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14 A. Kontexte, Aspekte, Kommentare
Euer Hochwohlgeboren !
Beiliegend gestatte ich mir, ein Manuskript zu ĂĽbersenden, von dem ich hoffe, dass es fĂĽr eine
Veröffentlichung im »Juden« in Betracht käme.
Vielleicht ist es mir erlaubt, einige Geleitworte vorauszuschicken. Das vorliegende Bruch-
stĂĽck aus einem Drama ist ein in sich abgeschlossener Prolog von etwa 270 Versen Umfang
und leitet eine »Erlöser« betitelte dramatische Dichtung ein. In dieser mache ich den Versuch,
die jüdische Messiasidee der allein erlösungsfähigen Gerechtigkeit den Erlösergestalten der
Lehren Christi, Buddhas, Zarathustras und Sokrates’ gegenüber an die Seite zu stellen, indem
ich den jüdischen Erlöser Bar Kochba, den Erben Mosches, den Vertretern der Weltanschau-
ung der »alleinseligmachenden« Liebe oder Selbstverleugnung oder Suche nach Wahrheit
gegenĂĽberstelle. Alle glauben, dass ihr Evangelium die Welt erlösen muss, undÂ
– alle scheitern.
Die Welt kann nicht von einem Messias »erlöst« werden. – Jeder wird nur dadurch Erlöser,
dass er den andern Menschen den Weg zum Gottmenschen zeigt, wie er, der Messias, ihn
selber geht :
Wann werdet ihr zu Menschen ?
– Nur im Kampf.
Wann mehr als Menschen ?
– Wenn ihr Menschen opfert.
Wann werdet ihr zu Göttern ?
– Wenn ihr euch zum Opfer bringt … (E 64)
Sein Beispiel, sein Opfer um seiner Idee, seiner Liebe willen zu den Menschen, die Erlösung
seiner selbst vom MenschenÂ
– das ist der Sinn des Messias. Ewig ist die Idee der Welterlösung
in den vier Offenbarungen. Ewig wird der Logos zum Fleisch, wenn die Menschheit danach
ruft ; ewig erstehen Erlöser ; nie aber wird die Erlösung vollendet, die jeder an sich vollenden
muss und in sich …
Diese Gedanken, die die leitende Idee meines Dramas bilden, sind im »Prolog« dazu schon
ausgesprochen. Wenn Sie, verehrter Meister, diesen »Prolog« für geeignet halten, in ihrer Zeit-
schrift »Der Jude« abgedruckt zu werden, so würden Sie mir dadurch eine aufrichtige Freude
bereiten.
Indem ich Euer Hochwohlgeboren bitte, die Versicherung meiner vollkommenen Vereh-
rung empfangen zu wollen, zeichne ich in vorzĂĽglicher Hochachtung
Wolfgang Weisl
Wien, VII., Kirchengasse 481
1 Ungedruckter Brief (Nationalbibliothek Jerusalem, Martin Buber Archive, Aktenzahl : Arc Ms Var
350 008 874).
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Wolfgang von Weisl
Schauspiel und Roman im Zeichen des modernen politischen Zionismus
Erlöser - Der Anfang der Wandlung Israels
- Title
- Wolfgang von Weisl
- Subtitle
- Schauspiel und Roman im Zeichen des modernen politischen Zionismus
- Editor
- Dietmar Goltschnigg
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21056-6
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 362
- Category
- Biographien
Table of contents
- Vorwort 7
- AbkĂĽrzungen und Zitierweise 11
- A. Kontexte, Aspekte, Kommentare 13
- Erlöser 13
- EinbĂĽrgerung Wolfgang von Weisls in British Palestine 22
- Arnold Zweig: De Vriendt kehrt heim … 23
- Der Anfang der Wandlung Israels 28
- B. Wolfgang von Weisl 51
- Erlöser. Ein ernstes Spiel von letzten Dingen 51
- C. Wolfgang von Weisl 143
- Der Anfang der Wandlung Israels. Roman 143
- D. Anhang 335
- 1. Zeittafel 335
- 2. Biographische Daten 341
- 3. Sachen, Begriffe, Orte, Glossar 346
- 4. Bibliographie 353
- 5. Personenregister 355