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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
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1110 Ravnikar, Matevž 1826). Dabei bereinigte er den Text von alten Calque- bzw. Lehnübersetzungen in der Syntax und von einer lediglich angepassten Terminologie des katholischen Ritus, wobei er jedoch Rücksicht auf die gottesdienst- liche Praxis nahm. Eine Neuerung stellten die Neu- übersetzungen der Bußpsalmen aus dem Hebräischen dar (Psalm : 6, 37, 50, 101, 129, 142). Die Klarheit ihrer Botschaft und die Rhytmik der Formulierungen wurde mit einer stilistisch geprägten Wortfolge erreicht, was auch für die Gebete und Lieder gilt. Bereits R.s Über- setzung aus dem Deutschen von Gallos Perpomočnik Boga prav spoznati in častiti [Wie man Gott richtig er- kennt und ehrt] hatte alle Erwartungen von Kopitar erfüllt. R. wurde zur sprachlichen Autorität bzw. setzte praktisch die Theorien in Bezug auf die sprachliche Erneuerung der slowenischen Schriftsprache um, wie sie in der Grammatik konzipiert worden war. Die er- neuerte krainische slowenische Schriftsprache festigte R. vorbildhaft mit seiner Übersetzung bzw. Bearbei- tung der erzählerisch konzipierten Zgodbe sv. Pisma za mlade ljudi [Geschichten aus der Bibel für junge Menschen] nach Ch. Schmid (Ljubljana, I. Teil 1815, II. Teil 1816, III. und IV. Teil 1817). Die Übersetzung folgt in der Phonetik und der Morphologie Kopitars Grammatik, in der Syntax und im Wortschatz erreicht die Übersetzung jedoch weitestgehend eine Loslösung von der traditionellen übernommenen Syntax und blo- ßen Anpassungen. R. ersetzt diese mit genuin slowe- nischen Syntax-Formen, einem genuin slowenischen, archaischen Wortschatz und Wortschöpfungen nach Modellen der gesprochenen Sprache. Aus dem Wort- laut der Zgodbe [Geschichten] ist die Bemühung um eine qualitätsvolle Übersetzung ersichtlich. Das zeigt sich in der Suche nach angemessenen Modellen in der Syntax und einer Ausgewogenheit der Satzteile in den Aussagesätzen. Es zeigt sich noch eine gewisse Unbe- ständigkeit, doch ist die grundlegende Ausrichtung der slowenischen syntaktischen Verbalisierung langfristig verlässlich konzipiert. Auf der Ebene der slowenischen schriftsprachlichen Syntax war die Gestaltung von R. durchdacht. Angeführt seien die in der gesprochenen Sprache nicht gebräuchlichen Partizipialkonstruktio- nen (Endungen auf -eč, -oč, -e, -vši) sowie der häufige Gebrauch der nicht gesprochenen, zeitlich intentiona- len gebeugten Infinitivformen zur Straffung der Syntax (die später als nicht gelebte Formen außer Gebrauch gekommen sind). In einer ähnlichen Rolle scheinen auch Halbsätze und Beisätze auf, die allesamt nicht der Volkssprache entsprechen, die jedoch eine syntaktische Aussagefunktion haben. Die Wortfolge weist hinsicht- lich der Aktualität teilweise eine Gliederung nach der gesprochenen Sprache auf, ist normativ noch unbestän- dig und spiegelt die deutsche Vorlage. Die diesbezügli- chen Elemente der Syntax sind nicht von der »Sprache der Bauern« entlehnt. Im Gegenteil, die Verwendung von Redewendungen aus dem Volk, von expressivem Wortschatz, häufigen Interjektionen u. Ä. sind der Be- weis für die breite literarische Bildung von R. und von seiner Kenntnis verschiedener sprachlicher Struktu- ren. Er übersetzte aus dem Deutschen, Lateinischen und Französischen und die fünf Bücher Moses aus dem Hebräischen (das bei der Konzeption der Neu- übersetzung der Bibel im Manuskript blieb). Er kannte den verschrifteten Dialekt des Prekmurje (Übermur- gebiet) von Stefan Küzmič und war als Anhänger der →  pannonischen Theorie von Kopitar offen für die Elemente aus der slowenischen Sprachvariante des Prekmurje. Mit seiner Reformierung der Schriftspra- che stellte er den damals bereits veralteten Valentin →  Vodnik in den Schatten und bildete eine Reihe von Gleichgesinnten heran (dazu zählen F. S. →  Metelko, Jerin, Burger, Zalokar und Potočnik), die sich an seine sprachliche Norm in Krain/Kranjska bis Fran →  Levstik hielten. Nach dem Abzug der Franzosen setzte er sich in Zusammenarbeit mit Kopitar und Spendov für eine Slowenisierung der Volksschulen und der weiter- führenden Schulen ein. Diese Bemühungen bestärkte er mit der Herausgabe des Abecednik za šole na kmetih [»ABC« für Schulen auf dem Land] (1816), der sprach- lichen Bearbeitung der Majhne perpovedvanje [Kleine Erzählungen] von Debevec in Male povesti za šole na kmetih [Kleine Erzählungen für Schulen auf dem Land] (1816) ; er bearbeitete in diesem Sinne auch drei Schulbücher und einen Katechismus von Alič und übersetzte aus dem Deutschen den Kerščanski katoliški navuk s prašanji in odgovori [Christlich katholische Lehre mit Fragen und Antworten] (1822). Im Zusam- menhang mit dem eigenen literarischen Werk setzte er sich für eine Reform des slowenischen Alphabets ein (1829 traf er sich diesbezüglich mit Kopitar und Dobrovsky in Wien) und befürwortete aufgrund der Dringlichkeit die Einführung der Metelčica als die da- mals beste Lösung (→  Schrift). Von Amts wegen schätze er die Verlassenschaft von Valentin →  Vodnik, kaufte daraus das Material für ein Wörterbuch und schenkte es F. S. Metelko. Die Sammlung seiner Wörter verwendete Miklosich in
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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Untertitel
Von den Anfängen bis 1942
Band
3 : PO - Ž
Autoren
Katja Sturm-Schnabl
Bojan-Ilija Schnabl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79673-2
Abmessungen
24.0 x 28.0 cm
Seiten
566
Kategorien
Geographie, Land und Leute
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
  2. Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
  3. Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
  4. Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
  5. Verzeichnis der Abbildungen 1580
  6. Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
  7. Biographien der Herausgeber 1602
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