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Sprachgrenze, slowenische
Otto Kronsteiner: Die West-
grenze slawischer (karanta-
nerslowenischer) Toponyme
in Österreich
Sprachgrenze, slowenische. Die heutigen Grenzen
von Sprachgebieten sind legistisch relativ gut definiert.
Ein Problem ist ihr Erkennen in der Vergangenheit, wo
es keine Umfragen oder Volkszählungen gab. Gelegent-
lich geht aus (mittelalterlichen) Urkunden hervor, dass
man in einer bestimmten Gegend sclavanice spricht
oder dass etwas vulgari vocabulo so heißt. Meist ist die
lingua vulgaris nur das »Gegenteil« zum Latein der
Urkundensprache, sonst aber nicht benannt. Die beste
Auskunft geben topografische Benennungen. In Bezug
auf das Slowenische zeigen die →
Toponyme die Re-
gionen, wo einmal sclavanice (=
slowenisch) gesprochen
wurde und das Territorium, das ungefähr zum ducatus
→ Carantanorum gehörte. Klare Grenzen gibt es nicht.
Sicher war die Donau eine Grenze, nördlich der das
»Slawische« zum Tschechischen tendiert. In der slowe-
nischsprachigen und deutschsprachigen Geschichts-
forschung gibt es unterschiedliche Darstellungen der
früheren Ausbreitung des Slowenischen. Die Karten
(Kronsteiner) zeigen, wo vom 8. bis zum 12. Jh. die geografische Umwelt slowenisch benannt und wo der
→ Slowenenzehent eingehoben wurde. Ab dem 12. Jh.
nimmt die bairische Benennung deutlich zu. Besonders
an den nördlichen Rändern Karantaniens, in Ober-
und Niederösterreich. In den abgelegenen → win-
dischen Orten, im Salzburger Lungau und in Osttirol
hat sich das Slowenische länger gehalten. Es blieben
vereinzelt Sprachinseln übrig : Windischgarsten, Win-
disch Matrei, Windischendorf. Am längsten wurde in
der Steiermark/Štajerska und in Kärnten/Koroška (bis
heute) Slowenisch (→ Slovenia submersa) gesprochen.
Diese Diminuierung des Sprachgebiets geht im Mit-
telalter und in der frühen Neuzeit keineswegs, wie lite-
raturüblich behauptet, auf geplante → Germanisierung
zurück, sondern auf sozial bedingten → Sprachwechsel
innerhalb einer oder zweier Generationen. Wenn sich
die Zugehörigkeit zu einer Herrschaft (neue Besitz-
verhältnisse) ändert, ändert sich gewöhnlich auch die
Sprache zugunsten der Herrschenden (Besitzer), ohne
dass eine »Völkerwanderung« stattfindet (→ Kontinu-
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 3 : PO - Ž
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 566
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602