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Wolfgang von Weisl - Schauspiel und Roman im Zeichen des modernen politischen Zionismus
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Der Anfang der Wandlung Israels 175 teidiger des Dorfes zielen, wie nach bunten Kreisen auf der Scheibe. Hoch klopft bei- den  – Arabern wie Juden  – das Herz bei dem Gefecht, aber keiner der Kämpfenden hat die Empfindung von unwiderruflichem, ja auch nur von ernstem Geschehen. Irgendwie ist das alles unwirklich. Nicht da. Nicht wahr. Dieses Schießen und Zielen  – Zielen und Schießen. Der Araber feuert auf die Häusermauern oder Fensterluken des Dorfes und sieht dabei keinen Verteidiger, weiß nicht, ob er traf oder nicht. Und die Juden verknal- len ihre spärlichen Patronen nach den verdächtigen Stellen im Röhricht und im Gras, wo die Kriechspuren verschwinden, und treffen ebenso wenig. Denn Juden wie Araber schossen schlecht : beide aus der gleichen Ursache  – ihrer Armut halber. Patronen kos- ten Geld, viel Geld. Und arme Leute, die mit Geld sparen müssen, sparen auch mit Patronen und werden deshalb niemals gute Schützen. Ibrahim Beg el Atrasch war unzufrieden. Vom Süden her drang fernes Gewehrge- knatter an sein Ohr, Kemmel Effendi griff Kfar Giladi an, Ibrahim Beg wünschte, rasch fertig zu werden und seinen Haufen mit dem Kemmel Effendis zu vereinen. Stattdessen wälzten sich seine Araber hier im Gras herum ! Er schickte ihnen Boten : »Stürmt ! Je rascher ihr stürmt, desto geringer sind die Verluste !« Die Führer ließen antworten : »Wir hören und gehorchen.« Aber sie gehorchten nicht. So gut ihre Leute auch im offenen Kampf waren, so brav sie sich gegen die alge- rischen Bataillone geschlagen hatten, die ihnen vor zwei Wochen bei eben diesem Dorf Metulla eine Schlacht lieferten : jetzt, wo es galt, verschanzte Häuser anzugreifen, ver- sagten sie, uraltem Blutinstinkt gehorchend, von dem Vorvätersagen berichten. Denn also erzählt die Geschichte aus der Zeit, da die Krieger Mekkas gegen den Gesandten Allahs, gegen Mohammed, zum Kampf zogen : Mohammed war aus Mekka nach Medina geflüchtet, und diese Stadt sollte für ihre Gastfreundschaft bestraft wer- den. 10.000 Mekkaner marschierten gegen das Häuflein Gläubiger. Der Kampf schien aussichtslos ; da riet der persische Sklave Mohammeds, rund um die Stadt einen Graben zu ziehen und einen Wall aufzuwerfen. Dieser Persersklave bestimmte an jenem Tag das Schicksal der Welt für ein Jahrtausend : vor Graben und Erdwall blieb Arabiens Ritter- schaft hilflos, Mohammed wurde gerettet, und der Islam siegte über das Heidentum. Wie jene Mekkaner scheut noch heute der Beduine vor Mauern und Wällen zu- rück. Deshalb wurde dem Befehl Ibrahim Begs nur widerstrebend gehorcht. Langsam krochen die Araber näher an die Häuser heran, so nahe, dass selbst die ungeübtesten Schützen Treffer erzielen mussten. Eine Kugel schlug dem Sohn des El H’san-Scheichs in die Schulter ; das rinnende Blut der leichten Wunde machte ihn rasend. Er sprang auf : »Tod den Juden !«  – und rannte gegen den Hügel. Hinter ihm die Krieger seines Stammes. Der Sturm begann. Harzwi, der Steinbrucharbeiter aus Jerusalem, führte an dieser Ecke Metullas die Verteidigung, neben ihm der Anwalt Steinberg und der siebzehnjährige Gymnasiast, der Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Wolfgang von Weisl Schauspiel und Roman im Zeichen des modernen politischen Zionismus
Erlöser - Der Anfang der Wandlung Israels
Title
Wolfgang von Weisl
Subtitle
Schauspiel und Roman im Zeichen des modernen politischen Zionismus
Editor
Dietmar Goltschnigg
Publisher
Böhlau Verlag
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21056-6
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
362
Category
Biographien

Table of contents

  1. Vorwort 7
  2. AbkĂĽrzungen und Zitierweise 11
  3. A. Kontexte, Aspekte, Kommentare 13
  4. Erlöser 13
  5. EinbĂĽrgerung Wolfgang von Weisls in British Palestine 22
  6. Arnold Zweig: De Vriendt kehrt heim … 23
  7. Der Anfang der Wandlung Israels 28
  8. B. Wolfgang von Weisl 51
  9. Erlöser. Ein ernstes Spiel von letzten Dingen 51
  10. C. Wolfgang von Weisl 143
  11. Der Anfang der Wandlung Israels. Roman 143
  12. D. Anhang 335
  13. 1. Zeittafel 335
  14. 2. Biographische Daten 341
  15. 3. Sachen, Begriffe, Orte, Glossar 346
  16. 4. Bibliographie 353
  17. 5. Personenregister 355
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