Seite - 1150 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
Bild der Seite - 1150 -
Text der Seite - 1150 -
1150
Safran, Avgust
nischen protestantischen Liederbüchern. Die weiteren
zwei Lieder konnte Ramovš weder in protestantischen
noch in katholischen Liederbüchern finden.
Durch den wissenschaftlichen Vergleich ausgewähl-
ter Textpassagen aus protestantischen und katholischen
Liederbüchern fand Ramovš heraus, dass die Lieder in
der Sadniker Handschrift (Sadnikerjev rokopis) mit den
von Vatroslav → Oblak entdeckten, aus dem Ende
des 16. oder dem beginnenden 17. Jh. stammenden
protestantischen Texten aus Agoritschach/Zagoriče
bei →
Arnoldstein/Podklošter im Zusammenhang ste-
hen. Die Handschrift enthält vier große Kollektionen
protestantischer Lieder mit den Titeln Ta Celi Catechi-
smus, eni Psalmi, inu teh Vek∫hih Godou, ∫tare inu Nove
ker∫hzan∫ke Peij∫ni … aus den Liederbuchausgaben
der Jahre 1574, 1579, 1584 und 1595. Die von Oblak
aus dieser Sammlung exzerpierten Gebete stellen Ab-
schriften aus der Tulščak-Handschrift (Tulščakov roko-
pis) dar. Auch die Sadniker Handschrift enthält zehn
Gebete aus »Tulščaks Gebetbuch« (Kerszhanske leipe
molitve, 1579), zwei Gebete und einen Psalm aus der
2. Ausgabe des »Gebetbuches von Dalmatin« (Lepe
karszhanske molitve, 1595) u. a. Ferner geht es um Ex-
zerpte aus der Spangenberg-Krelj-Postille und dem
Liederbuch von Klombner Juričić, an die sich Lie-
der anschließen, die große Ähnlichkeit mit den Lieder-
büchern aus den Jahren 1584 und 1595 bzw. Dalma-
tin und Tulščak aufweisen.
Dem umfassenden ersten Abschnitt der Handschrift
folgen zwei unbeschriebene Blätter. Mit dem Wortlaut
Moj lubi Brater … beginnt auf Seite 189 der zweite, von
derselben Hand stammende Abschnitt ohne eigenen
Titel. Dieser Teil bildet auf den folgenden 15 Blättern
eine Einheit, die inhaltliche Elemente aus dem apokry-
phen Schrifttum enthält. Ähnliche Texte sind in den
aus Kärnten/Koroška und der slowenischen Steier-
mark/Štajerska stammenden gedruckten Ausgaben der
→ Duhovna bramba [Geistlicher Schild] und im → Ko-
lomov žegen [Colomani Segen] vertreten, sie stellen je-
doch für den Schreiber der Sadniker Handschrift keine
unmittelbaren Vorlagen dar. Abschriften dieser Art, für
die keine Druckvorlagen bekannt sind, scheinen nach
Ramovš älter zu sein.
Im dritten Teil der Handschrift folgen Textabschnitte,
die auch in der Tulščak-Handschrift (Tulščakov rokopis)
vertreten sind. Den abschließenden vierten Teil bilden
zwei Gebete : H Bugv Sijnv (S. 270–287) und H Bvgv
S. Duhv (S. 287–289) sowie ein Absatz mit dem Titel Is
Psalmov, und zwar der 8. Psalm (S. 289). Die Sadniker Handschrift (Sadnikerjev rokopis) fällt
in die Phase der Abschreiber des Kärntner sloweni-
schen → Bukovništvo und stellt ein klassisches Beispiel
für das vielfältige Repertoire der slowenischen Gebets-
und Liederhandschriften dar, die in der slowenischen
Literatur in zahlreichen Varianten vertreten sind.
Lit.: F. Ramovš : Zanimiv koroško-slovenski rokopis. In : ČJKZ 2 (1920),
282–295 ; F. Kidrič : Opombe k protireformacijski (katoliški) dobi slovens-
kega pismenstva. In : ČJKZ 3 (1921/1922), 73–133 stt., S. 78 (Erwäh-
nung) ; H. Paulitsch : Das Phänomen »bukovništvo« in der Kärntner-
slowenischen Kultur- und Literaturgeschichte. Klagenfurt/Celovec
[e. a.] 1992 ; Register slovenskih rokopisov 17. in 18. stoletja. Index
070. Protestantsko-koroški rokopis.
Web : Neznani rokopisi slovenskega slovstva 17. in 18. stoletja, NRSS :
http://ezb.ijs.si/fedora/get/nrss :index_index_070/VIEW/ (12. 12.
2012).
Herta Maurer-Lausegger
Safran, Avgust, vulgo Pomoč (Kulturaktivist), → Bilka,
Katoliško slovensko izobraževalno društvo [Katholischer
slowenischer Bildungsverein Bilka/Halm], → Chorwe-
sen.
Sagen, → Ethnologie, → Mythologie.
Saifnitz (it. Camporosso, friul. Cjampros, slow. Žab-
nice), → Kanaltal/Val Canale/Kanalska dolina.
Saint-Germain, (Friedens-)Vertrag von, → Vertrag
von Saint-Germain.
Sakrausky, Oskar (* 24. März 1914 Linz, † 10. Feb-
ruar 2006 Fresach im Drautal), österreichischer evan-
gelischer Theologe und Bischof, Trubar-Forscher.
Der am 24. März 1914 als Pfarrerssohn in Linz ge-
borene Oskar Sakrausky wuchs in Prag auf, studierte
wie seine väterlichen Vorfahren Theologie, wirkte nach
Kriegseinsatz und Kriegsgefangenschaft in verschie-
denen Gemeinden, von denen Bleiberg (Plajberk)
hervorzuheben ist, wo ihn die Handschrift des ersten
Toleranzpastors mit kirchengeschichtlichen Fragen
konfrontierte, die ihn sein ganzes Leben über beschäf-
tigten. Denn dieser hinterließ eine Chronik des Blei-
berger Pastorats, zu dem als Filiale die einzige evan-
gelische Gemeinde im Siedlungsgebiet der Kärntner
Slowenen, nämlich → Agoritschach/Zagoriče, gehörte.
Aus dieser amtlichen Begegnung erwuchs ein boh-
rendes Interesse für die Reformationsgeschichte der
Slowenen, für Primož → Trubar und die Rezeption
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 3 : PO - Ž
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 566
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602