Seite - 1111 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
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Ražun, Matej
Radoslav Razlag seinem Wörterbuch. Im Testament bedachte er sechs
Schülereinrichtungen (zwei in Krain/Kranjska und vier
im Bistum von Koper/Capodistria-Trieste/Trst/Triest.)
und bestimmte einen Fonds für den Druck notwendi-
ger Bücher für das Priesterseminar und guter Bücher
für das Volk.
R. war vom Charakter Choleriker, persönich ein her-
zensguter Mensch, als Jansenist streng zu sich selbst
und zu anderen. Sein gesamtes, dem Studium gewid-
metes vereinsamtes Leben hindurch befasste er sich
mit der normativen Erneuerung und Kultivierung der
slowenischen Schriftsprache, was ihm hohes Ansehen
in ganz Krain/Kranjska – po zelim Kranju (M. → Čop)
– einbrachte.
Lit.: SBL (darin findet sich eine systematische Gesamtschau der ihm
gewidmeten Fachliteratur [Leben, Werk, Verbindungen zum →
pre-
porod, Schrift, Sprache, Bedeutung und geistige Physiognomie]) ; ES ;
OVSBL. – M. Orožen : Sistemske in upovedovalne razlike v Dajnko-
vem prevodu Zgodb Svetega pisma ; puristično prečipčeni kranjski jezik
v nabožnem slovstvu pred poenotenjem slovenskega knjižnega jezika. In :
Kulturološki pogled na razvoj slovenskega knjižnega jezika. ZORA
74. Maribor 2011, 469–486, 212–219.
Martina Orožen ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl
Ravšer, Štefan, vulgo Partljic (Passriach/Pazrije),
Kassier, Kulturaktivist, →
Melviče, Katoliško slovensko
izobraževalno društvo [Katholischer slowenischer Bil-
dungsverein Mellweg].
Razlag, Radoslav (Jakob, * 12. Juni 1826 Radoslavci
[Ljutomer, Štajerska], † 5. Juni 1880 Brežice), Ju-
rist, Lehrer, Politiker, Landtagsabgeordneter, Landes-
hauptmann von Krain/Kranjska, Dichter, Herausgeber,
Übersetzer.
R. war ein früh verwaister Bauernsohn, der an
der Universität in Graz Philosophie, Theologie und
Rechtswissenschaften studierte und das Jusstudium
1854 abschloss. Er war in Graz als Rechtsanwalt tätig,
daneben unterrichtete er Slowenisch an der Realschule.
Seit 1862 Advokat in Brežice, kam er 1865 als erster
Slowene in den Grazer Landtag. 1870 übersiedelte er
nach Ljubljana. Politisch war R. zu Beginn im Lager
von Janez → Bleiweis aktiv, wurde aber später zu sei-
nem Gegner. Als R. 1871 für zwei Monate der erste
slowenische Landeshauptmann von → Krain/Kranjska
wurde, gehörte er bereits dem Lager der → Mladoslo-
venci (antikonservative Jungslowenen) an (→ Lande-
schefs und Landeshauptmänner von Krain/Kranjska).
Als er 1877 wegen politischer Misserfolge sein Mandat im Landtag zurücklegte, zog er sich auf sein Schloss
in Brežice zurück. Während seiner Studienzeit wollte
sich R. in der illyrischen Bewegung auf dem Gebiet der
Literatur (→ Illyrismus) einbringen. Er publizierte in
den Zeitschriften → Drobtinice, der → Slovenska bčela,
in den Slovenske Novice (Celje) und in Zora (→ Pub-
lizistik) Prosa und patriotische Gedichte. Zusammen
mit Ivan Vinković war er 1852 in Graz Herausgeber
des literarischen Almanachs Zora, der in der sogenann-
ten illyrischen Sprache gehalten war. Als dies starke
Kritik erfuhr, erschien 1853 der zweite und zugleich
letzte Jahrgang in der lebenden slowenischen Sprache.
Unter seinen patriotischen Gedichten wurden jene mit
dem größten dichterischen Wert, wie Sirota [Die Waise
– Mati ziblje, lepo poje] und Domovina [Heimat – Bodi
zdrava domovina], vertont und populär. R. gehörte zu
den Übersetzern von Gesetzen (→ Reichsgesetzblatt)
und Regierungsverordnungen ins Slowenische. Durch
das Handbuch Pravnik slovenski [Der slowenische
Jurist] (Graz 1862) hat er die slowenische Rechtster-
minologie (→
Slovenski pravnik) etabliert. 1870–1872
war er in Ljubljana der Herausgeber der Zeitschrift
→ Slovenski pravnik [Der slowenische Jurist]. R. regte
Prešerens Tochter Ernestine Jelovšek dazu an, den
literarischen Nachlass ihres Vaters zu sammeln und
Erinnerungen zu verfassen (Spomini na Prešerna. In :
LZ 1903), die für dessen Biografie wesentlich wur-
den. In seiner Pesmarica [Gedichtesammlung] (1863)
finden sich in erster Linie Kunstgedichte seiner Zeit-
genossen, jedoch auch solche älterer Dichter (Valentin
→ Vodnik, France → Prešeren, Urban → Jarnik).
R. scheint im Verzeichnis seines Nachlasses (NUK) u. a.
als Korrespondent von Filip → Haderlap auf, fin-
det sich aber weiters in den Korrespondenzen (Nach-
lässen) von France Prešeren, Josip → Cimperman,
Ivan Geršak, Luiza → Pesjak, Janez Bleiweis, Fran
→ Levstik und Josip → Stritar.
Archive : NUK (Rokopisna zbirka – zapuščina, Ms 886).
Werke : Zvezdice. Gradec 1851 ; Slovenski pravnik. Gradec 1862,
Ljubljana 1881 ; Pesmarica. Gradec 1863, Maribor 1872.
Lit.: SBL ; ES ; OVSBL. – F. Mohorič : Dr. J. Radoslav Razlag. Nje-
govo delovanje na polju slovenske književnosti in prosvete. Maribor
1918 ; K. Sturm-Schnabl : Der Briefwechsel Franz Miklosich’s mit den
Südslaven – Korespondenca Frana Miklošiča z Južnimi Slovani. Maribor
1991, s. v.
Vita Žerjal Pavlin ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl
Ražun, Matej (* 13. Juli 1865 Brenndorf/Goreča vas
[St. Kanzian am Klopeiner See/Škocjan v Podjuni],
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 3 : PO - Ž
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 566
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602