Seite - 1349 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
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Theater, slowenisches in Kärnten/Koroška
zurückgehen auf ladinisch pecculu »Ort der Sünder«
(peccau »Sünde«) oder pecul »Felshöhle > Hölle«. Nicht
alle Wörter sind heute noch in Gebrauch, manche nur
noch im Dialekt oder in anderer Bedeutung. Kultur-
historisch beachtlich ist glagol in der Bedeutung »das
Wort« < ladinisch/bairisch clocul/glogul (und bairisch
Klachel/Glachl »Glockenschwengel«). Die Römer hat-
ten keine Glocken. Wort und Sache sind keltisch und
ins Ladinische übernommen worden.
Lit.: F. Miklosich : Die christliche Terminologie der slavischen Sprachen.
Wien 1875 ; S. Hafner, E. Punč : Die slowenische Volkssprache in Kärn-
ten. Wien 1982 ff. (ÖAW) ; O. Kronsteiner : Virgil als geistiger Vater
der Slawenmission und der ältesten slawischen Kirchensprache. In : Vir-
gil von Salzburg. Missionar und Gelehrter. Hg. H. Dopsch und R.
Juffinger. Salzburg 1984, 122–128 ; O. Kronsteiner : »Alpenromanisch«
aus slawistischer Sicht (darin : Die Ladinismen der vorkyrillo-methodi-
anischen Kirchensprache). In : Das Romanische in den Ostalpen, Hg.
D. Messner. ÖAW Wien 1984, 83–88 ; O. Kronsteiner : Von der Hölle
und vom Paradies. Eine etymologische Glosse. In : Festschrift für S. Haf-
ner (Pontes slavici). Graz 1986, 219–222 ; M. Orožen : Fran Miklošič
– raziskovalec slovankse obredne terminologije. In : Miklošičev zbornik.
Kulturni Forum Maribor. Maribor 1991, 137–162 ; O. Kronsteiner :
Licemerie. Von der Heuchelei. Eine etymologische Glosse. In : Anzeiger für
Slavische Philologie (Graz) XXII/1 (1993) 121–123 ; H. Dopsch : Zwi-
schen Salzburg, Byzanz und Rom. Zur Missionierung Pannoniens im 9.
Jahrhundert. In : Christentum in Pannonien im ersten Jahrtausend,
Hg. R. Müller. Zalai múzeum 11, Zalaegerszeg 2002, 267–294.
Otto Kronsteiner
Terselič, Ivan (Publizist), → Mir [Der Friede].
Teul, Anton (Ludmannsdorf/Bilčovs), Priester, Kultur-
aktivist, → Bilka, Katoliško slovensko izobraževalno dru-
štvo [Katholischer slowenischer Bildungsverein Bilka/
Halm].
Thaler, Alojz, vulgo Tončev (Kulturaktivist), → Radiše.
Katoliško slovensko izobraževalno društvo na Radišah [Ka-
tholischer slowenischer Bildungsverein in Radsberg].
Theater, slowenisches in Kärnten/Koroška. Die
ersten Erscheinungsformen von Theater bzw. rituellen
oder darstellenden Handlungen im weitesten Sinn in
Kärnten/Koroška werden mit einigen heidnischen re-
ligiösen Riten zum Wechsel der Jahreszeiten der frü-
hen → Slawen in Verbindung gebracht, die von den
Stammesverbänden am Ostrand der Alpen vollzogen
wurden. Einige dieser Riten erhielten sich im Chris-
tentum, in der Zeit nach der → Christianisierung der
Slowenen gegen Ende des ersten Jahrtausends. Später
wurden sie von den breiten Schichten der Bevölkerung tradiert (→ Inkulturation). Die Mehrzahl dieser Bräu-
che mit traditionellen zeremoniellen Handlungen mit
pantomimisch-tänzerischen Brauchtumselementen
und Gesängen enthalten auch besondere Momente,
die eine schauspielerische Improvisation erfordern
(→ Tanz). Im Rahmen dieser (nach Mikhail Bahtin)
so verstandenen primären mittelalterlichen Volkskultur
des Karnevals, deren Element auch das Volkstheater
war, finden wir auch Bräuche und Gewohnheiten bei
kollektiver Arbeit (→ Steljeraja), aber auch bei bäuer-
lichen Hochzeitsfeierlichkeiten, die alle Möglichkeiten
für Improvisationen in Dialogform boten.
Ein neuer Typ von Theater, der dem heutigen Ver-
ständnis näher ist, stellen die religiösen Laienspiele dar,
die im europäischen Mittelalter aufgekommen waren,
die jedoch in den slowenischen Ländern lediglich in
Cividale (friul. Cividât, slow. Čedad) gegen Ende des
13. und zu Beginn des 14. Jh.s nachgewiesen sind. In
Kärnten/Koroška ist ein lateinisches Evangelium in
Dialogform aus dem 13. Jh. im Benediktinerkloster in
→ Ossiach/Osoje erhalten. Wahrscheinlich wurden in
dieser Zeit in den Kirchen von Städten und Klöstern
auch Weihnachtsspiele im bescheidenen Umfang auf-
geführt, bei denen das Slowenische einen Anteil hatte.
Das erste Theater in Kärnten/Koroška und in slo-
wenischen Ländern überhaupt, über das es verlässliche
und durchaus umfassende historische Quellen gibt,
reicht in die Zeit der → Gegenreformation zurück, als
mit dem Erscheinen der → Jesuiten Kultur und Ge-
schmack des Barock in den slowenischen Kulturraum
verbreitet wurden. Die Jesuiten erhielten 1604 ihr Ge-
bäude und errichteten ein Kollegium in Klagenfurt/
Celovec. Im Rahmen der Förderung künstlerischen
Schaffens (Musik, Theater, bildende Künste) pflegten
die Jesuiten neben dem lateinischen Theater in der
Schule auch noch das religiöse Theater im Rahmen
ihrer seelsorgerischen Tätigkeit. Dieses Theater führte
die Tradition des mittelalterlichen religiösen Theaters
in barockisierter Form weiter. In diesem Kontext ist der
Jesuit Anton → Kašutnik aus Tarvisio/Tarvis/Trbiž
im → Val Canale/Kanaltal/Kanalska dolina zu nennen,
der erste bekannte Slowenen, der sich in barocker Ma-
nier und noch in lateinischer Sprache mit der Drama-
tik beschäftigte und dramatische Texte, Libretti sowie
Gedichte für die Bedürfnisse des jesuitischen Schulthe-
aters verfasste. Doch da sich die Jesuiten bewusst wa-
ren, dass ihre Gegner bei deren religiösen Wirken die
slowenische Sprache verwendeten, fand ein Teil dieses
Theaters auch in slowenischer Sprache statt. So ist z. B.
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 3 : PO - Ž
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 566
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602