Seite - 1096 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
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Pussarnitz (Požarnica)
in → Völkermarkt/Velikovec das überparteiliche Blatt
→ Jugoslovenski Korotan heraus (→ Publizistik). Er
setzte sich für die vollständige Vereinigung der Serben,
Kroaten und Slowenen in einem Staat ein. Mit Beginn
der slowenischen Offensive im April 1919 ging P. an
die Front. Er kam am 29. April 1919 morgens, in der
Meinung, dass das Haus vulgo Mentl in Unterlinden/
Podlipa bei Haimburg/Vovbre in jugoslawischen Hän-
den sei, in die Küche, wo ihm die Hausfrau Franciska
Gril (die Mutter von Pavel → Gril) ein Frühstück
bereitete. Da wurde das Haus von Abwehrkämpfern
umstellt, P. in der Küche überrascht, wehrlos, trotz erho-
bener Hände wurde er erschossen und mit einem Bajo-
nett an den Fußboden »genagelt«. Neben der Hausfrau
war auch deren Tochter Zofija Gril, die Schwester von
Pavel →
Gril, Augenzeugin des Mordes. Auf Wunsch
des →
Koroški klub in → Maribor schrieb Zofija Gril
(1905–1978) (später verehelicht mit Andrej → Sturm)
einen Augenzeugenbericht über die Ereignisse, bei de-
nen das Haus mehrmals von den gegnerischen Kon-
trahenten jeweils eingenommen und wieder verloren
wurde und sie Augenzeugin von P.s Tod geworden war.
Diesen, wie sie erzählte, umfangreichen Bericht über-
gab sie im Jahre 1925 dem Koroški klub in Maribor. Of-
fenbar ist er infolge der Auflösung des Klubs durch die
Nazis während des Zweiten Weltkrieges verschollen
(vgl. auch Florijan →
Ellerdsorfer).
Quellen : OKC : Nachlass ; mündlich nach Erzählungen ihrer Mutter
Zofija Sturm, geb. Gril, Katja Sturm-Schnabl.
Werke : Savinja, dijaški list, 1914 (Hg.) ; Jugoslovenski Korotan,
politični list, 1918–1919 (Hg.).
Lit.: SBL ; OVSBL. – F. Roš : Srečko Puncer, njegovo življenje, delo in
boj. In : Celjski zbornik 1971–1972, 209–271.
Bruno Hartmann †, Katja Sturm-Schnabl ; Üb./Red.:
Katja Sturm-Schnabl
Pussarnitz (Požarnica), Ort in der Gemeinde Lurn-
feld (Lurnško polje) in Oberkärnten/Zgornja Koroška,
nach dem der Friede von Pussarnitz (Požarniški mir)
vom 25. Jänner 1460 im Erbstreit um das Erbe der
→ Grafen von Cilli (Celjski grofje) zwischen Kaiser
Friedrich III. (Friderik III.) und dem Grafen Jo-
hann von Görz (Ivan/Janez Goriški) benannt ist,
welcher zur Festigung der habsburgischen Oberhoheit
und Territorialisierung des Landes beitrug (→ Her-
zöge von Kärnten/Koroška).
Lit.: ES (Bogo Grafenauer : Požarniški mir). Quelle. Unter Q. verstehen wir Texte, Gegenstände und
Tatsachen, aus denen Kenntnis über die Vergangenheit
gewonnen werden kann. Sie sind die Grundsteine his-
torischer und verwandter wissenschaftlicher Arbeiten.
Es gibt eine große Zahl von Q. mannigfaltiger Art. Um
nur einige Quellengruppen zu nennen : Wir kennen
schriftliche Q., wie z. B. Chroniken, Urkunden und Ta-
gebücher, materielle wie z. B. Münzen, Wappen, Siegel,
Denkmäler und Siedlungsformen, und sonstige andere
wie z. B. Erscheinungen in den Bereichen von Sitte
und Brauchtum sowie die Sprache selbst. Eine ganze
Reihe verschiedener humanistischer Wissenschaften
befasst sich mit speziellen Quellengruppen, die histori-
sche Wissenschaft hauptsächlich mit den schriftlichen,
fast immer aber unter Einbeziehung sämtlicher ande-
rer Quellenarten. Die größten Schwierigkeiten bei der
Quellenforschung sind Quellenmangel, Beschädigun-
gen der Q., Quellenfälschung wie auch die → Schrift
und die Sprache der Q. (→ Archivwesen).
Für die Soziolinguistik können viele dieser Quellen-
gruppen von größter Bedeutung sein, die schriftlichen
und die mündlichen. Die schriftlichen können auch in
der folgenden Weise gruppiert werden : Den breitesten
Einblick in die illiterate Gesellschaft der früheren Zeit-
alter verschaffen uns die wirtschaftlichen und kirchli-
chen Q., dazu kommen die rechtlichen, die vieles über
alle Gesellschaftsschichten aussagen. Die wirtschaftli-
chen Q. bieten einen breiten Einblick in das Leben der
Untertanen, zu deren Stand auch die Mehrzahl der
slowenischsprachigen Bevölkerung Kärntens bzw. die
Kärntner Slowenen bis in die späte Neuzeit gehörten.
Die wichtigsten davon sind Urbare (Besitz- und Ein-
nahmeverzeichnisse), Zehentlisten, Stiftsregister, Gült-
bücher u. a. (→ Slovenica im Kärntner Landesarchiv).
Aus ihnen können Einblicke in soziale sowie sprach-
liche Strukturen gewonnen werden. Sie beinhalten
Vor- und Familiennamen, Toponyme und Hydronyme
(→ Namenkunde ; → Ortsname sowie → Bergname,
→ Flurname, → Gegendname, → Gewässername ;
→ Personennamen, karantanerslowenische), sloweni-
sche Begriffe von Abgaben und Maßen, soziale und
sogar rechtliche Begriffe und schildern somit nicht nur
die Verbreitung der slowenischen Sprache, sondern
auch die beiderseitige Beeinflussung beider Kärntner
Sprachen (→ Entlehnung, →
Kontinuität). Das gilt
nicht nur für ländliche wirtschaftliche Q. sondern auch,
obwohl in geringerer Weise, für jene in den Märkten
und Städten (→ Klagenfurter Marktordnung, 1793).
Auf soziolinguistischer Ebene wurden diese Q., die so-
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Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 3 : PO - Ž
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 566
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602