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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
Seite - 1073 -
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1073 Priesterseminar gewandelt und blieb als gemeinsame Institution bei- der Diözesen bis 1858 bestehen. Mit der Übertragung des Bischofssitzes der Diözese →  Lavant/Lavantinska škofija von →  St. Andrä im Lavantal (Šentandraž v La- botski dolini) nach →  Maribor und der damit verbun- denen territorialen Neuordnung der Diözesen sowie der Gründung eines diözeseeigenen Priesterseminars in Maribor ging ein Teil der Alumnen verloren. In der liberalen Ära ging die Zahl der Alumnen im Klagen- furter Priesterseminar rapide zurück und sank auf 14 im Jahre 1870. Erst unter Bischof Josef →  Kahn kam es zur Wende, die einerseits auf die Aufnahme von Kandidaten aus anderen Kronländern und dem Aus- land sowie auf das →  Marianum zurückzuführen ist. Ab 1887 übernahmen Patres des →  Jesuitenordens die vakanten Lehrstühle und bis 1911 auch seine Direktion. Schon vor dem Ersten Weltkrieg kamen auch Welt- geistliche bei der Besetzung von Lehrstühlen zum Zug u. a. Martin und Lambert →  Ehrlich sowie Gregorij →  Rožman, nach dem Krieg Rudolf →  Blüml. Nach vielen Bemühungen um einen Neubau, die in die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg zurückreichen, konnte am 2. Dezember 1932 ein neues, modernes Priesterhaus am Lendkanal bezogen werden. 1939 mussten die Theo- logen weichen, das Haus wurde von der NS-Gauver- waltung in Besitz genommen. Die Theologen kamen zunächst nach →  St.  Georgen am Längsee (Šentjurij ob Dolgem jezeru). Ihre Zahl ging wegen der Einbe- rufungen zur Wehrmacht permanent zurück. Von hier zogen sie 1943 ins Domstiftsgebäude in Gurk (Krka) und kehrten erst 1953 nach Klagenfurt/Celovec zurück. Anton Martin Slomšek versuchte als Theologiestu- dent in Klagenfurt/Celovec (1821–1825) einen Lehr- stuhl für die slowenische Sprache zu erwirken, was vom Illyrischen Gubernium negativ beschieden wurde. Mit Zustimmung des Direktors begann Slomšek darauf- hin mit Slowenischkursen auf freiwilliger Basis und animierte seine Kommilitonen zur literarischen Betä- tigung. Mit staatlicher Einwilligung unterrichtete er aber auch Juristen und Beamte im Slowenischen und stellte staatlich anerkannte Zeugnisse aus. Als Spiritual des gemeinsamen Provinzialseminars setzte er diese Arbeit fort. Im Priesterhaus und Priesterhausnähe be- wegte sich auch jener Kreis von Slowenen, die zu den führenden Köpfen der slowenischen Wiedergeburt (→  Preporod) gezählt werden (Matija →  Ahacel, Ka- rel →  Robida, Urban →  Jarnik, Matija →  Majar, Matthias →  Schneider, Andrej →  Einspieler). 1848 engagierte sich ein Teil der Seminaristen für eine Vereinigung aller Slowenen (→  Zedinjena Slovenija), Seminaristen traten dem →  Slovensko družtvo v Ce- lovcu [Slowenischer Verein in Klagenfurt] bei und ver- einigten sich im eigenen Klub (Verein), der nach 1888 als →  Akademija slovenskih bogoslovcev [Akademie der slowenischen Priesterseminaristen] wieder Bedeutung erlangen sollte. Die Seminaristen gaben die Zeitschrif- ten Venec (1848–1860) und Lipa (1861–1871) heraus und übten sich so in der slowenischen Sprache (→  Pu- blizistik). Diese Tradition setzten sie mit Unterbre- chungen mit dem →  Bratoljub (1888–1968) fort. Im Priesterseminar kam es seit den 1880er-Jahren wiederholt zu z. T. scharfen nationalen Spannungen. Bischof Kahn versuchte diese durch eine gemein- same Akademie für deutsch- sowie slowenischspra- chige Alumnen und andere Maßnahmen abzufedern. Von einer Gleichstellung beider →  Landessprachen im Priesterhaus konnte keine Rede sein, Slowenisch wurde wiederholt diskriminiert und hintangesetzt. Von kirchlicher Seite wurde das Problem einzig von Prälat Valentin →  Podgorc thematisiert. Dennoch spielte das Klagenfurter Priesterseminar für die Slowenen eine enorme Rolle. Die slowenische Geistlichkeit bekam die notwendige fachliche pastorale Ausbildung und wurde zum gesellschaftlichen Engagement in christlich-sozia- lem Sinne angeregt. In »nationaler« Hinsicht blieben die slowenischen Seminaristen auf sich allein gestellt bzw. gewannen an Selbstbewusstsein und Identität in der Akademija slovenskih bogoslovcev – z. T. in Widerstand ge- gen die Institutsleitung. Praktisch alle Geistlichen, die in slowenischen Vereinen von der 2. Hälfte des 19. Jh.s bis zum ausgehenden 20. Jh. tätig waren, erhielten hier ihre Ausbildung und waren auch Mitglieder der Akademie, welche Prälat Rudolf Blüml vor dem Zweiten Welt- krieg als »Kindergarten« der →  Sodaliteta bezeichnete. Lit.: V. Müller : Das Diözesanseminar und die theologische Lehranstalt in Klagenfurt. In : Hermann Zschokke : Die theologischen Studien und Anstalten der katholischen Kirche in Österreich. Wien-Leipzig 1894, 725–743 ; A. Maier : Kirchengeschichte von Kärnten. 3 Bde. Klagenfurt 1951–1956 ; J. Unterluggauer : Bischof »Deo Gratias«. Kahns Leben und Werk. Klagenfurt 1952 ; J. Obersteiner : Die Bischöfe von Gurk (1072–1822). Klagenfurt 1969 ; J. Obersteiner : Die Bischöfe von Gurk (1824–1979). Klagenfurt 1980 ; H. Rumpler : Katholische Kirche und Nationalitätenfrage in Kärnten. Die Bedeutung des Klagenfurter Pries- terseminars für die Ausbildung des slowenischen Klerus (1848–1920). In : SDA 30/31 (1987/1988) 40–77 ; A. Hornig : Das Kärntner Priesterse- minar 1887–1938 (Dipl.-Arb.). Salzburg 1989 ; P. G. Tropper : Kirche im Gau. Dokumente zur Situation der katholischen Kirche in Kärnten von 1938 bis 1945. Klagenfurt 1995 ; P. G. Tropper : Vom Missionsge- biet zum Landesbistum. Organisation und Administration der katholi-
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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Untertitel
Von den Anfängen bis 1942
Band
3 : PO - Ž
Autoren
Katja Sturm-Schnabl
Bojan-Ilija Schnabl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79673-2
Abmessungen
24.0 x 28.0 cm
Seiten
566
Kategorien
Geographie, Land und Leute
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
  2. Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
  3. Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
  4. Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
  5. Verzeichnis der Abbildungen 1580
  6. Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
  7. Biographien der Herausgeber 1602
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