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30 A. Kontexte, Aspekte, Kommentare
Kämpfe des Jahres 1920 unter dem Titel Tel-Chai. Sinn und Geschichte der Verteidi-
gung erschienen, herausgegeben vom Deutschen Landesverband des Hechaluz (»Der
Pionier«), dem Dachverband zionistischer Jugendorganisationen. Darin wurden an-
hand historischer Quellen, Protokolle, Berichte, Briefe, Kommentare, politischer Be-
schlüsse, Debatten im Vaad Leumi, Tagebücher, Memoiren und »Würdigungen« un-
mittelbar Beteiligter und distanzierter Beobachter (darunter Avraham Ussishkin, David
Ben-Gurion und Wladimir Zeev Jabotinsky) die dramatischen Ereignisse dargestellt.
Der umfangreichste Beitrag entstammt den Tagebüchern Joseph Trumpeldors36, ergänzt
durch seinen »letzten Brief«37 und einige seiner als Motti der Broschüre vorangestellten
Aphorismen, die keineswegs militant, sondern moderat und friedfertig klingen : »Ver-
giß nicht, daß Du nach Erez Jisrael gehst, nicht um Heldentaten auszuüben, sondern
um zu arbeiten.« Oder metaphorischer : »Nicht Schwerter, sondern Frieden tragen wir
in das Land Jisrael. Nur eine außergewöhnliche Situation kann uns zwingen, unsere
Pflugscharen zu Schwertern umzuschmieden.«38 Vermutlich hat Weisl auch durch diese
Broschüre einige Anregungen für seinen Roman empfangen, jedenfalls gibt es in der
spannungsgeladenen Darstellung der jüdisch-arabischen Kämpfe und in der Beschrei-
bung der Akteure etliche Übereinstimmungen. In die Broschüre wurden sogar Berichte
eines arabischen Kommandanten aufgenommen, was deshalb bemerkenswert ist, weil
der Beginn des Romans aus arabischer Perspektive geschildert wird.
Schon ein Jahr nach der Veröffentlichung des Erlöser-Dramas war der zionistische
Freiheitskampf in Palästina in eine neue historisch-politische Phase getreten. Infolge
der jüdisch-arabischen Zusammenstöße vom Februar/März 1920 in Obergaliläa wurde
der Heldenmythos Bar Kochbas in der ebenso tragischen Gestalt des heroischen Mär-
tyrers Joseph Trumpeldor wieder ins kollektive Gedächtnis des jüdischen Volkes ge-
rufen. Weisls Romanheld Eldad Schu’al versetzt sich explizit in die Rolle des antiken
jüdischen »Sternensohns«. Als er beim Jaffator in Jerusalem – desillusioniert von der
britischen, mit der antiken römischen Besatzung gleichgesetzten Mandatsmacht – arg-
wöhnisch »den Union-Jack am Flaggenmast« beäugt, wiederholt er im Stillen »das Ge-
bet des großen Rebellen Bar Kochba« : »Herr Gott ! schütze uns vor unseren Freunden
–
mit unseren Feinden werden wir dann schon allein fertig werden !«39
Die Reihe der heroischen jüdischen Freiheitskämpfer von Simson über David und
Judas Makkabäus bis hin zu Simon Bar Kochba findet in Eldad Schu’al, dem legiti-
36 Tel-Chaj. Sinn und Geschichte der Verteidigung. Hg. von Chaluz. Deutscher Landesverband. Berlin
1934, S.
22–33.
37 Ebda, S.
58
f.
38 Ebda, S.
6
f.
39 Bonmot, das dem französischen Aufklärer Voltaire zugeschrieben wird (vgl. AWI 187, Anm. 65).
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Wolfgang von Weisl
Schauspiel und Roman im Zeichen des modernen politischen Zionismus
Erlöser - Der Anfang der Wandlung Israels
- Title
- Wolfgang von Weisl
- Subtitle
- Schauspiel und Roman im Zeichen des modernen politischen Zionismus
- Editor
- Dietmar Goltschnigg
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21056-6
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 362
- Category
- Biographien
Table of contents
- Vorwort 7
- Abkürzungen und Zitierweise 11
- A. Kontexte, Aspekte, Kommentare 13
- Erlöser 13
- Einbürgerung Wolfgang von Weisls in British Palestine 22
- Arnold Zweig: De Vriendt kehrt heim … 23
- Der Anfang der Wandlung Israels 28
- B. Wolfgang von Weisl 51
- Erlöser. Ein ernstes Spiel von letzten Dingen 51
- C. Wolfgang von Weisl 143
- Der Anfang der Wandlung Israels. Roman 143
- D. Anhang 335
- 1. Zeittafel 335
- 2. Biographische Daten 341
- 3. Sachen, Begriffe, Orte, Glossar 346
- 4. Bibliographie 353
- 5. Personenregister 355