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Sibyllen (Sibyllae), Šembilje, Sibile.
BeyArs
RetroLib war und auftrat. Für diese komponierte und arrangierte
er auch Stücke.
Im Ersten Weltkrieg wurde er mobilisiert und wegen
angeblicher Serbophilie angeklagt und in der Folge in
Graz eingesperrt. Nach seiner Übersiedlung nach Ma-
ribor 1919 unterrichtete er an der Volksschule und war
zunächst Hilfslehrer für Violine an der Glasbena matica
sowie Konzertmeister deren Orchesters. Ab 1933 gab
er Privatunterricht in Violine. Zwischen 1936 und 1939
leitete er ein Streichquartett, in dem seine Schüler mit-
wirkten. S. war ein virtuoser Violinist, gab Solokonzerte
in Maribor, Ljubljana, Graz und in kleineren Orten
und spielte Mozart, Beethoven, Viotti, Men-
delssohn, Bruch, Dvořak (Erstaufführung 1893
in Ljubljana) und Rubinstein (zur 30-Jahr-Feier des
Vereins Triglav in Graz). Er veröffentlichte mehrere
Unterrichtsbehelfe für Musik, verfasste Liederbücher
und schrieb Gedichte.
Lit.: SBL (Rafael Ajlec, Marjan Mušič : Serajnik, rodbina [mit Litera-
tur- und Publikationsliste]).
Bojan-Ilija Schnabl
Serajnik, Iv. (Publizist, ethnopolitischer und Kulturak-
tivist), →
Mlada Jugoslavija [Junges Jugoslawien].
Serajnik, Lovro (* 6. August 1808 St. Peter/Šentpeter
[St. Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu], † 28. Juni
1902 Tainach/Tinje), Priester und Kulturaktivist.
Nach der Volksschule in St. Jakob im Rosental/
Šentjakob v Rožu besuchte er das Gymnasium in Kla-
genfurt/Celovec und studierte danach Philosophie in
Graz. In der folgenden Zeit war er am Priesterseminar
in Klagenfurt/Celovec, wo Anton Martin → Slomšek
sein Spiritual und Matija → Majar – Ziljski sein Mit-
schüler waren, die beide seine sprachlich-kulturelle bzw.
ethnische Identität stärkten. 1835 wurde er ordiniert
und war danach zunächst Kaplan in Sirnitz (Gemeinde
Albeck, Bezirk Feldkirchen [Trg]), ab 1836 in Suet-
schach/Sveče, 1838 in St. Leonhardt bei Siebenbrünn/
Šentlenart pri sedmih studencih, 1840 in Moosburg/
Blatograd und in Glainach/Glinje. Im April 1845 legte
er die Priesteramtsprüfung ab und wurde im Dezem-
ber 1847 Provisor in → Ferlach/Borovlje, 1849 Pfarrer
in → Maria Gail/Marija na Zilji und ab August 1869
Dekan in → Bleiburg/Pliberk. Im April 1877 wurde er
zum Propst in → Tainach/Tinje berufen.
Laut Andrejka galt seine Aufmerksamkeit insbe-
sondere der slowenischen akademischen Jugend, bekannt war er insbesondere als ausgezeichneter und geistreicher
Redner, der Zuhörer von weit her anzog. Obwohl er sich
politisch nicht engagierte, war er stets identitätsbewusst
und musste Diskriminierungen erdulden.
Quellen : ADG.
Lit.: SBL (Rudolf Andrejka). – J. Vošnjak : Pri proštu Lovru Seraj-
niku v Tinjah. In : Koledar (Vestnik) šolske družbe sv. Cirila in Metoda
… 1905. Ljubljana 1904, 37–43 ; J. Vošnjak : Spomini. Ljubljana 1982
(Erstausgabe Ljubljana 1905, 1906), 636-640.
Bojan-Ilija Schnabl
Serbokroatisch bzw. Kroatisch/Serbisch, Serbisch/
Kroatisch, Serbisch oder Kroatisch, Bosnisch/Kroa-
tisch/Serbisch (BKS), vgl. Sachlemmata : → Lingua
franca ; → Kundmachung (1) ; → Wiener Schriftspra-
chen-Vereinbarung.
Sibyllen (Sibyllae), Šembilje, Sibile. Sibyllen (lat. Si-
byllae, slow. Šembilje/Sibile) waren im Altertum weis-
sagende Frauen, die erstmals in Kleinasien belegt sind
und später unter verschiedenen Namen in unterschied-
lichen Gebieten verbreitet waren. S. werden als Jung-
frauen beschrieben, die in Höhlen, Grotten oder an
Quellen lebten, eine Gottheit (in der Regel Apollon)
verehrten und weissagten. In der griechischen Mytho-
logie ist ursprünglich nur eine S., die als Tochter des
Gottes Zeus und der Lamia galt, überliefert. In griechi-
schen Quellen wird die S. erstmals in einem Fragment
von Heraklit von Ephesos erwähnt. In den Schrif-
ten von Platon, Aristoteles und Euripides ist
bereits von mehreren S. die Rede. Bald galten die S. als
anerkannte Seherinnen und Priesterinnen des Apollo
(und firmierten auch als dessen Geliebten, Schwestern
oder Töchter). So wurde der Begriff der S. auch immer
stärker als Synonym für Prophetinnen eingesetzt.
In den Quellen finden sich vielfältige Angaben über
Namen, Anzahl und Ursprung der S. Bekannt sind u. a.
die sibyllinischen Namen Tibur, Cumae und Erythräa.
In der Geschichte wird die ionische erythräische S. der
römischen cumäischen gleichgesetzt. In die christliche
kirchliche Welt fanden die S.-n als Trägerinnen der
sibyllinischen Weissagung Eingang und fanden in der
Sibylla Tiburtina ihren Niederschlag. So verkörperte
im Mittelalter u. a. die Darstellung der S. mit Augus-
tus die unbefleckte Empfängnis. Sind in der Sixtischen
Kapelle des Vatikans fünf Seherinnen abgebildet (Mi-
chelangelo 1508/09), so finden sich in der Kunst des
15. Jh.s zwölf S.
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 3 : PO - Ž
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 566
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602