Seite - 1151 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
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Salzburg
seiner Schriften unter den Kärntner Slowenen. In sei-
ner Gemeindegeschichte von Agoritschach/Zagoriče
entfaltete er die These, dass diese Gemeinde in direk-
ter Kontinuität zur Reformation durch Trubar stand
und hier diese lutherische slowenische Buchkultur be-
wahrt werden konnte (→ Bukovništvo), während sie
anderswo der Gegenreformation zum Opfer fiel. Im
Evangelischen Diözesanmuseum in Fresach (Breze)
hat er diese reformatorischen Zeugnisse gesammelt
und in den Strom der Frömmigkeitsgeschichte einge-
ordnet. 1962 in die Kirchenleitung nach Wien beru-
fen, musste er seine Forschungen zu Trubar und zu
den slowenischen Protestantica zurückstellen, dennoch
hat S. gerade damit einen internationalen Ruf erwor-
ben. Nach seiner Emeritierung als Bischof kuratierte er
eine Trubar gewidmete Ausstellung in der Österrei-
chischen Nationalbibliothek und gab dessen deutsche
Vorreden zum slowenischen und kroatischen Reforma-
tionswerk heraus.
Werke.: Agoritschach. Geschichte einer protestantischen Gemeinde im
gemischtsprachigen Südkärnten. Klagenfurt 1960, ²1978 ; 200 Jahre
Toleranzpatent. Car I 171 (1981) ; Primus Truber. Der Reformator
einer vergessenen Kirche in Krain (Denkschrift u. Katalog zur Aus-
stellung. Veranst. v. d. Evang. Kirche in Österreich u. d. Österr. Na-
tionalbibliothek in Wien anläßl. des 400sten Todestages v. Primus
Truber). Fresach 1986 ; Primož Trubar, Deutsche Vorreden zum slowe-
nischen und kroatischen Reformationswerk. Wien 1989 ; Primus Truber
(1508–1586). Reformator der Slowenen und Missionar der Kroaten und
Türken. In : J. Kniffka (Hg.) : Martyria. Festschrift zum 60. Geburtstag
von Peter Beyerhaus. Wuppertal, Zürich 1989, 116–121 ; Bibliogra-
phie in : Jahrbuch für die Geschichte des Protestantismus in Österreich 122
(2006) 11–22.
Lit.: Würdigungen durch den Geschichtsverein für Kärnten (Lauda-
tio von K. Schwarz in : Car I 194 [2004] 775 ff.), die Universität Genf
durch die Verleihung des Ehrendoktorates der Theologie, durch eine
ihm zum 80. Geburtstag gewidmete Festschrift Kirche im Wandel (Hg.
P. F. Barton). Wien o. J. [1994] ; Nachrufe : R. Leeb in : JGPrÖ 122
(2006) 5–9 ; K. Schwarz : Car I 196 (2006) 677 ff.; K. W. Schwarz :
Oskar Sakrausky und die Truberforschung. In : Primus Truber und die
Reformation in Slowenien (= Fresacher Gespräche 2012). Klagenfurt
2013, 4–12 [zugleich Sonderdruck aus Car. I 203 (2013)].
Karl W. Schwarz
Saler, Ignac (Kulturaktivist), → Šmihel. Slovensko ka-
toliško izobraževalno društvo za Šmihel in okolico [Slo-
wenischer katholischer Bildungsverein für St. Michael
und Umgebung].
Salzburg. Politisches und religiöses Zentrum des Für-
stentums ducatus Baivaria (→ Bagoaria). Im römischen
Itinerar (→ tabula Peutingeriana) heißt das alte muni- cipium Claudium Ivavum »volkssprachlich« Ivavo, der
Fluss Salzach (bis Passau) Ivaro. Auf dem Altarstein
aus dem 2. Jh. (gefunden auf dem Residenzplatz) ist
eine Gottheit Ivvavo (Dativ zu Ivavus) erwähnt, nach
der die Stadt benannt ist. Die literaturübliche Schrei-
bung und Aussprache »Juvavum« geht aus den überlie-
ferten Texten nicht hervor. Die Salzburger heißen in
lateinischen Texten Ivavenses, die Salzachgauer Pagi-
varii (→ Bagoaria). Im 8. Jh. kommen die »deutschen«
Bezeichnungen Salzburg und Salzach auf. Das Salz (lat.
sal, keltisch hal : Hallein, Reichenhall, Hallstatt) hat
in der Region schon immer eine dominante Rolle ge-
spielt. Auch bei den römischen »Salz- und Eisenbaro-
nen«. In Teisendorf (Bayern) hat man neben der alten
Hauptstraße Salzburg – Augsburg via Iulia Augusta
den Grabstein des römischen Chiemgauers Quintus
Septueius Clemens, des conductor ferrarium Nori-
carum, aus dem 2. Jh. gefunden (heute im Salzburger
Museum Carolino Augusteum), und seine prachtvolle
Villa. Er war Pächter der norischen Bergwerke, andere
hatten die römischen Salinen gepachtet. Um 695 über-
gibt der bairische dux Theoto/Theodo dem Hroud-
bertus/Rupert, Bischof von Wormatia/Worms, den in
Baivaria gelegenen locus iuxta fluvium Ivarum antiquo
vocabulo Ivavensem vocatum. Er errichtet (literaturüb-
lich in der »verfallenen« Stadt) eine Kirche, die er dem
Apostel Petrus weiht, und ein Kloster. Aus Worms
holt er 12 Schüler und die virgo Erentrudis, die
ein Nonnenkloster auf dem Nonnberg in superiori cas-
tro Ivavensium gründet. Nach Rupert († um 718 in
Worms) sind die Abt/Bischöfe Vitalis, Anzogolus,
Savolus, Ezius, Flobargisus, Iohannes erwähnt.
Unter dem dux Baivariorum Otilo/Odilo kommt
der Ire → Virgil/Virgilius mit Dobdagrecus
und wird 767 Abt/Bischof der sedes Ivavensis (→ Iro-
schottische Mission). 748 wird Otilos Sohn Tassilo
noch als Kind (* 741) Nachfolger als dux Bavariorum
(bis 788, 796 als Mönch gestorben). Um 772 gründet er
das Kloster Molzbichl (Molec) im Drautal bei Spittal
an der Drau (Špital ob Dravi).
Die Salzburger → Conversio berichtet (um 850)
über die Bekehrung zum Christentum der → Slawen/
Slowenen, die man Karantaner nennt (sclavi, qui dic-
untur → Carantani). Das → Verbrüderungsbuch von
St. Peter vermerkt mehrere slowenische Namen aus
→ Karantanien. Zur Zeit des Frankenkönigs Da-
gobert war quidam sclavus Samo dux der Karanta-
ner. Dux Borut (→ duces Carantanorum) ruft die
Baivarii/Baiern (Salzburger/Salzachgauer) gegen die
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 3 : PO - Ž
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 566
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602