Seite - 1285 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
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Srienc, Kristijan
er lernte F. → Prešeren, F. Metelko, M. Kastelic,
P. Dajnko und andere kennen. Im April 1841 ging er
nach Kärnten/Koroška, wo er in Klagenfurt/Celovec
mit J. Zupan zusammentraf. Der russische Gelehrte
machte sich mit der vergleichenden Grammatik der
slawischen Sprachen, an der U. →
Jarnik arbeitete,
vertraut. In seinen späteren Erinnerungen schrieb er
über dieses Werk (das unwiderruflich verloren gegan-
gen ist) : »Ich kann bezeugen, dass diese wissenschaftli-
che Arbeit Jarniks ein grandioses Werk auf dem Ge-
biet der slawischen Philologie gewesen wäre.« Am 23.
April besuchte S. Matija →
Majar in Rosegg/Rožek,
wo dieser seit 1840 Kaplan war. Er charakterisierte
Majar als Liebhaber und Kenner der karantanischen
Völkerschaft. S. schrieb nach Erzählungen Majars
eine Reihe von Bräuchen und Liedern der Bewohner
des Gailtales/Zilja nieder und publizierte diese zehn
Jahre später in seinem Artikel »Karantanische Lieder
aus dem Gailtal« (→ Karantanien). Darin schilderte er
die Gailtaler in begeisterten Tönen, zweifellos inspiriert
durch seine Gespräche mit Majar.
S.s Reisen durch die slowenischen Länder und seine
Begegnungen mit slowenischen Gelehrten erlaubten
es ihm, die slowenischen Dialekte in zwei Artikeln zu
beschreiben, die er 1841 und 1845 veröffentlichte. Der
slowenische Dialektologe F. → Ramovš schrieb, dass S.
für die slowenische Dialektologie »so viel getan hat, wie
niemand vor und niemand nach ihm«.
In den Jahren 1842 bis 1847 war S. an der Charkover
Universität tätig, wo er sich 1846 mit einer Arbeit zum
Thema »Heiligenstätten und Riten des heidnischen
Gottesdienstes bei den alten → Slawen nach Aussagen
von Zeitgenossen und mündlicher Überlieferung« ha-
bilitierte. Von 1847 bis 1880 war er Professor der Pe-
tersburger Universität, wo er 1848 zum Adjunkten der
Abteilung für russische Sprache und Literatur der Rus-
sischen Akademie der Wissenschaften gewählt wurde.
In Petersburg studierte S. die Geschichte der russischen
Sprache und gab russische und slawische Schriftdenk-
mäler heraus. Seine Verdienste um die Entwicklung
der slawisch-russischen Paläografie sind bemerkens-
wert. Mithilfe seiner Schüler schuf er eine Kartothek
der Lexik alter Schriftdenkmäler, die als Grundlage
für das nach seinem Tod herausgegebene Wörterbuch
der altrussischen Sprache diente (Materialien für ein
Wörterbuch der altrussischen Sprache. Bd. 1–3. Sankt
Petersburg 1893 bis 1912). In den Jahren 1852 bis 1865
redigierte S. die Nachrichten der Abteilung für russische
Sprache und Literatur, die einzige russische wissen- schaftliche Zeitschrift, die slawische Themen jenseits
der russischen Grenzen behandelte.
Werke : Putevye pis’ma Izmaila Ivanoviča Sreznevskogo iz slavjanskih
zemel’. 1839–1842. Spb. 1895 (Reiseberichte Izmail Ivanovič Srez-
nevskijs aus slawischen Ländern. 1839–1842. Sankt Petersburg 1895) ;
I. I. Sresnevskij : Horutanskie pesni iz Zil’skoj doliny. In : Pamjatniki i
obrazcy narodnogo jazyka i slovesnosti. SPb. 1852, № 1 (I. I. Srez-
nevskij : Karantanische Lieder aus dem Gailtal. In : Denkmäler und
Beispiele der Volkssprache und Literatur. Sankt Petersburg 1852, №
1) ; I. I. Sreznevskij : O narečjah slavjanskih. In : Žurnal ministerstva
narodnogo prosveščenja. (dalee ŽMNP) 1841. № 9 (I. I. Sreznevskij :
Über slawische Dialekte. In : Zeitschrift des Ministeriums für Volksaufklä-
rung (im Weiteren ZVA) 1841, № 9) ; I.
I. Sreznevskij : Obozrenie glav-
nyh čert srodstva zvukov v narečijah slavjanskih. In : ŽMNP 1845, №
12 (I. I. Sreznevskij : Überblick über die wichtigsten Charakteristika von
verwandten Lauten in den slawischen Dialekten. In : ZVA) 1845, № 12).
Lit.: F. Ramovš : Karta slovenskijh narečij. Ljubljana. 1957 ; M. Ju.
Dostal’ : I. I. Sreznevskij kak istorik-slavist ; In : Slavjanskie jazyki,
pis’mennost’ i kul’tura. Kiev. 1993 (M. Ju. Dostal : I. I. Sreznevskij als
Historiker und Slawist. In : Slawische Sprachen, Schrifttum und Kul-
tur. Kiev. 1993) ; G. Neweklowsky : Ein russischer Slawist in Kärnten
anno 1841. In : Die Brücke 22/3 (1996) 22–26 ; G. Neweklowsky : Iz
zgodovine klasifikacije slovenskih narečji na Koroškem in nove naloge
slovenske dialektologije. In : Z. Zorko in M. Koletnik (Hg.) : Logarjev
zbornik. Referati s 1. mednarodnega dialektološkega simpozija v Ma-
riboru. Maribor 1999, 16–26 ; I.
V. Čurkina : I.
I. Sreznevskij i slovency.
In : I. I. Sreznevskij i sovremennaja slavistika : nauka i obrazovanie.
Rjazan’. 2002 (I.
V. Čurkina : I.
I. Sreznevskij und die Slowenen. In : I.
I.
Sreznevskij und die moderne Slawistik : Wissenschaft und Bildung.
Rjazan. 2002) ; G. Neweklowsky : Izmail Ivanovič Sreznevskih i ego
putišestvije po Avstriji. In : M. Moser, V. Andrjuščenko (Hg.) : Avstrija
i Ukraina u konteksti evropskoj integracii ta spivpeobitnyštva – Ös-
terreich und die Ukraine im Kontext der europäischen Verständigung
und Kooperation. Kiiv [NPU imeni M. P. Dragomanova] 2005, 63–
71 ; G. Neweklowsky : Izmail Ivanovič Sreznevskijs Reise durch Öster-
reich 1841–1842. In : Studia Slavica Hung. 51/1–2 (2007) 309–318.
Iskra Vasiljevna Čurkina ; Üb.: Nieves Čavić-Podgornik
Srienc, Kristijan (Kristo, * 23. Dezember 1910 Pud-
lach/Podlog [Neuhaus/Suha], † 30. Jänner 2002 Wa-
ckersdorf/Večna vas), slowenischer Priester, Schriftstel-
ler und Verteidiger der Identität der Kärntner Slowenen.
S. entstammte einer slowenischen Bauernfamilie
mit sieben Kindern, der Vater musste einem Zusatz-
verdienst als Maurer nachgehen, um die Familie zu
ernähren. Mit fünf Jahren durfte S. mit besonderer Er-
laubnis in die erste Klasse der einklassigen Volksschule
in Neuhaus/Suha eintreten. Der einheimische Pries-
terseminarist Dominik Skitek überredete ihn zum
Studium. Ab 1924 besuchte S. das Gymnasium in Kla-
genfurt/Celovec und wohnte im → Marianum, wo es
den slowenischen Zöglingen verboten war, miteinander
in ihrer → Muttersprache zu reden. Nach der Matura
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 3 : PO - Ž
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 566
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602