Seite - 1353 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
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TIGR
Leo Thun-Hohenstein, Denk-
mal im Arkadengang des
Ehrenhofes der Universität
Wien (Detail), Foto Bojan-Ilija
Schnabl
Lesebücher für Gymnasien erwirkt. Thuns Anliegen
war es zudem, dass die sprachliche Normierungstätig-
keit im Rahmen des →
Reichsgesetzblattes, die eben-
falls unter der Ägide Miklosichs stand, auch für die
→
Schulbücher Anwendung finden sollte.
T., der zu den Vätern des Konkordats von 1855 zählt,
war ab 1861 Mitglied des Herrenhauses und phasen-
weise Mitglied des Böhmischen Landtags, wo er ab
1883 der tschechischen Autonomiefraktion angehörte.
Archive : Autografensammlung ÖNB Sign. 139/12–1–2.
Quellen : Verhandlungen der achtzehnten Versammlung deutscher Philo-
logen, Schulmänner und Orientalisten in Wien vom 23. bis 28. September
1858. Wien 1859 ; A. v. Helfert : Graf Leo Thun, k. k. Gubernial-Prä-
sident in Böhmen. In : Mitteilungen des Instituts für Geschichtsforschung.
XXXVI. Innsbruck 1915, 179–254.
Lit.: Wurzbach ; ÖBL. – 100 Jahre Unterrichtsministerium 1848–1948.
Festschrift des Bundesministeriums für Unterricht in Wien. Wien 1949 ;
H. Lentze : Die Unterrichtsreform des Ministers Graf Leo Thun Ho-
henstein. Wien 1962 ; K. Sturm-Schnabl : Der Briefwechsel Franz
Miklosich’s mit den Südslaven – Korespondenca Frana Miklošiča z
Južnimi Slovani. Maribor 1991 (zum Thema slowenische Schulbü-
cher Br. 11, 12, 19, 26, 30, 35, 36) ; K. Sturm-Schnabl : Miklosichs
Bedeutung für die Slowenistik unter besonderer Berücksichtigung seiner
Lesebücher für Mittelschulen. In : Wiener slavistisches Jahrbuch. Bd. 3
(2007) 229–239.
Katja Sturm-Schnabl Thurn-Valsassina, Grafen von, → Mežiška dolina
(Mieß tal).
TIGR (Trst, Istra, Gorica, Reka) [Triest, Istrien, Görz, Ri-
jeka/Fiume], antifaschistische Untergrundorganisation
der Slowenen, die im westlichen Teil des slowenischen
ethnischen Territoriums lebten (dem Küstenland/Lito-
rale/Primorje), das nach dem Zerfall der österreichisch-
ungarischen Monarchie von der italienischen Armee
besetzt und mit dem Grenzvertrag von Rapallo dem
Königreich Italien zugesprochen worden war (→ Ver-
trag von Saint-Germain).
Bereits in der Zeit der demokratischen Regierungen
wurde am 13. Juli 1920 das zentrale repräsentative Ge-
bäude der Slowenen, der Narodni dom [Nationalheim]
in → Trieste/Trst/Triest, das noch zu Zeiten der Mo-
narchie bzw. bei der Sprachenzählung 1910 mit über
56.000 Slowenen seiner Bevölkerung nach die größte
»slowenische« Stadt war (Ljubljana hatte damals ins-
gesamt nur 52.000 Einwohner), von den Faschisten in
Brand gesetzt und von der Polizei ungehindert zerstört.
Mit dem Machtantritt der italienischen Faschisten
1922 kam es zu einer massiven und offenen Italianisie-
rungspolitik und zur systematischen Diskriminierung
und Verfolgung der Slowenen (und Kroaten in den
südlicheren Teilen Istriens). Als Folge der Diskrimi-
nierungen und Verfolgungen sammelte sich vor allem
die liberal orientierte Jugend ab 1924 in illegalen natio-
nal-verteidigenden Organisationen, die Unterstützung
aus dem jugoslawischen Teil Sloweniens, vor allem der
Orjuna (Organizacija jugoslovanskih nacionalistov [Or-
ganisation der jugoslawischen Nationalisten]) erhielten.
1927 verbannte die faschistische Regierung endgültig
die slowenische und kroatische Sprache aus allem öf-
fentlichen Leben, löste die slowenischen und kroati-
schen Vereine unter Zwang auf und erlaubte jegliche
Gewaltanwendung auf die Angehörigen der beiden
ethnischen Gruppen.
Deshalb begannen die slowenischen Antifaschisten
1927 unter dem Namen TIGR oder lediglich »Orga-
nizacija« [Organisation] auf dem Gebiet von Trieste/
Trst/Triest, → Gorizia/Gorica/Görz und auf dem Kras
(Karst/Carso) im Tal der Soča (Isonzo) neben illegalen
Propagandaaktionen u. a. nach dem irischen Vorbild
Sabotageakte, Attentate auf Vertreter des italienischen
faschistischen Regimes, auf Denunzianten sowie auf
Zentren der Italianisierung auszuüben (z. B. Inbrand-
setzung von Grundschulen und Kindergärten, Explo-
sion in der Redaktion des faschistischen Blattes Il po-
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 3 : PO - Ž
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 566
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602