ganze
Regel seines Verhaltens würden ihm weit genauer durch Instinkt
vorgezeichnet und jener Zweck weit sicherer dadurch haben erhalten werden
können, als es jemals durch Vernunft geschehen kann, und sollte diese ja
obenein dem begünstigten Geschöpf erteilt worden sein, so würde sie ihm nur
dazu haben dienen müssen, um über die glückliche Anlage seiner Natur
Betrachtungen anzustellen, sie zu bewundern, sich ihrer zu erfreuen und der
wohltätigen Ursache dafür dankbar zu sein; nicht aber, um sein
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Grundlegung zur Metaphysik der Sitten
- Title
- Grundlegung zur Metaphysik der Sitten
- Author
- Immanuel Kant
- Date
- 1785
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 70
- Keywords
- Philosophie, Vernunft, Aufklärung, Ethik, Kritik
- Category
- Geisteswissenschaften
Table of contents
- Vorrede 4
- Erster Abschnitt 9
- Zweiter Abschnitt 20
- Übergang von der populären sittlichen Weltweisheit zur Metaphysik der Sitten 20
- Die Autonomie des Willens als oberstes Prinzip der Sittlichkeit 48
- Die Heteronomie des Willens als der Quell aller unechten Prinzipien der Sittlichkeit 49
- Einteilung aller möglichen Prinzipien der Sittlichkeit aus dem angenommenen Grundbegriffe der Heteronomie 50
- Dritter Abschnitt 54
- Übergang von der Metaphysik der Sitten zur Kritik der reinen praktischen Vernunft. Der Begriff der Freiheit ist der Schlüssel zur Erklärung der Autonomie des Willens 54
- Freiheit muss als Eigenschaft des Willens aller vernünftigen Wesen vorausgesetzt werden 56
- Von dem Interesse, welches den Ideen der Sittlichkeit anhängt 57
- Wie ist ein kategorischer Imperativ möglich? 61
- Von der äußersten Grenze aller praktischen Philosophie 63
- Schlussanmerkung 70