Seite - 1352 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
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Thörl-Maglern/Vrata-Megvarje
darstellt und das von der Bedeutung des Theaterlebens
für die gesamte slowenische Gesellschaft zeugt. Bereits
bis zum Jahr 1914, als der Krieg die kulturellen Ak-
tivitäten unterbrach, wurden in zahlreichen Orten die
folgenden Stücke aufgeführt : Sv. Aleš [Hl. Alexander],
Tri sestre [Drei Schwestern], Večna mladost in večna le-
pota [Ewige Jugend und ewige Schönheit], Kmet He-
rod [Der Bauer Herodes], Krčmar pri zvitem rogu [Der
Wirt beim krummen Horn], Zvon na krtinah [Die Glo-
cke auf den Maulwurfshaufen], Lurška pastorica [Die
Schäferin von Lourdes] und Ne v Ameriko [Nicht nach
Amerika]. Nach der Volksabstimmung steigerte sich
leider die gesellschaftliche Intoleranz gegenüber der
slowenischen Sprache und Kultur vonseiten deutschna-
tional aufgehetzter Pfarrgemeindeitglieder, doch wirkte
der Kultureverein weiter und plante für 1938 die Auf-
führung der Miklova Zala. Analoges kann man für alle
anderen in jener Zeit tätigen slowenischen → Kultur-
vereine feststellen, überall war das → Laienspiel Vektor
der Sprachkultur und der Identität.
All diese historischen Fakten geben Zeugnis darüber
ab, dass das Theaterleben in Kärnten/Koroška, obwohl
es keine Professionalisierung und Institutionalisierung
erlebte, eine bedeutende Konstante beim Erhalt und
der Entwicklung des slowenischen Kulturlebens ver-
schiedener sozialer Gruppen darstellte.
Lit.: A. Trstenjak : Slovensko gledališče, Zgodovina gledaliških predstav
in dramatične književnosti slovenske. Ljubljana. 1892 ; F. Kotnik : Pasi-
jonska igra iz Železne Kaple. In : Časopis za zgodovino in narodopisje
1924, 101–108 ; F. F. Wolman : Slovinske drama. Bratislava 1925 ; Ko-
blar : Starejša slovenska drama. Ljubljana 1951 ; J. Koruza : Starejša slo-
venska koroška dramatika. In : Koroški kulturni dnevi I, Maribor 1973,
133–136 ; K. W. Drozd, Schul- und Ordenstheater am Collegium S, J.
Klagenfurt (1604–1773), Klagenfurt 1965 (Buchreihe des Landes-
museums für Kärnten 10) ; J. Koruza : Slovenska dramatika in gledališče
v obdobju baroka. In : X. seminar slovenskega jezika, literature in kul-
ture. Ljubljana 1974, 117–122 ; S. Tarman : Jaka Špicar – mojster slo-
venske ljudske dramatike. In : Stop 37 (1978) ; R. Vospernik : Jaka Špicar
– ein vergessener Sohn Kärntens. In : Die Brücke 4/4 (1978), 170–180 ;
F. Zwitter : Grundzüge und Entwicklung der slowenischen Kulturpolitik
in Kärnten in den Jahren 1900 bis 1941 unter besonderer Berücksich-
tigung des slowenischen Laienspielwesens, (Phil. Diss). Wien 1983 ; A.
Leben : Hani Weiss in njegovo mesto v koroški slovenski literaturi. In : KK
1995, 94–100 ; A. Leben : Gledališče koroških Slovencev. Nekaj pogledov
na slovensko gledališko dejavnost na avstrijskem Koroškem. In : Sympo-
sion »Vidiki slovenske gledališke zgodovine«, Slovenski gledališki muzej.
Ljubljana 27.–28. november 2002 ; W. Drobesch, P. G. Tropper (Hg.) :
Die Jesuiten in Innerösterreich – Die kulturelle und geistige Prägung ei-
ner Region im 17. und 18. Jahrhundert. Klagenfurt/Celovec 2006 ; L.
M. Ruhdorfer : Das Passionsspiel »Terplenje in smrt Jezusa Kristusa«,
St. Stefan bei Finkenstein 1931. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2007.
Tomaž Toporišič ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl Thörl-Maglern/Vrata-Megvarje (Gemeinde Arnold-
stein/Podklošter), unter italienischer Hoheitsverwal-
tung zwischen 1918 und November 1924, vgl. Sach-
lemmata : → Arnoldstein/Podklošter, → Vertrag von
Saint-Germain.
Thun-Hohenstein, Leo Graf von (* 7. April 1811
Děčín [Tetschen, Böhmen], † 17. Dezember 1888
Wien), österreichischer Politiker und Autor.
T. studierte Rechtswissenschaften an der Karls-Uni-
versität in Prag und trat 1836 in den Staatsdienst ein,
wo er zunächst am Prager Kriminalgericht, später in
der Vereinigten Hofkanzlei wirkte. 1848 wurde er zum
Gubernialpräsidenten von Böhmen ernannt. Vom 28.
Juli 1849 bis zum 21. Oktober 1860 war T. Minister
für Cultus und Unterricht. Durch sein von Toleranz ge-
prägtes Wirken gilt T. als Reformator des österreichi-
schen Bildungswesens, er führte die Hochschulauto-
nomie ein, erteilte die Lehrbefugnis an Wissenschafter
evangelischer und jüdischer Konfession, rief namhafte
ausländische Gelehrte ins Land und reformierte die
Akademie der Wissenschaften (→ Oktroyierte März-
verfassung 1849). Bereits am 16. September 1849 gab
er einen Entwurf der Organisation der Gymnasien und
Realschulen heraus.
In seiner Eröffnungsrede zum Kongress »Achtzehnte
Versammlung deutscher Philologen, Schulmänner und
Orientalisten«, der vom 23. bis 28. September 1858 in
Wien abgehalten wurde, hielt er eine visionäre Rede.
Darin trug er unter anderem vor, dass die industrielle
Entwicklung so manche zu der Forderung bewog, die
naturwissenschaftlichen Fächer auf Kosten der geistes-
wissenschaftlichen (der Philologie) in den Schulen zu
bevorzugen, indes trage gerade die Philologie u. a. auch
zum tieferen Verständnis der jeweiligen Muttersprache
bei. So sagte er u. a.: »… Jeder Volksstamm hängt mit
Begeisterung an seiner Sprache, und ein nicht geringer
Theil der geistigen Bewegungskraft Österreichs liegt in
dieser naturgemäßen Begeisterung. Soll sie aber höhe-
ren Zwecken dienlich sein, so muß ihr wissenschaftli-
che Nahrung geboten werden, und dies muß zunächst
durch gründliche philologische Studien geschehen …«
Franz → Miklosich, der zu seinem engsten Mitar-
beiterstab für die Ausarbeitung der Schulreformen ge-
hörte, plädierte seinerseits in seiner Eröffnungsrede als
Präsident dieses Kongresses für die Gleichberechtigung
der slawischen Philologie mit der klassischen und ger-
manischen. Er hatte bereits 1849 den offiziellen Auf-
trag des Ministeriums für die Herausgabe slowenischer
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 3 : PO - Ž
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 566
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602