Page - 224 - in Vertragsrecht in der Coronakrise
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							seits ihres Arbeitsverhältnisses auf krisenbedingte Veränderungen öffentli-
cher Infrastrukturen reagieren müssen und dabei nicht selten in Zielkon-
flikte mit den Interessen ihres Arbeitgebers geraten. Dabei bilden die Ar-
beitsvertragsparteien in der Pandemie gewissermaßen eine wirtschaftliche
Schicksalsgemeinschaft, verfolgen sie doch zum Zwecke ihrer Existenzsi-
cherung das gemeinsame Ziel, den Betrieb sicher durch die Krise zu navi-
gieren.
Der nachfolgende Beitrag soll sich mit der Frage auseinandersetzen, wie
es um die Krisensicherheit des Arbeitsvertragsrechts im Pandemiefall be-
stellt ist. Es soll beleuchtet werden, welche arbeitsvertraglichen Risiken
durch den Ausbruch des Coronavirus ausgelöst oder vergrößert werden
und welche Regelungen das Arbeitsrecht für eine interessengerechte Be-
handlung dieser Risiken bereithält. Dabei wird festzustellen sein, dass so-
wohl das Allgemeine Schuldrecht als auch das besondere Arbeitsvertrags-
recht an zahlreichen Stellen abstrakte Wertungsentscheidungen treffen,
die sich in der gegenwärtigen Krise trotz ihrer Neuartigkeit nutzbar ma-
chen lassen. Flankiert wird das Vertragsrecht dabei von öffentlich-rechtli-
chen Unterstützungsmaßnahmen für den Arbeitsmarkt, wobei stellvertre-
tend das Kurzarbeitergeld zu nennen ist. Diese Maßnahmen sollen in An-
betracht des vertragsrechtlichen Charakters dieser Tagung hier nur inso-
weit Erwähnung finden, wie sie Auswirkungen auf das Rechte- und Pflich-
tenprogramm der Arbeitsvertragsparteien haben.1 Aus demselben Grund
sollen auch kollektivrechtliche Fragestellungen, insbesondere solche über
die Befugnisse des Betriebsrates in Pandemiezeiten, in dieser Untersu-
chung nur von untergeordneter Rolle sein.2
Arbeitsvertragliche Leistungsrisiken in der Corona-Pandemie
Will man sich einen Überblick über die pandemiebedingten Besonderhei-
ten des Arbeitsvertragsrechts verschaffen, so blickt man zunächst auf ein
hochdiverses Feld verschiedenartiger Fragestellungen in der gesamten Brei-
te des individualarbeitsrechtlichen Problemspektrums. Die Coronakrise
wirkt sich dabei nicht bloß auf Fragen der Entgeltfortzahlung und des Ar-
beitsschutzes aus, sondern strahlt auf zahlreiche arbeitsrechtliche Teildiszi-
plinen wie das Kündigungsrecht, das Urlaubsrecht und sogar das Befris-
tungsrecht aus. Hinzu kommt, dass sich die entstehenden Rechtsfragen in
A.
1 Hierzu ausführlich C. Zieglmeier, DStR 2020, 729.
2 Zur Rolle des Betriebsrates in Pandemiefällen M. Lützeler, ARP 2020, 117.
Stephan Klawitter
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https://doi.org/10.5771/9783748909279, am 02.10.2020, 12:06:58
Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb
					
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						Vertragsrecht in der Coronakrise
							
				- Title
 - Vertragsrecht in der Coronakrise
 - Author
 - Daniel Effer-Uhe
 - Editor
 - Alica Mohnert
 - Location
 - Baden-Baden
 - Date
 - 2020
 - Language
 - German
 - License
 - CC BY-NC-ND 4.0
 - ISBN
 - 978-3-7489-0927-9
 - Size
 - 15.3 x 22.7 cm
 - Pages
 - 258
 - Categories
 - Coronavirus
 - Recht und Politik
 
Table of contents
- Corona und das Allgemeine Leistungsstörungsrecht 11
 - Wegfall der Geschäftsgrundlage als Antwort des Zivilrechts auf krisenbedingte Vertragsstörungen? - Systemerwägungen zu §313 BGB und sachgerechter Einsatz in der Praxis - 47
 - Verbraucher- und Gläubigerrechte in der Corona-Krise –Ausweitung oder Einschränkung? 73
 - Die vertragsrechtlichen Regelungen in Art.240 EGBGB: Voraussetzungen, Rechtsfolgen, offene Fragen 95
 - Niemand zahlt mehr Miete!? ‑ Die Corona-Krise und ihre Auswirkungen auf die Pflicht zur Mietzahlung 147
 - Aktuelle Probleme im Reiserecht durch die Corona-Krise 175
 - Transportrecht in der Corona-Krise 205
 - Das Arbeitsvertragsrecht in der Coronakrise 223
 - Vertragsrecht in der Corona-KriseCOVInsAG: Auswirkungen auf die Insolvenzantragspflicht und die Haftung der Organe 245