Seite - 1105 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
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Rauter, Flora
verbessern sowie die humanistische Geistesströmung
zu etablieren. Dem Reformglauben, der sich bereits zu
Beginn der 1520er-Jahre in seiner Diözese auszubrei-
ten begann, versuchte R. mit Verboten zu begegnen ;
dass er aber durchaus auch Reformbedarf in der römi-
schen Kirche sah, davon zeugt R.s Teilnahme an jener
Kommission in Regensburg, die 1524 die Anzahl der
kirchlichen Feiertage beschränkte. R.s Freundschaft
mit dem Antiquar, Epigrafiker und Architekten Au-
gustinus Tyfernus widerspiegelt sich nicht nur in der
Auftragsvergabe für die Erbauung des Tuscullums in
Gornji grad (Obernburg), sondern auch in der Errich-
tung eines Renaissancegrabes und einer -kapelle (And-
reaskapelle) noch zu seinen Lebzeiten (1527) ebendort,
wohin R. nach seinem am 26. Oktober 1536 in Wien
ereilten Tod überführt und wo er um den 11. November
1536 begraben worden ist.
Quellen : J. Weichard Valvasor : Die Ehre des Herzothums Crain. Das
ist wahre, gründliche und recht eigendliche Belegen- und Beschaffenheit
dieses Römisch-Keyserlichen herrlichen Erblandes. Laybach 1689 ; Lit.:
SBL ; ES ; OVSBL. – K. Amon : Die Bischöfe von Graz-Seckau 1268–
1968. Graz/Wien 1969, 210 f.; R. Schäffer : Der Admonter Abtwahl-
streit 1501–1519. Ein Beitrag zur landesfürstlichen Kirchenpolitik der
Steiermark in der Reformation. In : B. Sutter (Hg.), Die Steiermark im
16. Jahrhundert, Beiträge zur landeskundlichen Forschung 27. Graz
1979, 19–69 ; P. Simoniti : Humanizem na Slovenskem in slovenski hu-
manisti do srede XVI. stoletja. Ljubljana 1979, 61–68 ; M. Wakounig :
»… hab ich teutsch und windisch gelernnet …« Zur Herkunft und zu
den kulturellen Wurzeln von Sigismund von Herberstein. In : Russland,
Polen und Österreich in der frühen Neuzeit. Festschrift für Walter
Leitsch zum 75. Geburtstag. Wien/Köln/Weimar 2003, 15–30 ; P.
Simoniti : Med humanisti in starimi knjigami, Razprave in eseji 59.
Ljubljana 2007, 93–98 ; P. Simoniti : Humanismus bei den Slovenen.
Slovenische Humanisten bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts, Zentraleu-
ropa-Studien 11. Wien 2008, 78–88.
Marija Wakounig
Rauter, Flora (* 4. Mai 1896, Hart/Ločilo bei St. Le-
onhard bei Siebenbrünn/Št. Lenart pri sedmih stu-
dencih [Arnoldstein/Podklošter], † 27. Oktober 1996
Villach/Beljak), Schneiderin, Volkspoetin und Autorin.
R., geb. Simonič, verbrachte die ersten beiden Le-
bensjahre mit ihren Eltern im Hause ihrer Großmutter
im Geburtsort Hart/Ločilo. Ihr Vater war Eisenbah-
ner und übersiedelte mit der Familie knapp zwei Jahre
nach ihrer Geburt nach Unzmarkt in der Steiermark,
wo R. gemeinsam mit ihrem jüngeren Bruder Lojzej
die Schule besuchte (→
Binnenwanderungen). Nach
Rückkehr der Familie nach → Villach/Beljak setzte sie
ihre Schulausbildung in der 4. Schulstufe fort. Dann
übersiedelte die Familie, die sich inzwischen um ein weiteres Kind vergrößert hatte, nach Sv. Lucija ob
Soči in Slowenien, wo R. eine zweiklassige sloweni-
sche Schule besuchte. Nach dem Schulabschluss war
sie kurz als Kindermädchen tätig. Danach erlernte sie
zwei Jahre lang das Schneiderhandwerk, war aber an-
schließend in Rijeka als Kindermädchen beschäftigt.
Bald kehrte sie nach Hause zurück und arbeitete wieder
als Näherin. Durch Zufall lernte sie eine wohlhabende
Frau jüdischer Abstammung, Klara Vondörfer, aus
dem tschechischen Kutna hora kennen, die ihren Ver-
wandten in Sv. Lucija einen Besuch abgestattet hatte.
Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde die Zivil-
bevölkerung von Sv. Lucija evakuiert. Auf Einladung
von Frau Vondörfer kam R. am 15. Mai 1915 nach
Kutna hora, wo sie in deren Familie als Zimmer- und
Hausmädchen aufgenommen wurde. Gegen Ende des
Jahres 1917 kehrte R. nach Kärnten/Koroška zurück
und hielt sich für kurze Zeit als Näherin in Unterfer-
lach bei Ledenitzen/Spodnje Borovlje pri Ledincah,
nahe dem Faaker See/Baško jezero, auf. Schließlich ließ
sich ihre Familie in Winkl bei St. Jakob im Rosental/
Kot pri Št. Jakobu v Rožu nieder. Dort lernte R. den
Musiker und späteren Komponisten Franz → Rauter
aus Winkl bei St.
Jakob im Rosental/Kot pri Št.
Jakobu
v Rožu kennen und heiratete ihn 25-jährig im Herbst
1921. Aus ihrer Ehe gingen drei Töchter hervor : Hilde,
Mimi und Frieda. Die Familie lebte in bescheidenen
Verhältnissen. Ein Zubrot für die Familie verdiente sich
R. als Schneiderin und Kranzbinderin. 1965 verstarb
ihr Gatte. Als 80-Jährige wurde sie von ihrer Tochter
Hilde nach Villach/Beljak geholt, wo sie zunächst eine
kurze Zeit in einem Pfarrhof lebte. Fast zwei Jahr-
zehnte lang wurde sie im Haushalt ihrer Tochter liebe-
voll betreut. Die letzte Zeit ihres Lebens verbrachte R.
in einem Pflegeheim in Villach/Beljak.
Die dichterisch veranlagte R. schrieb volkstümliche
Gedichte in slowenischer und deutscher Sprache zu
unterschiedlichen Anlässen. Sie verfasste nach eige-
nen Angaben etwa 100 slowenische und 100 deutsche
Gedichte, wovon einige zu bestimmten Anlässen ent-
standen (Gelegenheitsliteratur). Einige ihrer frühen
Gedichte gingen verloren. Thematisch zeigen sich in
ihrem Werk v. a. ihre enge Verbindung zum Oberen
→ Rosental/Zgornji Rož und dem Raum um den Faa-
ker See/Baško jezero. Die Gedichte beschäftigen sich
mit der Natur und autobiografischen sowie religiös
ausgerichteten Motiven. Nach persönlichen Angaben
wurden einige ihrer Texte von ihrem Gatten Franz
Rauter vertont und erhielten allmählich volkstümli-
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 3 : PO - Ž
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 566
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602