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36 A. Kontexte, Aspekte, Kommentare
fasser eines »Memorandums« (vgl. LWV 234)47, das die politische und ökonomische
Basis für eine millionenfache jüdische Einwanderung nach Palästina schaffen und mi-
litärischen Schutz gegen die permanent drohenden arabischen Angriffe als Vorausset-
zung für die Errichtung eines israelischen Staats gewährleisten sollte. Sofern in Eldads
Kolonisationsplänen gewisse Skrupel aufkeimen, sind diese rasch überwunden. Zwar
empfindet er sich mit seinen Kameraden gegenüber den arabischen »Eingeborenen«, die
ihnen unheimliche und hasserfüllte Blicke zuwerfen, durchaus selbstkritisch als »Ein-
dringlinge«, mit denen jemals als »Freunde« oder »gute Nachbarn« zusammenzuleben,
unvorstellbar sei :
Nein, die Juden waren nicht Heimkehrer in dieser semitischen Welt, nicht Heimkehrer vor
dieser Moschee, von deren Turm die Kehle des Muezzins soeben ihren Gebetsruf über die Ha-
fengässchen sang, nicht Heimkehrer in diesen dunklen, verwitterten Durchgängen mit ihren
glitschigen Pflastersteinen, die wie feindliche Fallen aussahen, für die fremden Nordländer. Sie
kamen als Eroberer ins Land
–
Aber, so möchte Eldad zur Verteidigung der jüdischen »Eindringlinge« einschränken,
sie seien »als waffenlose Eroberer« gekommen. »Als flüchtende Verfolgte, die hier ihr Bett-
lergewand wie eine Maske abzuwerfen wünschten, um dann verwandelt als freie Herren
auf eigenem Boden zu stehen […]. Aber ob es ihnen gelingen würde ? Es müsste die
solini vgl. Weisls Brief vom 20. Januar 1927 (LWV 51 ff.), in dem er Jabotinsky unverblümt aufge-
fordert hatte, einen nationaljüdischen, antidemokratischen und antiparlamentarischen »Führerstaat«
vom Schlage Mussolinis anzustreben, was Jabotinsky jedoch ablehnte. Gleichwohl wurde Jabotinsky
von linkszionistischer Seite, namentlich von David Ben-Gurion, sogar als »Wladimir Hitler« diffa-
miert (Tom Segev : Ben Gurion. Ein Staat um jeden Preis. München : Siedler 2018, S.
238
f., 255
f.).
Rückblickend verwahrte sich Weisl in seiner 1963 verfassten historisch-politischen Darstellung des
Revisionismus in Österreich vehement gegen alle Versuche, die in den 1920/30-er Jahren von Ja-
botinsky und ihm postulierte »Einheitsfront aller Juden Palästinas« als »faschistische Theorie« im
Zeichen Mussolinis zu diskriminieren, »die damals gerade begann, bekannt zu werden« (LWV 54
f.).
Zur historischen Darstellung des nationaljüdischen revisionistischen Zionismus bis zur Gründung
des Staates Israel siehe besonders die kenntnisreichen Arbeiten von Anita Shapira (Land and Power.
The Zionist Resort to Force, 1881–1948. New York : Oxford University Press 1992) und Yael Zeru-
bavel (Recovered Roots. Collective Memory and the Making of Israeli National Tradition. Chicago :
UChP 1996).
47 WvW hat ein solches, zum Teil schon in Wien ausgearbeitetes »Memorandum« bei seinem ers-
ten Aufenthalt in Jerusalem 1922 dem Vorsitzenden des Keren Kayemet (Jüdischen National-
fonds), Avraham Menachem Ussishkin, überreicht (LWV 234 f.), mit dem im Roman auch Eldad
Schu’al Gespräche über Grund- und Bodenerwerb für die jüdischen Siedler zu führen beabsichtigt
(AWI
245).
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Wolfgang von Weisl
Schauspiel und Roman im Zeichen des modernen politischen Zionismus
Erlöser - Der Anfang der Wandlung Israels
- Title
- Wolfgang von Weisl
- Subtitle
- Schauspiel und Roman im Zeichen des modernen politischen Zionismus
- Editor
- Dietmar Goltschnigg
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21056-6
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 362
- Category
- Biographien
Table of contents
- Vorwort 7
- Abkürzungen und Zitierweise 11
- A. Kontexte, Aspekte, Kommentare 13
- Erlöser 13
- Einbürgerung Wolfgang von Weisls in British Palestine 22
- Arnold Zweig: De Vriendt kehrt heim … 23
- Der Anfang der Wandlung Israels 28
- B. Wolfgang von Weisl 51
- Erlöser. Ein ernstes Spiel von letzten Dingen 51
- C. Wolfgang von Weisl 143
- Der Anfang der Wandlung Israels. Roman 143
- D. Anhang 335
- 1. Zeittafel 335
- 2. Biographische Daten 341
- 3. Sachen, Begriffe, Orte, Glossar 346
- 4. Bibliographie 353
- 5. Personenregister 355