Seite - 1260 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
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Slowenisch Kärnten
oder im Rahmen des Slowenischen ethnografischen In-
stituts Urban →
Jarnik in Klagenfurt/Celovec, das in
Zusammenarbeit mit ortsansässigen Personen und Ver-
einen durch Feldforschung mikrotopografische Karten
der → Flurnamen von Zell Pfarre/Sele, Köttmannsdorf/
Kotmara vas, St. Margarethen im Rosental/Šmarjeta v
Rožu oder von Schiefling am See/Škofiče erstellte, die
allesamt auch die dialektalen Formen der Toponyme
berücksichtigen. Ob die Dialekte der Standardsprache
weichen, ist nicht vorhersehbar (→ Soziolekt). Umge-
kehrt ist in Südtirol das Hochdeutsch trotz offizieller
Verwendung in Relation zum Tirolerischen in Gefahr,
ähnlich wie in der Schweiz in Relation zum Schwyzer-
dütsch. Die (nur) deutschsprachigen Kärntner verwen-
den ihre Variante des Hochdeutschen und den Dialekt.
Als Teil des Bairischen ist Kärntnerisch phonetisch
leicht erkennbar, sogar wenn ein Kärntner Hochdeutsch
spricht oder zu sprechen meint. Für slowenische Slowe-
nen sind die Kärntner Slowenen oft aber nicht immer
als solche erkennbar (→ Ethnonym Slovenci im Slowe-
nischen). Obwohl Slowenisch auf kleinem Raum viele
Dialekte hat, spielen diese im Gegensatz zum deutschen
Sprachraum sozial und intellektuell (Werbung, Politik,
Kabarett, Literatur) nur eine geringe Rolle (→
Lied,
→ Volkslied). Aufgrund der in der → Windischenthe-
orie verankerten Politisierung des Slowenischen und
seiner → Soziolekte wurde etwa beim »Ortstafelstreit«
die Frage der → Ortsnamen auf ves (Dialekt) oder vas
(standardslowenisch) stark irrational geführt.
Historisch besteht das Slowenische aus zwei Schrift-
sprachen : Die erste und älteste (slawische überhaupt)
seit dem 8. Jh. in Karantanien/Kärnten und die zweite,
heute von allen Slowenen verwendete, ab dem 16. Jh. in
Krain/Kranjska.
Lit.: F. Ramovš : Dialektološka karta slovenskega jezika. Ljubljana 1931 ;
A. Issatschenko : Die Dialekte des Jauntals in Kärnten. Wien 1933
(Diss.) ; F. Ramovš : Kratka zgodovina slovenskega jezika. Ljubljana
1936 ; K. Sturm-Schnabl : Die slovenischen Mundarten und Mund-
artreste im Klagenfurter Becken. Wien 1973 (Diss.) ; O. Kronsteiner :
Die slowenischen Mundarten Kärntens. Topographische Appellativa in
Ortsnamen und im aktiven Wortschatz. In : Österreichische Namen-
forschung 2 (1979) 36–53 ; S. Hafner, E. Prunč : Lexikalische Inven-
tarisierung der slowenischen Volkssprache in Kärnten (Grundsätzliches
und Allgemeines). Graz 1980 ; H.-D. Pohl : Kärntner Wörterbuch. Kla-
genfurt 2007 ; Črnjəva kapca : pravljice v ziljskem narečju [CD Rom].
Ziljska Bistrica : SPD Zila in iniciativa Slovenščina v družini 2011.
Otto Kronsteiner
Slowenisch Kärnten (Slovenska Koroška), →
Gegend-
name ; → Südkärnten/Južna Koroška. Slowenisches Athen, slow. Slovenske Atene. Metapher
für Teile des slowenischsprachigen Gebietes in Kärnten/
Koroška, in denen sich ein besonders reiches sprachli-
ches und kulturelles Leben entfaltete hat (Autodidak-
ten, Volkspoeten, → Bukovništvo). Der Begriff s. A.
taucht erstmals in einer Zuschrift Fran → Levstiks
an Andrej → Einspielers neu gegründete Zeitung
→ Slovenec auf (4. Februar 1865). Gemeint ist »naša bela
Ljubljana«. Später wurde der Begriff »(male) Slovenske
Atene« [das kleine slowenische Athen] für St. Jakob im
Rosental/Šentjakob v Rožu bzw. für das gesamte → Ro-
sental/Rož verwendet (→ Südkärnten/Južna Koroška).
Neben der Pfarre St.
Jakob i. R./Šentjakob v
R. ist auch
Suetschach/Sveče als Geburtsort der →
Einspieler
von Bedeutung, wobei sich Andrej als Publizist, Mitbe-
gründer der Hermagoras-Bruderschaft (→ Mohorjeva)
und Politiker, Lambert als erster Vertreter der Kärntner
Slowenen im österreichischen Reichsrat (→ Abgeord-
nete) und Gregor als herausragender Repräsentant des
kulturellen und politischen Lebens der Kärntner Slo-
wenen besondere Verdienst erworben haben.
Aus St.
Jakob i. R./Šentjakob v R. stammen im 19. Jh.
auffallend viele Priester, Volksdichter und Intellektuelle.
Anton → Janežič aus Lessach/Leše war Mitbegründer
und jahrelanger Sekretär der Hermagoras-Bruderschaft,
Begründer und Redakteur literarischer Zeitschriften,
Verfasser eines Wörterbuchs und mehrerer Schulbücher.
Sein Bruder Valentin, von Beruf Militärarzt, gründete
mit Pfarrer Franc → Treiber im Jahre 1872 in St. Ja-
kob i. R./Šentjakob v R. die erste bäuerliche Darle-
henskasse auf dem Gebiet des heutigen Österreich. In
Gorintschach/Gorinčiče wurde Matija → Ahacel
geboren, Professor am Lyzeum in Klagenfurt/Celovec
und Herausgeber des ersten slowenischen Liederbu-
ches mit Noten. Darin enthalten sind auch einige Lie-
der des Volkspoeten Miha →
Andreaš aus Feistritz/
Bistrica bei St. Jakob/Šentjakob. Andreaš war mit
dem bedeutendsten Kärntner Volkspoeten/bukovnik,
Andrej → Schuster-Drabosnjak, befreundet, mit
dem er sich angeblich in gereimter Sprache unterhielt
(→
Bukovništvo). Als weitere Volkssänger aus dem
Gebiet von St. Jakob i. R./Šentjakob v R. wären noch
Janez Kajžnik, Verfasser mehrerer Hirten-, Liebes-
und Scherzlieder, Janez Dobernik aus Srajach/Sreje
und der Bauerndichter Primož Koschat aus Dieschitz/
Deščice zu nennen. Neben diesen namentlich bekann-
ten Volksschriftstellern und -poeten waren um St. Ja-
kob i. R./Šentjakob v R. im 19. Jh. noch weitere Volks-
sänger tätig, deren Namen allerdings verschollen sind.
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 3 : PO - Ž
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 566
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602