Seite - 1292 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
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Starc, Johann
Janez Starc-Grabstein
gestaltet von Jože Plečnik,
Foto Vincenc Gotthardt
warnt, verließen die beiden in der Abenddämmerung
den Ort und flüchteten nach Klagenfurt/Celovec. S.
wurde vom Ordinariat nach Eberstein/Svinec und dann
nach Rosegg/Rožek versetzt, von wo ihn die Nazis aber-
mals vertrieben. Der Gurker Bischof setzte S. nach der
Entlastung von Keutschach/Hodiše in St. Leonhard
b. Siebenbrünn/Šentlenart pri Sedmih studencih als
Pfarrer ein. S. ging jedoch nach Wien, wo ihm Kardinal
Innitzer ein Klosterzimmer in der Habsburgergasse
vermittelte. Wegen Heimwehs kehrte er im September
1938 nach Kärnten/Koroška zurück, wohnte eine Zeit
lang bei seinem Cousin Joško → Tischler in → Vil-
lach/Beljak, besuchte für einige Stunden Keutschach/
Hodiše, wurde verraten und von der Gestapo inhaftiert.
Innerhalb von 48 Stunden musste er das Land verlassen.
S. hielt sich bis Ende des Jahres in Wien auf, wurde auf
Intervention Innitzers Provisor in Klein Wartenstein
bei Gloggnitz (bis zum 20. Juni 1939), anschließend
aber auf eigenen Wunsch Provisor im burgenländi-
schen Ollersdorf bei Stegersbach (1939–1945 Reichs-
gau Steiermark), wo er als Seelsorger Beziehungen zur
Pfarrgemeinde aufbaute (bis Ende 1940). Beziehungen
zu den burgenländischen Kroaten waren der Grund
für Gestapo-Verhöre in Graz, verbunden mit einem
Aufenthaltsverbot im Reichsgau Steiermark (dem das
südliche Burgenland zugeschlagen wurde). S. fand in
der burgenländisch-kroatischen Gemeinde Hornstein/
Vorištan (1939–1945 Reichsgau Niederdonau) Auf-
nahme. Nach dem Einmarsch von Hitlerdeutschland in
→ Jugoslawien wurde S. erneut verhaftet und bis Mai
1941 am Wiener Morzinplatz arretiert. Weil er Kroa-
tisch gelernt hatte, musste er auf Geheiß der Gestapo
nach Wimpassing a. L. umsiedeln (1941–1945).
Nach dem Krieg übernahm S. die Pfarre St. Leon-
hard bei Siebenbrünn/Šentlenart pri Sedmih studencih
und wurde Ausschussmitglied der Hranilnica in posojil-
nica [Spar- und Darlehenskasse]. Der Befreiungsfront
OF (Osvobodilna fronta), die sich für den Anschluss des
slowenischen Teils Kärntens an Jugoslawien einsetzte,
schloss er sich mit einer eigenen Aussendung und ei-
nem Plakat-Aufruf am 25. Februar 1947 gemeinsam mit
Franc →
Petek und Janko → Ogris an. Er sorgte bei
der Sicherheitsdirektion und bei Generalvikar J. Ka-
dras für Aufregung, weil er im Dellacher Camp am
12./13. August 1947 Delegierte der Hoch- und Mittel-
schüler der Kärntner Slowenen auf die »Notwendigkeit
des Kampfes zur Erlangung der Freiheit des slovenischen
Volkes in Kärnten« hinwies und betonte, »unsere einzige
Rettung ist Jugoslavien«. Gegenüber dem Ordinariat ar- gumentierte er, dass die ihm vorgehaltenen Sätze richtig
seien, er für eine gerechte Behandlung der Kärntner Slo-
wenen eintrete, der Vorwurf der Illoyalität nicht zutreffe,
solange die Staatszugehörigkeit Südkärntens nicht ent-
schieden sei und die Änderung der Kirchensprache viele
der Kirche entfremdet habe. 1948 wollte S. zusammen
mit Tischler die →
Slovenska prosvetna zveza [Slo-
wenischer Kulturverein] dem Einflussbereich der OF
entziehen, was zur Trennung von der OF und zur Spal-
tung unter den Kärntner Slowenen führte. 1949 wurde
er zum Vizeobmann des Narodni svet [Rat der Kärntner
Slowenen] gewählt. Ab diesem Zeitpunkt lehnte er ein
gemeinsames Auftreten mit der OF bei der Wahl und
die Vereinigung mit dem kommunistischen Jugoslawien
ab. Er gab den Impuls für die Gründung der katholi-
schen Wochenzeitschrift Naš tednik.
Über die Situation der Kärntner Slowenen verfasste
S. in der Zwischenkriegszeit mehrere Beiträge in von
→ »Minderheiten« herausgegebenen Zeitschriften, vor
allem in der Kulturwehr, einem in Berlin erscheinen-
den polnischen Monatsblatt, und im Agramer Tagblatt
(1928–1930). Am 10. Februar 1935 publizierte S. un-
ter dem Pseudonym Dr. Coelestin Keutschacher
den Artikel Die österreichische Bundesverfassung und
die Minderheitenfrage in der Zeitschrift Der christliche
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 3 : PO - Ž
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 566
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602