Seite - 1093 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
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Publizistik, slowenische in Kärnten/Koroška
Sie wich nach Wien aus. Zwei katholische Drucke-
reien wurden unter Druck gesetzt und verweigerten
ihre Herstellung, schließlich übernahm nach fünf Ver-
suchen die tschechische Druckerei Melantrich ihren
Druck. Die Zeitung brachte auch Beiträge in deutscher
Sprache, die über zahlreiche tätliche Überfälle und
andere Drangsalierungen von Slowenen in Kärnten/
Koroška nach dem Plebiszit berichteten. Gerade diese
waren den Gegnern der Slowenen ein Dorn im Auge
und sie wollten eine Zensur des Blattes vor Druckle-
gung durchsetzen. Als Herausgeber scheinen die Pries-
ter Valentin → Podgorc und Jurij → Trunk auf. Jurij
Trunk wanderte noch 1921 in die Vereinigten Staaten
von Amerika aus. Die Zeitung wollte jedes Unrecht
publik machen, das den Slowenen in Kärnten/Koroška
nach der Abstimmung zugefügt wurde. Die Öffentlich-
keit sollte informiert werden (→ Vertreibung 1920).
Am 5. März 1921 tagte in Klagenfurt/Celovec
erstmals nach der Volksabstimmung der vormals mit
dem Zusatz katholisch/katoliško versehene Verein
→
(›Katoliško‹) Politično in gospodarsko društvo za Slo-
vence na Koroškem [Politischer und wirtschaftlicher
Verein für die Slowenen in Kärnten]. Die Delegierten
wählten einen neuen Vereinsausschuss und beschlossen
die Herausgabe einer slowenischen Wochenzeitung.
Am 23. März 1921 erschien die erste Nummer des
→
Koroški Slovenec [Kärntner Slowene]. Der Un-
tertitel lautete List za politiko, gospodarstvo in prosveto
[Blatt für Politik, Wirtschaft und Kultur]. Auch dieses
Wochenblatt musste in Wien in der Lidova tiskarna,
einer tschechischen Druckerei, gedruckt werden. Als
Herausgeber fungierte offiziell lange Zeit Bohumil Si-
rotek. Auch die angeführten Redakteure Josef Zin-
kovsky und Jaroslav Maly waren nur vorgeschoben.
Der tatsächliche Herausgeber war der genannte Verein,
die wahren Redakteure Rado → Wutte und Vinko
→
Zwitter, den Vertrieb besorgte Vereinssekretär Jo-
sip → Zupan. 1938 übernahm Franz →
Petek ihre
Herausgeberschaft. Ab 1939 wurde die Zeitung in Kla-
genfurt/Celovec gedruckt. Ab 1938 hatte die Zeitung
die Beilage → Mladi Korotan [Junges Kärnten], die
jungen Lesern gewidmet war. Nach dem Überfall des
Deutschen Reiches auf Jugoslawien wurde die Zeitung
eingestellt. Bereits während der Zeit des Austrofaschis-
mus hatte sie verschiedene Konzessionen gemacht. In
dieser Zeit und unter dem NS-Regime unterlag sie
auch einer strengeren Zensur. Trotzdem muss fest-
gehalten werden, dass sie öfters auch Kommentare
und Berichte veröffentlichte, die ansonsten in keiner deutschsprachigen Zeitung oder Zeitschrift hätten er-
scheinen können. Ihre Zensoren waren sprachlich an-
scheinend nicht entsprechend qualifiziert. Nach Quel-
lenangaben und Angaben aus der Sekundärliteratur
betrug ihre Auflage zwischen 5.000 und 5.600 Exem-
plaren. Das Wochenblatt vertrat die kulturellen, natio-
nalen und wirtschaftlichen Interessen der slowenischen
Volksgruppe in Kärnten/Koroška, wollte auf die Prinzi-
pien der katholischen Kirche Rücksicht nehmen, ohne
jedoch die Ungerechtigkeiten im kirchlichen Bereich,
von denen die Slowenen nach der Abstimmung betrof-
fen waren, zu verschweigen. Weiters wollte die Zeitung
ihre Leser über die bürgerlichen Rechte aufklären. Das
Blatt brachte hauptsächlich Wirtschaftsberichte aus
dem landwirtschaftlichen und genossenschaftlichen
Bereich, belehrende Aufsätze, Berichte und Neuig-
keiten aus aller Welt und konzentrierte ihr Interesse
auf lokale Ereignisse und veröffentlichte teilweise in-
teressante Feuilletons. Die Zeitung war eigentlich der
tatsächliche Organisator des slowenischen kulturellen,
wirtschaftlichen und politischen Lebens der Kärntner
Slowenen in den Jahren 1921–1941. Da im Zweiten
Weltkrieg fast alle Protokollbücher und Archive slo-
wenischer Vereine vernichtet wurden, ist heute diese
Zeitung wichtige Quelle für Historiker. Die Zeitung
agitierte im slowenischen Sinne bei allen Gemeinde-,
Landtags und Nationalratswahlen der Ersten Republik.
Zu Beginn des Jahres 1926 erschien die Monats-
schrift → Nedelja. Mesečnik za versko izobrazbo [Sonn-
tag. Monatsblatt für religiöse Bildung]. Die Initiative
zur Gründung dieses religiösen Blattes ging von der
→ Sodaliteta aus, einer Vereinigung slowenischer Pries-
ter in Kärnten/Koroška. Die entscheidende Initiative
kam von Valentin → Limpel und Stefan →
Singer.
Die Redaktion übernahm Ivan → Lučovnik. Die
erste Nummer wurde in Klagenfurt/Celovec herge-
stellt, dann wurde die Monatszeitschrift bis Februar
1929 in → Gorizia/Gorica/Görz gedruckt, danach bis
März 1938 in → Celje und dann wieder in Klagenfurt/
Celovec. Über ihre Gesamtauflage ist nichts bekannt.
Nach Angaben einzelner Pfarrarchive dürften aber in
Kärnten/Koroška doch über 1.000 Exemplare abge-
setzt worden sein. Neben der Christenlehre brachte die
Zeitschrift viele historische Abhandlungen über slowe-
nische und zweisprachige Pfarren in Kärnten/Koroška
aus der Feder des Kirchenhistorikers Stefan Singer
und interessante Informationen über die Arbeit der
slowenischen Abteilung der diözesanen Caritas. In ihr
finden wir auch einzelne kritische Kommentare zum
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 3 : PO - Ž
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 566
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602