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Trubar, Primož
KUMST in Sittersdorf/Žitara
vas, Zeugnis einer hundert-
jährigen Tradition des Vereins
Trta, Foto Franc Kukovica
dom [Vereinsheim] (später Narodni dom [Volksheim])
ermöglicht. Am 23. Juni 1912 wurde der Neubau ein-
geweiht und eröffnet. Im Društveni dom führte der
langjährige Vereinsvorsitzende Jožef Rutar ein Le-
bensmittelgeschäft und ein Gasthaus. Das Haus war
Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens der Pfarre
Sittersdorf/Žitara vas. Dort fanden neben Theaterauf-
führungen und Bildunsgveranstaltungen auch zahlrei-
che Hochzeiten statt.
Während des Ersten Weltkriegs ruhte das Vereinsle-
ben und im Jahr 1919 wurde das Vereinshaus von der
Volkswehr geplündert. 1921 wurde die Vereinstätigkeit
mit großer Intensität wieder aufgenommen. Herzstück
waren Laientheateraufführungen, an denen zahlreiche
Einheimische mitwirkten (→ Laienspiel, → Theater).
In der Regel wurden jährlich rund drei Theaterstücke
einstudiert, die in der Folge auch in den Nachbarge-
meinden aufgeführt wurden (→ Zarja, Katoliško slo-
vensko izobraževalno društvo). In der ersten Hälfte der
Dreißigerjahre tat sich als Organisator und Schauspie-
ler insbesondere der spätere Landtagsabgeordnete Al-
bert →
Breznik, der Verwalter beim Drobež-Anwesen
war, hervor. Die Theateraufführungen waren in der Re-
gel mit einem Bildungsvortrag kombiniert.
Mit Kriegsbeginn forderten die Nazis vom Ver-
ein die Übergabe der Hausschlüssel zum Vereinshaus
und die slowenischen Bücher. Der gesamte, ansehnli-
che Bücherbestand wurde in der Folge von den Nazis
vernichtet. Mit dem Überfall Nazi-Deutschlands auf
Jugoslawien 1941 wurde jedwede slowenische Verein-
stätigkeit verboten und der Verein behördlich aufgelöst.
Der langjährige Vereinsvorsitzende Jožef Rutar wurde,
ähnlich wie weitere Proponenten der slowenischen
Volksgruppe aus der Gemeinde Sittersdorf/Žitara vas,
verhaftet. Er wurde kurz vor Kriegsende in Stein an
der Donau von den Nazis ermordet. Nach dem Krieg
wurde der Verein unter dem Namen Slovensko prosvetno
društvo Trta [Slowenischer Kulturverein Trta] wieder-
gegründet.
Quellen : Milka Sienčnik, geb. Rutar : Spomini. Življenje družine
Jožefa in Ursule Rutar iz Žitare vasi. Dobrla vas 1999 (MS).
Lit.: S. Rutar : Spomini na prosvetno delo v Žitari vasi. In : KSK. Ce-
lovec 1959, 94–97 ; S. Wakounig : Uspehi in udarci v zgodovini SPD
»Trta« v Žitari vasi. In : KK 1979. Celovec 1978, 154–158 ; Slovensko
prosvetno društvo Trta (Hg.) : 100 let – Jahre Slovensko prosvetno dru-
štvo TRTA. Žitara vas 2007.
Web : www.trta.at (8. 9. 2012).
Karel Hren Trubar, Primož (Truber, Primus, * 8. Juni 1508 Rašica
[Velike Lašče, Dolenjska], † 28. Juni 1586 Derendin-
gen), Autor, Übersetzer, Schriftsteller, Theologe, Seel-
sorger, Komponist, Dichter, Historiker, Sprachwissen-
schaftler, Verleger, Pädagoge, Mentor, Mäzen.
T. ist der Autor des ersten slowenischen gedruckten
Buches und der ersten slowenischen Notendrucke und
zahlreicher weiterer Textsorten sowie essayistischer
Texte und der ersten Kirchenordnung in slowenischer
Sprache, die auch für die Kärntner Slowenen bestimmt
war. Er erhielt seine Ausbildung in Rijeka (Fiume)
(1520–1522), → Salzburg (1522–1524), in → Trieste/
Trst/Triest bei Bischof Pietro Bonomo (1524–1528)
und an der Universität Wien (15. April 1528 imma-
trikuliert als P.T. ex Aursperg). 1530 durch Bonomo
zum Priester geweiht, wurde T. als slowenischer Pre-
diger an die Domkirche Sv. Nikolaj in → Ljubljana
berufen. Dort fand er einen Kreis reformbereiter Kle-
riker und Laien vor, deren kritische Haltung gegen-
über Aberglauben und Wallfahrtspraxis er vertiefte
(→ Wallfahrt). 1540 musste er erstmals fliehen, er zog
sich nach Trieste/Trst/Triest zurück und widmete sich
als bischöflicher Sekretär dem Studium der reforma-
torischen Schriften Calvins. 1542 von Bischof Franz
Katzianer als Domherr in Ljubljana ernannt, wurde
er dessen persönlicher Beichtvater und nach dessen
Tod Erbe einer beachtlichen Zahl reformatorischer
Schriften. Als dessen Nachfolger Bischof Urban Tex-
tor gegen die reformatorischen Mitglieder des Dom-
kapitels vorging, entzog sich T. 1547 durch Flucht der
Verfolgung und ging nach Deutschland.
Zunächst in Rothenburg o. T. als Prediger tätig, hei-
ratete T. die aus → Krain/Kranjska stammende Barbara
Sitar, mit der er vier Kinder hatte. 1553 wurde er als
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 3 : PO - Ž
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 566
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602