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Von der funktionalen Tanzmusik zur autonomen Komposition
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len Gesellschaft. Bei letzteren greift er aktuelle technische Entwicklungen auf, manche Titel (man denke
an „Delirien“ für den Medizinerball) stießen auf Kritik in den Rezensionen.
b) Personenbezogene Titel: Bei Märschen („Erzherzog-Carl-Marsch“, „Liechtenstein-Marsch“) wird der
Widmungsträger direkt in den Titel einbezogen.
c) Anlassbezogene Titel: Für Veranstaltungen, die ein bestimmtes Ereignis feiern, wird der Titel anlassbe-
zogen gewählt: „Gruß an München“ (Eröffnung der Westbahnstrecke) oder „Turner-Quadrille“ seien
stellvertretend genannt. In diese Kategorie fallen auch Ereignisse im Kaiserhaus (Vermählungen, Ge-
burten), z. B. „Ungarischer Krönungsmarsch“, oder Bezüge zu den Aufführungsorten („Neue-Welt-
Bürger“).
d) Charakterstudien: Insbesondere die Polkas tragen Titel, die Josefs Vorlieben erkennen lassen. Blumen-
namen waren – auch bei anderen Komponisten – beliebt, manche Polkas oder Walzer nehmen Bezug
auf Frauen und ihre Charaktere: „Die Emancipirte“ oder „Frauenwürde“ seien erwähnt. Straussforscher
verweisen auf Josefs enge Beziehung zu seiner Frau Caroline, die sich in Titelwahl und musikalisch-
liebevoller Ausgestaltung widerspiegelt („Brennende Liebe“ dürfte in diese Kategorie fallen).
Quellen
Vom autograph Zur drucKfassung
Herausgeber von Noteneditionen bemühen sich, die chronologische Reihenfolge der Quellen und deren
Abhängigkeit voneinander eindeutig zu bestimmen und im Kritischen Bericht darzustellen. Da sich na-
hezu kein einziges der Autographe von Josef Strauss erhalten hat, können wir nicht einmal die Quellen
für die Partiturabschriften, die als Stichvorlage für die Verlage dienten, benennen (wir können lediglich
vermuten, dass dem Kopisten eine autographe Partitur oder Originalstimmen vorlagen). „Urtextausga-
ben“, wie sie selbst für Johann Strauss in vielen Fällen herstellbar sind, sind für Josef Strauss ein heikles
Unterfangen.
autograph – abschrift
Über den Verbleib der autographen Partituren liegen keine gesicherten Nachrichten vor. Entweder wur-
den sie von Eduard Strauss zusammen mit dem Stimmenmaterial der Strausskapelle verbrannt, oder sie
gingen bei den Verlagen, denen sie für die Erstellung der Stichvorlagen übergeben worden waren, verlo-
ren.94
Partiturabschriften stellen die wichtigste Erstquelle dar, vor allem dort, wo keine Orchesterstimmen
gedruckt wurden. Für die von Carl Haslinger herausgegebenen Werke (auf dem Titelblatt der Abschrift
wurden die einzelnen anzufertigenden Arrangements mit den dafür vorgesehenen Druckplattennum-
mern sowie die Opuszahl vermerkt) haben sich die meisten erhalten, die Druckvorlagen für den Verlag
C. A. Spina sind hingegen verschollen.
Etliche Abschriften haben zweifelhaften Quellenwert: Partitur- und Stimmenabschriften95, welche die
ursprüngliche Orchestergröße durch Hinzunahme weiterer Instrumente veränderten, finden sich ebenso
wie Arrangements, bei denen die Originalquelle nicht zu bestimmen ist.
drucKe
Klavier: Die wichtigste – und für nicht wenige Werke sogar einzige – Druckausgabe ist die Klavierfas-
sung. Darin liegt ein gewisser Widerspruch, denn Strauss (wie alle anderen Tanzmusikkomponisten vor
und neben ihm) schrieb nicht für Klavier, sondern für Orchester. Die Klavierfassungen wurden von ver-
lagseigenen Arrangeuren angefertigt, Basis waren die Stichvorlagen (siehe oben). Die Klavierausgaben bo-
94 Erwähnt sei die Sammlung Josef Simon, die etliche Autographe, Abschriften und Erstdrucke der Werke Lanners und der
Straussfamilie umfasste. Teile dieser Sammlung liegen heute in der Wienbibliothek.
95 Wo Partiturabschriften oder gedruckte Stimmensätze fehlen, stellen Stimmenabschriften oft die einzige Quelle für die Orches-
terfassung dar.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Josef Strauss
Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
- Titel
- Josef Strauss
- Untertitel
- Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
- Autor
- Wolfgang Dörner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21404-5
- Abmessungen
- 21.4 x 30.0 cm
- Seiten
- 496
Inhaltsverzeichnis
- Gebrauchsmusik im 19. Jahrhundert 9
- Von der funktionalen Tanzmusik zur autonomen Komposition 17
- Aufbau und Systematik des Werkverzeichnisses 37
- Werkverzeichnis
- I. Gedruckte Werke mit Opuszahl 45
- II. Gedruckte Werke ohne Opuszahl 431
- III. Ungedruckte Werke 445
- IVa. Ungedruckte Werke, in Autographen bzw. Abschriften erhalten 459
- IVb. Ungedruckte Werke, Autographe in Antiquariatskatalogen erwähnt 465
- V. Bearbeitungen – Aufführungen von Werken anderer Komponisten (Auswahl) 467
- Anhang