Seite - 1172 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
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Scheinigg, Johann
Scheinigg, Narodne pesni
koroških Slovencev
zveza) zu seinem Rechtsvertreter, ein Amt, das er bis
1941 unentgeltlich bekleidete. Man betraute ihn mit
dem Amt des Banschafts-Rates. Dreimal wurde er im
Königreich Jugoslawien als Senator gewählt, erstmals
im Februar 1938, dann im November 1939 und erneut
kurz vor dem Zweiten Weltkrieg. In jenen Funktionen
förderte er die Wiederbelebung des slowenischen Ge-
nossenschaftswesens. Er leitete die Geschäftsstelle der
Zadružna zveza za Štajersko [Genossenschaftsverband
für die (slowenische) Steiermark] und war Führungs-
mitglied der Banovinska hranilnica (Banschafts-Spar-
kasse) in Maribor und einigen anderen Einrichtun-
gen. Da er den Vorsitz der slowenischen Organisation
→ Slovenska straža [Slowenische Wacht] hatte, wurde
er bereits in der Nacht der Besetzung von Maribor von
der Gestapo gesucht. Im April 1941 wurde er zusam-
men mit seiner Familie nach Serbien deportiert, sein
einziger Sohn aber wurde von den Deutschen in Čačak
als Geisel erschossen. Nach seiner Rückkehr nach
Črnomelj übernahm er die Leitung der Bezirkskom-
mission zur Bestimmung der Kriegsschäden. S. war eine
angesehene, aufopferungsvolle Persönlichkeit, die im
Bereich der Öffentlichkeitsarbeit Großes leistete, ein
exzellenter Jurist, der in seiner Funktion stets bemüht
war, Förderungen für Kultur- und Bildungszwecke der
Kärntner Slowenen zu erwirken, wobei er sich nicht zu-
letzt auch für die Kärntner Studenten engagierte.
Quellen : AS (Arhiv Slovenije) 1384, Felaherjev arhiv, škatla 13,
mapa 38, Julij Felaher, Življenjepis dr. Franca Schaubacha, nedatirano.
Lit.: SBL ; ES ; OVSBL ; D. Grafenauer : Življenje in delo Julija Fela-
herja in koroški Slovenci (Phil. Diss.). Maribor 2009, 160–161 ff.
Danijel Grafenauer ; Üb : Maja Francé
Scheinigg, Johann (Šajnik, Janez, * 29. Oktober 1851
Ferlach/Borovlje, † 3. Mai 1919 Klagenfurt/Celovec),
Pädagoge, Dialektologe, Namenkundler, Literaturhis-
toriker und Ethnologe.
Sch. diplomierte 1877 an der philosophischen Fakul-
tät der Universität Graz im Fach Klassische Philologie.
Er unterrichtete zuerst kurz am Gymnasium in → Vil-
lach/Beljak. Von 1877–1908 war Sch. als Professor für
Latein und Griechisch, aber auch für Deutsch und Slo-
wenisch am k. k. Staats- Obergymnasium in Klagen-
furt/Celovec tätig und war Regierungsrat.
Sch. wirkte bei verschiedenen deutschen und slowe-
nischen wissenschaftlichen und erbaulichen Zeitschrif-
ten und Blättern mit. Er engagierte sich bei der Družba
sv. Mohorja [Hermagoras Verein] (→ Mohorjeva) und war Ausschussmitglied mehrerer slowenischer Vereine :
Akademsko tehnično društvo Triglav, → Slovensko šolsko
društvo, Učiteljski dom, → Podporno društvo za slovenske
visokošolce Koroške u. a. Zudem fungierte er als aktives
Mitglied des 1914 gegründeten Vereins → Slovensko
zgodovinsko društvo.
Sprachwissenschaftlich war Sch. als Dialektologe
und Namenkundler tätig. In Anlehnung an Urban
→ Jarnik beschrieb er den slowenischen → Rosen-
taler Dialekt (rožanščina) und veröffentlichte seine
Forschungsergebnisse in der Zeitschrift → Kres I–II
(1881–1882) Obraz rožanskega razrečja na Koroškem
und im Selbstverlag Die Assimilation im Rosenthaler
Dialect (1882). Seine namenkundlichen Abhandlungen
haben slowenische → Personennamen in alten Urkun-
den und → Ortsnamen des Bezirks Ferlach/Borovlje
zum Gegenstand : Slovenska osebna imena v starih listi-
nah (1893), Die Ortsnamen des Gerichtsbezirkes Ferlach
(1906). Als Forscher kooperierte Sch. mit dem Aus-
schuss Odbor za nabiranje krajepisnih imen pri Slovenski
Matici [Ausschuss zum Sammeln von Ortsnamen bei
der →
Slovenska Matica] in Ljubljana.
Sch.s wissenschaftliche Beiträge über die Lite-
ratur der Kärntner Slowenen (Urban Jarnik, Ma-
tija → Ahacel, Oswald → Gutsmann, Andreas
→ Schuster Drabosnjak) sind in der Zeitschrift
Kres (1883–1885), im → Koledar Družbe sv. Mohorja
(Lambert → Ferčnik, 1889 ; Jakob → Sket, 1913)
und im Programm des Staats-Obergymnasiums zu Kla-
genfurt (Štefan Podboj, 1916) erschienen.
Als Ethnologe machte sich Sch. um die Erforschung
und um das Sammeln des slowenischen Volksliedgutes
in Kärnten/Koroška verdient. In der Zeitschrift Kres
publizierte er 1885 einen Beitrag über Volkslieder der
Kärntner Slowenen. 1889 folgte die Veröffentlichung
seiner mit Quellenangaben versehenen Liedersamm-
lung Narodne pesmi koroških Slovencev, die etwa 900 slo-
wenische Volkslieder aus Kärnten/Koroška, u. a. einige
zum Volkslied gewordene Kunstlieder, enthält (Nach-
druck, 1980).
Mythen, Sagen und Volkslieder der Kärntner Slo-
wenen und der Slowenen in → Krain/Kranjska prä-
sentierte Sch. 1891 im Werk Die österreichisch-ungari-
sche Monarchie in Wort und Bild. Im Koledar Družbe sv.
Mohorja veröffentlichte Sch. 1889 einen Beitrag über
→ Ferlach/Borovlje und das dort angesiedelte Büch-
senmacherhandwerk sowie einen historischen Beitrag
über die Kärntner Herzogeinsetzung (1889) (→ Fürs-
teneinsetzung).
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 3 : PO - Ž
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 566
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602