Seite - 1391 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
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Uranšek, Franc
Franc Uranšek um 1925 Josef → Kahn zum Priester geweiht. Am 15. August
1900 feierte er die Primiz. Als Kaplan wirkte er zu-
nächst in Dravograd, danach in Eberndorf/Dobrla vas
und verstand sich gut mit dem Propst Lukas Vavtižar.
Im Jahre 1904 wurde er Provisor in Möchling/Mohliče
und machte im Jahre 1905 in Monte Santo di Luschari/
Luschari/Sveti Višarji seinen Sommerdienst (→ Val
Canale/Kanaltal/Kanalska dolina, →
Wallfahrt).
Am 15. Oktober 1905 übernahm er die Pfarre
→
Schwabegg/Žvabek und hat sie bis zu seinem Tod
betreut. Die Pfarre Neuhaus/Suha hat er von 1905 bis
17. Februar 1922 mitprovidiert. U. hat sich sofort gut
eingelebt und nahm auch am politischen Leben der
Gemeinden Schwabegg/Žvabek und Leifling/Libeliče
(heute Neuhaus/Suha) teil. Am 18. März 1906 hielt
der »Katholisch-politische Verein« eine Protestver-
sammlung im Gasthaus Steharnik (Lukner) ab. Es ka-
men 200 Besucher und Provisor U. wurde dabei zum
Schriftführer bestellt. Er war seit 1906 Ausschussmit-
glied des Gemeinderates in Schwabegg/Žvabek.
U. bemühte sich im Jahr 1907 mittels Schlägerung
des reifen Pfarrpfründenwaldes um die Renovierung
des Pfarrhofes Schwabegg/Žvabek und die Erneue-
rung des Kirchenpflasters. In Neuhaus/Suha ließ er
1909 das berühmte Kunstfenster renovieren. Er initi-
ierte die Herz-Jesu- und Herz-Maria-Bruderschaften.
Dazu wurden im Jahre 1909 zwei Statuen geweiht und
zwei Jahre später die Bruderschaft gegründet. In Neu-
haus/Suha bemühte er sich erfolgreich um die Erneu-
erung des Kirchengesanges, wobei ihm ab 1908 Miha
Katz und Stefan Plesivčnik als Kirchenkämmerer
zur Seite standen.
Weiters war U. in der Pfarre Schwabegg/Žvabek
Gründer und Motor des Krščansko-slovensko izobraže-
valno društvo za Žvabek [Christlich-slowenischer Bil-
dungsverein für Schwabegg] (→ Schwabegg/Žvabek,
→
Kulturvereine). Im Februar 1911 wurde er zum Vor-
sitzenden gewählt und blieb dies bis Kriegsende. Bis
zu seinem Tod war er stets im Vorstand des Kultur-
vereins (heute : KPD Drava) vertreten. Er organisierte
und leitete Volkstheateraufführungen (»die Regie hatte
jeweils er selbst, war zwar nicht bei jeder Probe dabei, kam
aber meistens vor den Aufführungen hinzu«), sorgte für
wohlklingenden Gesang und belebte die slowenisch
geprägte Kulturarbeit enorm. Seine Erfolge in der
Seelsorge und im Kulturleben erregten die Missgunst
der deutschnationalen Kreise in Kärnten/Koroška,
weshalb er in deutschsprachigen und deutschtümle-
rischen Zeitungen (Unterkärntner Nachrichten, Freie Stimmen, → Štajerc) bereits 1909 zusammen mit dem
Lehrer in Neuhaus/Suha angegriffen und unqualifi-
ziert beschimpft wurde (→ Deutschnationale Vereine,
→ Deutschtümler). Es bildete sich am 9. Jänner 1910
in Neuhaus/Suha sogar ein Pfarrkomitee, um die An-
griffe (»Lügen, die im Namen der Pfarrangehörigen ohne
ihr Wissen verbreitet wurden«) zurückzuweisen (Egid
Scherzer, Štefan Plesivčnik, Blaž Potočnik, Jurij
Srienz, Anton Janz).
Die Wirren des Ersten Weltkrieges und des Kampfes
um die österreichische bzw. slowenische/jugoslawische
Grenze forderten von U. mitunter schwierige Ent-
scheidungen, doch stets litt er mit der Bevölkerung mit
und hat sie in die richtige Richtung zu lenken versucht
(→ Grenzfrage 1918–1920). Als es nach der → Volks-
abstimmung vom 10. Oktober 1920 zu großer Unruhe
im Volk kam und die slowenischen Seelsorger verfolgt
wurden, sodass viele in den SHS-Staat emigrierten
(»Überfälle auf Geistliche auf der Straße sind keine Sel-
tenheit gewesen«), blieb er in der Pfarre (→ Vertreibung
1920). Das gegenseitige Misstrauen kam in Schwabegg/
Žvabek im Jahre 1922 zum Ausdruck, als der Pfarrer U.
einige Schulkinder, die an Tanzveranstaltungen teilge-
nommen hatten, maßregelte. Es wurde eine Zeitungs-
kampagne vom Kärntner Heimatblatt gegen den Pfar-
rer geführt. Doch die Wogen glätteten sich wieder und
bald wurden größere Projekte in beiden Pfarren in Ei-
nigkeit geplant und verwirklicht. So wurden etwa grö-
ßere Glocken wieder angeschafft. U.s große Kraft lag in
der Fähigkeit, die Messbesucher und sich selbst in der
Predigt vor Rührung zum Weinen zu bringen. Insbe-
sondere bei den Predigten in der Marienkirche Heili-
genstatt/Sveto mesto ist dies regelmäßig vorgekommen,
wie sich die älteren Gläubigen heute noch erinnern.
Anlässlich des silbernen Priesterjubiläums von Pfar-
rer U. im Juli 1925 hat Blaž Srebotnik, vulgo Kumrov,
ein hervorragender Organist und damaliger Vorsitzen-
der des Bildungsvereines, die Verdienste des Jubilars
beim Bau der Schwabegger Wasserleitung hervorge-
hoben. Die Jugend hätte er nie übergangen, für un-
zählige Veranstaltungen und Zusammenkünfte hätte
er im Rahmen des Kulturvereins gesorgt, die Pfarre
wäre von ihm umsichtig und liebevoll geleitet worden.
Der hervorragende geistliche (seelsorgliche) Zustand
insbesondere der Pfarre Schwabegg/Žvabek wurde all-
gemein und auch seitens der Bischöfe bei Visitationen
und Firmungen wahrgenommen.
Im Jahre 1926 feierte man in der Pfarre Schwabegg/
Žvabek die Primiz von Aleš → Zechner, dem »Zieh-
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 3 : PO - Ž
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 566
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602