Seite - 1351 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
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Theater, slowenisches in Kärnten/Koroška
Miklova Zala, Ruden/Ruda,
1926 sen) sowie von den neuen kulturellen Bedürfnissen, die
diese unter der bäuerlichen slowenischen Bevölkerung
geweckt haben.
Wie Andrej Leben in seinem Beitrag Gledališče
koroških Slovencev [Das Theater bei den Kärntner Slo-
wenen] feststellt, war auch im 19. und zu Beginn des
20. Jh.s die Sorge um die slowenische Sprache eine
Konstante des Theaterschaffens. So war es bereits beim
Volkspoeten bzw. bukovnik Andrej Schuster-Dra-
bosnjak, dem es beim Verfassen der Volksschauspiele
vor allem um die Pflege der slowenischen Sprache ging.
Auch eine der ersten slowenischen Theatervorstellun-
gen in Klagenfurt/Celovec, die 1872 vom Leseverein
→
Slovanska čitalnica veranstaltet wurde, war mit der
Sprachpolitik verbunden, da in ihr die Forderung nach
der Vereinigung aller Slowenen in einem Kronland mit
Ljubljana als Hauptstadt vertreten wurde. Doch trotz
der Versuche in Klagenfurt/Celovec fand der Groß-
teil des slowenischen Theaterlebens noch immer auf
dem Lande statt und stand im Zusammenhang mit
der Gründung von Schulen. Noch immer waren ka-
tholische Themen beliebt, Mädchen spielten Legenden,
Weihnachts- und religiöse Werke, Buben Possenspiele.
Im Hinblick auf das Repertoire war die Aufführung
des Stückes Divji lovec [Der wilde Jäger] von Franc
Saleški →
Finžgar 1903 in Fürniz/Brnca bei → Vil-
lach/Beljak bedeutend, bei der die Initiative von der
studentischen Jugend ausging. Bereits im Jahr 1907
wurden vom selben Autor einige Lesedramen in der
Zeitung → Mir veröffentlicht, die für die Kandidaten
der → Koroška slovenska stranka [Kärntner slowenische
Partei] mobilisierten. Soziologisch interessant ist vor allem die Aufführung
des Stückes Miklova Zala [Zala vom Mikl-Hof] von
Jakob → Sket und Jaka →
Špicar aus dem Jahr 1911
in Klagenfurt/Celovec, da dieses wegen seines außeror-
dentliches Echos eine Säule der slowenischen nationa-
len Affirmation und des Erwachens wurde. Während
des Ersten Weltkrieges und nach der → Volksabstim-
mung 1920 versiegte die slowenische Kulturtätigkeit
weitgehend. Als sich die Vereine wieder erholten, grif-
fen sie auf ein leichteres Repertoire zurück, mit der Zeit
aber auch auf schwierigere Stücke (Finžgars Bauern-
stücke Miklova Zala [Zala vom Mikl-Hof], Deseti brat
[Der zehnte Bruder]). Gegen Ende der 20er-Jahre tra-
ten auf den Bühnen oftmals Chöre statt des Theaters
auf. Der ideologische Druck der deutschen Mehrheit
gefährdete immer mehr jede kulturelle Aktivität der
Kärntner Slowenen.
Der interessanteste und schaffensreichste Autor die-
ser Zeit war zweifelsohne Jaka Špicar (1884–1970),
der Jakob Skets Erzählung Miklova Zala – povest iz
turških časov [Zala vom Mikl-Hof. Eine Erzählung aus
türkischer Zeit] für das Theater adaptierte (die Urauf-
führung in Jesenice fand 1909 statt, die Erstauffüh-
rung in Klagenfurt/Celovec 1911). Als Theatermacher
wirkte Špicar in Jesenice, Radovljica und in → Süd-
kärnten/Južna Koroška. Er schrieb ca. 80 Theaterstü-
cke und Schauspiele, in denen er oft selbst auftrat und
für die er Regie führte. Er war auch Autor zahlreicher
Dramatisierungen und Bearbeitungen von Original-
texten, von denen nur einige genannt seien : Bukvice od
Matjaža [Bücher von Matjaž/Matthias] von Schus-
ter-Drabosnjak, das politisch engagierte Schauspiel
Damjanka [Damjanka] (1918) und das symbolistische
Drama K luči ! [Zum Licht !] (1921).
Ein interessantes Beispiel des slowenischen Theater-
schaffens in der Zeit vor der deutschen Okkupation ist
der Einakter Boj za prosveto [Der Kampf für die Kul-
tur] von Hani Weiss, der einen der seltenen erhaltenen
Theatertexte vor dem Zweiten Weltkrieg darstellt, von
dem Andrej Leben zu berichten weiß. Soziologisch
äußerst aufschlussreich ist auch das Beispiel des The-
aters als eine der Säulen des kulturellen und künstle-
rischen Schaffens im Rahmen des Vereins → Edinost
Št. Tomaž [Einheit St. Thomas] in der Altgemeinde
St. Thomas am Zeiselberg/Šenttomaž na Čilberku, das
Katja Sturm-Schnabl in ihrem Beitrag Kulturno
življenje v fari st. Tomaž od začetka 20. stoletja do nemške
okupacije [Das Kulturleben in der Pfarre St. Thomas
vom Beginn des 20. Jh.s bis zur deutschen Okkupation]
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 3 : PO - Ž
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 566
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602