Seite - 1393 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
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Urbanc, Dr. Anton
glied des Konsumvereins, des Bildungsvereins sowie
des Zweigvereins der → Družba sv. Cirila in Metoda
[Kyrill und Method-Verein]) sowie über zwei Jahr-
zehnte → Bürgermeister von St. Stefan an der Gail/
Štefan na Zilji (→
Vereinswesen, → Genossenschafts-
wesen, → Kulturvereine). Nach der Volksschule in sei-
nem Heimatort besuchte U. das klassische Gymnasium
in Klagenfurt/Celovec, maturierte 1916 und studierte
zunächst Rechtswissenschaften in Wien (1916–17),
danach in Prag (1917–19), in Zagreb (1919–20) und
Ljubljana, wo er 1922 sein Diplom erwarb und pro-
movierte. In der Zwischenzeit wurde sein Vater vom
Amt des Bürgermeisters enthoben und im Mai 1919 in
Spittal an der Drau (Špital ob Dravi) interniert (→ In-
ternierungen 1919). Der elterliche Hof wurde in Brand
gesetzt und bis zu den Grundmauern zerstört. U. war
in der Zeit vor der → Volksabstimmung ab Juli 1919
im Dienst der slowenischen Narodna vlada [Natio-
nalregierung] in → Bleiburg/Pliberk, war Redner bei
politischen Versammlungen, Vortragender und Journa-
list. Als Emigrant im jugoslawischen Teil Sloweniens
(→ Vertreibung 1920) praktizierte er nach Abschluss
des Studiums zwischen 1922 und 1929 in mehreren
Anwaltskanzleien in Ljubljana. 1924–25 absolvierte
er das Gerichtspraktikum in Split und Dubrovnik.
Am 16. Jänner 1929 wurde er selbstständiger Anwalt
in Ljubljana und verteidigte einige Male auch Kom-
munisten ohne Entgelt (pro bono). Während der Ok-
kupationszeit war er zunächst aktiv in der Osvobodilna
fronta [Befreiungsfront], doch verließ er diese wegen
seiner liberal-demokratischen Anschauungen Ende
1942, ohne sich jedoch deren Gegnern anzuschließen.
Da seine beiden älteren Söhne Anton (* 1922) und Pe-
ter (* 1924) nach dem Studium und nach überstandener
Nazihaft 1945 nicht aus Italien zurückkehren wollten
und weil er zudem nach dem Krieg politische Gefan-
gene verteidigte, wurde ihm im Frühjahr 1947 die An-
waltslizenz entzogen. In seiner Suche nach einer neuen
Beschäftigung orientierte er sich in die Geschichtsfor-
schung und war ab Februar 1948 wissenschaftlicher
Mitarbeiter der Terminologiekommission der SAZU
für Rechts- und Versicherungsterminologie (→ Termi-
nologie).
Bereits als Gymnasialschüler und Mitglied des Slo-
venski dijaški krožek [Slowenischer Schülerkreis] be-
gann er in der Klagenfurter slowenischen Zeitung
→
Mir Beiträge zu veröffentlichen. In der Zeit vor der
Volksabstimmung schrieb er neben Zeitungsartikeln
auch mehrere propagandistische Broschüren über die schlechte wirtschaftliche Lage (Deutsch-)Österreichs.
In den 20er-Jahren war er Ausschussmitglied der nati-
onalverteidigenden → Jugoslovanska matica. Er war un-
ter den Initiatoren einer engeren Vernetzung der kärnt-
nerslowenischen Vertriebenen in Slowenien : 1927 hatte
er den Vorsitz des → Klub koroških Slovencev [Klub der
Kärntner Slowenen] inne ; als dieser unter dem gleichen
Namen neu gegründet wurde, war er 1928–29 Vorsit-
zender des Hauptausschusses und Vizevorsitzender
der Propagandasektion. Für seine organisatorische und
publizistische Tätigkeit sowie für seinen Vorsitz in der
Planinska založba [Alpenverlag] und seine Mitheraus-
geberschaft beim Planinski vestnik [Alpenvereinszei-
tung] erhielt er im Dezember 1955 das goldene Eh-
renzeichen der Planinska zveza Slovenije [Slowenischer
Alpenverein]. Im Rahmen seiner Anwaltstätigkeit so-
wie in Zusammenarbeit mit slowenischen und jugosla-
wischen Fachverbänden der Vorkriegszeit (dem Verein
Pravnik [Jurist] und der Anwaltskammer) erarbeitete
er mehrere Handbücher für Anwälte und wirkte mit
Referaten und Veröffentlichungen an der Ergänzung
des Genossenschaftsrechtes mit, worüber er 1939 auch
ein Buch publizierte. Er schrieb auch über die Ge-
schichte des Anwalts- und Versicherungswesens in den
slowenischen Ländern.
U. war ein breit gebildeter bibliophiler Intellektuel-
ler (er besaß ca. 7.000 Bücher) und Sammler bilden-
der Kunst. Er veröffentlichte einige Abhandlungen zu
France → Prešeren als Jurist und Anwalt sowie über
dessen Aufenthalt in Klagenfurt/Celovec 1832. Er er-
stellte eine Bibliografie seines Freundes und Dichters
Alojz Gradnik.
Werke : [anon.] Nemška Avstrija pod kuratelo [S. l. 1920], 16 S.;
[anon.] Gospodarski položaj nemške Avstrije [Ljubljana 1920], 22 S.;
[anon.] Obupen položaj v nemški Avstriji (auch auf dt.: Verzweifelte
Lage Deutsch-Österreichs), Velikovec 1920, 17 S.; Advokatska tarifa.
Ljubljana 1936, 44 S.; Zavarovalno pravo. Ljubljana 1939, 256 S.; Slo-
venska bratovščina sv. Hieronima v Vidmu iz leta 1452 (=
Confraternità
di S. Gerolamo degli Schiavoni): najstarejša listina zavarovalno-pravne
zgodovine Slovencev. In : Glasnik Udruženja aktuara Kraljevine Jugos-
lavije 1940 (Separatdruck Ljubljana 1940, 23 S.) ; dr. Anton Ziljan
(Ps) : Andrej Einspieler, idejni oče Koroške požarne deželne zavarovalnice.
In : Svoboda, april/maj 1950, 114–117 ; Zakaj je France Prešeren prisegel
kot civilni in kazenski sodnik. In : Ljudski pravnik 5 (1950) Nr. 11–12,
471–78 ; Bilten bio-bibliografični o pesniku Alojzu Gradniku. Ljubljana,
1952 (Ms) ; Ali je Francè Prešéren za dosego doktorske časti res napisal
disertacijo ? In : Pravnik 1953, 14–23 ; Plebiscit na Koroškem. Iz spo-
minov dr. Antona Urbanca (1895–1956). In : Koledar Družbe sv. Mo-
horja v Celovcu 1987, 115–117 ; Moj življenjepis. In : Borec (Ljubljana)
43(1991) Nr. 1–3, 169–78 (Nachdruck : Slovenski izseljenski koledar
1995. Ljubljana 1994, 177–185).
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 3 : PO - Ž
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 566
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602