Seite - 1321 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
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Špicar, Jakob
Jaka Spicar Špicar, Jakob (Jaka, * 27. Oktober 1884 Gottestal/
Skočidol [Wernberg/Vernberk], † 17. Februar 1970
Ljubljana), Volksdramatiker, Regisseur, Schauspieler,
Bankdirektor.
Š. entstammte einer Bauernfamilie (Eltern Janez/
Marjeta, geb. Trunk) in Gottestal/Skočidol bei → Vil-
lach/Beljak. Nach der Volksschule besuchte er einige
Gymnasialklassen in Villach/Beljak und Klagenfurt/
Celovec. Im Nachbarort Föderlach/Podravlje gründete
er 1905 den Kulturverein Sloga [Eintracht] mit Tam-
burizza-Orchester und Laienspielgruppe (→ Tambu-
rizzamusik). Letztere führte bereits 1905 den von ihm
verfassten Einakter Eno uro sodnik [Eine Stunde Rich-
ter] auf. Nach kurzer Tätigkeit in Kärnten/Koroška trat
er 1905 in die Anwaltskanzlei Dr. Kokalj in Ljubljana
ein, wechselte aber 1906 in die Sparkasse in Radovljica
(mit Filiale in Jesenice), der er – zuletzt als Direktor –
bis zu seiner Flucht vor der Gestapo nach Ljubljana am
13. 4. 1941 angehörte. Seine Frau Marica, geb. Heber
aus Duel/Dole bei Föderlach/Podravlje, blieb zunächst
zurück, die beiden Söhne wurden mit ihren Familien
nach Serbien deportiert. Diese Lebensumstände ver-
ursachten bei Š. und seiner Gattin Erkrankungen, die
Krankenhausaufenthalte und Operationen notwendig
machten. Die äußerst bescheidene Invalidenrente (700
Lire) gestattete nur ein kümmerliches Leben. Nach
Kriegsende verbrachte das Ehepaar Š. den Rest seiner
Jahre in Ljubljana, allerdings in intensiver Verbindung
mit der alten Kärntner Heimat. Š.s reiches Lebenswerk
umfasst nahezu 100 Titel an volkstümlichen Bühnen-
werken (viele mit slowenischer Kärntner Thematik),
davon auch einige aus der Frühzeit in deutscher Spra-
che, etwa Der Hirte am Kyffhäuserberge (Motiv → kralj
Matjaž, Manuskript verloren gegangen), Überset-
zungen bzw. Bearbeitungen von Theaterstücken (z. B.
Schillers Räuber) und Hörspielen (vor allem nach dem
Zweiten Weltkrieg). Das Hörspiel Osojski spokornik
[Der stumme Büßer von →
Ossiach] erhielt in den
1930er-Jahren einen 2. Preis. Daneben verfasste Š. viele
Beiträge für Zeitungen und Zeitschriften in Slowenien,
den USA und Kärnten/Koroška (Slovenski vestnik).
In vielen seiner Bühnenstücke führte Š. nicht nur Re-
gie, sondern wirkte auch als Schauspieler mit. Jesenice,
Š.s mehrjähriger beruflicher Mittelpunkt, war mit dem
Sokolski oder [Bühne der jungen Falken], einem liberal
orientierten Laientheater, nicht nur Erstaufführungsort
(1909) seines bekanntesten und beliebtesten Bühnen-
stücks, der nach Jakob → Skets Erzählung entstan-
denen Miklova Zala, sondern auch Aufführungsort zahlreicher anderer Theaterstücke. Auf Š.s Anregung
wurde ein Theaterverein gegründet, dem er lange Zeit
vorstand. Mit seinem Bühnenstück Damjanka wurde
1918 die Gründung des südslawischen Staates gefeiert.
Nach seiner endgültigen Übersiedlung nach Radovljica
begründete er im Sokolski dom [Kulturhaus der Falken]
eine ständige Bühne, die mit seinem symbolistischen
Drama K luči ! [Zum Licht !] (1921) eröffnet wurde.
Viele von Š.s Bühnenstücken behandeln Themen
aus Kärnten/Koroška und wurden auch in neuerer Zeit,
vor allem aber zwischen den beiden Weltkriegen im-
mer wieder aufgeführt. In ihnen sind mythologische
Themen (Kralj Matjaž [König Matjaž], V Korotan !
[Nach Korotan !]) ebenso verarbeitet wie geschichtli-
che (Bilštanj in Reberca [Pilštanj und Rechberg], Zlato
iz Jepe ali Loški gospod [Gold aus dem Mittagskogel
oder der Pfarrherr von Latschach]) (→ kralj Matjaž,
→ Korotan). Das Stück Drabosenjak erzählt die Ge-
schichte von Andrej → Schuster-Drabosnjak,
Nmav čez izaro [Ein wenig über’n See] die Geschichte
der Entstehung der heimlichen Kärntner slowenischen
Hymne von Franc → Treiber. Das Stück Knežji ka-
men [→ Fürstenstein] lehnt sich an die gleichnamige
Ballade aus Anton → Aškerc’ Zyklus Stara pravda
[Das alte Recht] an (→ Bauernaufstände). Pod bičem !
[Unter der Knute !] bringt Bilder aus der Zeit der De-
portationen während der NS-Herrschaft. Tantiemen
oder Honorare hat Š. für die Aufführung seiner Stücke
in Kärnten/Koroška nie verlangt.
Quellen : Koroška osrednja knjižnica dr. Franca Sušnika Ravne na
Koroškem (Nachlass. Das Verzeichnis umfasst 99 Titel).
Werke : Miklova Zala, 1906, Uraufführung : Jesenice 1909 ; K luči !
Simbolična igra v štirih slikah, 1921, Kranj 1921 ; Kralj Matjaž, 1909,
Uraufführung : Ljubljana 1911 ; V Korotan ! 1931 ; Bilštanj in Reberca,
1933 ; Drabosenjak. Narodna igra v petih dejanjih, 1934, Ljubljana
1937 ; Osojski spokornik, 1935 ; Nmav čez izaro …, 1942 ; Zlato iz Jepe
ali Loški gospod. Ljudska igra v petih dejanjih, 1943 ; Pod bičem ! Ljudska
igra v štirih dejanjih, 1951. Celovec 1966.
Üb.: F. Schiller : Razbojniki [Ms. verloren gegangen].
Lit.: R. Vospernik : Jaka Špicar. In : Letno poročilo državne realne gim-
nazije in gimnazije za Slovence 1969/70, 52–54 ; S. Tarman : Jaka Špicar
– mojster slovenske ljudske dramatike. In : Stop 37 (1978) ; R. Vospernik :
Jaka Špicar – ein vergessener Sohn Kärntens. In : Die Brücke 4/4 (1978),
170–180 ; R. Vospernik : Koroška tematika v dramatičnem ustvarjanju
Jaka Špicarja. In : Slavistična revija 32/3–4 (1979), 431–441 ; KMD
(1984), 81–87 ; R. Vospernik : Ivan Pregelj, Kristo Srienc und Jaka
Špicar – drei literarische Zeugnisse zum historischen Hintergrund
der Kärntner Volksabstimmung, Referat beim Symposium zum 90.
Jahrestag der Kärntner Volksabstimmung am 8. Oktober 2010, Mu-
silinstitut, Klagenfurt 2010.
Reginald Vospernik
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 3 : PO - Ž
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 566
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602