Seite - 1369 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
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Trieste
Ansichtskarte des slowe-
nischen Arbeitervereins in
Trieste/Trst/Triest,1907
Trieste/Trst/Triest, Ansichts-
karte 1905 gann sich demografisch und wirtschaftlich nach der
Erhebung zum Freihafen durch Kaiser Karl VI. 1719
zu entwickeln. Maria Theresia erweiterte 1769 die
Zollerleichterungen auf die ganze Stadt. Gegen Ende
des 18. Jh.s erhielt die Stadt auch ein neues Aussehen.
Mit der Regulierung der Wasserläufe und der Entste-
hung der sog. Neustadt wanderten mehr Menschen
zu, u. a. Slowenen. Trieste/Trst/Triest wurde zu einem
bedeutenden Handels- und Wirtschaftszentrum, das
Menschen von überall anzog. So siedelten sich Beamte
aus den unterschiedlichen Teilen der Monarchie in
der Stadt an oder wurden hierher versetzt (→ Beljaško
omizje/Villacher Kreis in Triest). Die Stadt war auch
Migrationszentrum insbesondere für die Gailtaler Slo-
wenen (→
Binnenwanderung ; → Aleksandrinke [Alex-
andrinerinnen], → Schnabl, Franc sen.). 1850 wurde die Stadt auch reichsunmittelbar und
hatte eine weitreichende Verwaltungsautonomie. Die
regierende italienisch-liberalnationale Partei nutzte
dies, um den italienischen Charakter der Stadt zu
stärken und ermöglichte den Slowenen öffentliche
Schulen nur in den Außenbezirken, wo die sloweni-
sche Präsenz offensichtlich war. Zwischen der liberal
orientierten Mehrheit im Stadtrat und der Kirche, die
bis zum Ende des Ersten Weltkrieges von slowenischen
Bischöfen geführt wurde, fand in dieser Zeit der sog.
Triestiner »Kulturkampf« statt. Die Triestiner Slowe-
nen wurden im Reichsrat von zwei Abgeordneten ver-
treten, Ivan Nabergoj (von 1873 bi 1897) und Otokar
Rybář (von 1907 bis 1918), die gleichzeitig auch die
Bestrebungen der übrigen Slowenen der Monarchie
unterstützten. Über die Lage der Kärntner Slowenen
berichtete umfassend und regelmäßig die Triestiner
Zeitung Edinost [Einheit] (1876–1928). Den Triestiner
Slowenen bzw. dem politischen Verein Edinost [Ein-
heit] gelang es 1911, die Revision der Volkszählung von
1910 wegen offensichtlicher Unrichtigkeiten durchzu-
setzen. Die Stadt hatte damals in absoluten Zahlen die
größte Zahl slowenischer Bevölkerung im Vergleich zu
allen anderen slowenischen Städten bzw. solchen mit
slowenischem Bevölkerungsanteil (56.000 Slowenen).
Das slowenische Schulwesen in der Stadt entwickelte
sich wie in den übrigen slowenischen Kronländern der
Monarchie dank der Bemühungen der → Družba sv.
Cirila in Metoda [Kyrill und Method-Verein], die Kin-
dergärten und auch die erste slowenische Privatschule
in Trieste/Trst/Triest 1888 gründete. Diese bestand bis
zur sog. Gentili-Reform 1923, die im Grunde zur Auf-
lösung des slowenischen Schulwesens in Italien führte.
Der Höhepunkt der slowenischen Präsenz in Trieste/
Trst/Triest in der Vorkriegszeit war 1904 die Eröffnung
des Narodni dom [Volkshaus, slowenisches Kulturzent-
rum]. Das Gebäude war im Zentrum der Stadt, beher-
bergte verschiedene slowenische Organisationen und
war gleichzeitig das Zentrum des slowenischen gesell-
schaftlichen Lebens in Trieste/Trst/Triest. Die Brand-
legung durch italienische Faschisten am 13. Juli 1920
führte gewaltsam zur Einstellung u. a. des slowenischen
Theaters. Gleichfalls Ziel von Übergriffen waren die
slowenischen wirtschaftlichen Einrichtungen der Slo-
wenen. Der Druck auf die slowenische Volksgruppe
wurde zusehends heftiger, damit aber auch ihr Wider-
stand gegen das faschistische Regime. Der antifaschis-
tische Widerstand der Slowenen im Küstenland (Pri-
morska) begann bereits in den 1920er-Jahren. Unter
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 3 : PO - Ž
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 566
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602