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Volkslied
Zdravko
Švikaršičnicht
auf sammlerische Tätigkeiten von Gelehrten zu-
rück. Dies gilt sowohl für das geistliche und kirchliche
wie das weltliche (Volks-)Lied (→ Lied ; → Volkslied,
geistliches). Bereits im Mittelalter entstanden z. B. das
Lied von den Sonnwendjungfern (Kresnice), das Lied
vom Teufel, der die Tänzerin entführt (Hudič odnese
plesalko) oder vom reuigen Sünder (Spokorjeni grešnik).
Bezeugt ist ein Fragment eines Dankliedes (in der
Handschrift »Schwabenspiegel« aus dem 14. Jh. »… ge-
meinsam ihren windischen Leisen«), welches das Volk bei
der Einsetzung des Kärntner Herzogs gesungen hat, der
Beginn eines alten Osterliedes (in einer Handschrift des
Klosters Stična aus dem 15. Jh.) und der Bericht über
ein Lied einer Parze (rojenica) in der Cillier Chronik.
Vom → Gailtal/Zilja bis nach Rossegg/Rožek berichtet
Paolo → Santonino in seinen Tagebüchern aus den
Jahren 1485–86 von Ansingeliedern und Musikanten-
stücken, andererseits vorzüglich gestalteten gesunge-
nen Messen sowie Hymnengesang bei Prozessionen
und beim »feierlichen« Krankenversehgang. Ebenso
bestand der Brauch zumindest in der Umgebung von
Rossegg/Rožek, dass man gastfreundlich angebote-
nen Wein austrinken musste. Tat man dies nicht, war
eine mögliche Wiedergutmachung das Absingen von
mehreren Trinkliedern (Santonino, S. 57). Eine beson-
dere Rolle bei der Vermittlung der Sangeskunst spiel-
ten offenbar »im Gesang hochbegabte« Ordensbrüder
(»pošten, učen, govorniško nadarjen in v petju zares izve-
den redovnik, ki je mlad po letih, pa izkušen kot siv starec«,
S. 62), denn das Kirchenvolk, Bürger wie Bauern, be-
suchte täglich die Hl. Messe, wie in St. Martin bei Vil-
lach, bei der der Gesang, teilweise sogar mit Gesangs-
büchern, gepflegt wurde (siehe ebenda, S. 47 ff.). Man
hörte süße Stimmen in wunderbarem Zusammenklang
(»presladke glasove v blagoglasnem sozvočju«). Ein deut-
sches Flugblattlied von den Bauernaufständen aus dem
16. Jh. enthält slowenische Verse (Le vkup le vkup uboga
gmajna), woraus auf das Vorhandensein eines sloweni-
schen Rebellionsliedes geschlossen werden kann.
Die Protestanten erwähnen das geistliche wie das
weltliche Volkslied mehrmals in ihren Berichten und
haben einige davon in ihre Liedsammlungen aufge-
nommen. So enthält Primož →
Trubars slowenisches
geistliches → Liederbuch (gedruckt 1585) das Lied
von den zehn Geboten, ein Osterlied, ein Christi-
Himmelfahrt-Lied sowie einige Koleda-Lieder. Ins
16. Jh. reicht der Bericht des friulanischen Historikers
Nicoletti, der handschriftlich das Leben des Patri-
archen d’Alencona von Aquileia beschrieb und nebenbei bemerkte, dass die Bewohner von Tolmin
etliche Christus-Lieder und solche von den Heiligen
wie auch vom ungarischen König Mathias (→ kralj
Matjaž) und anderen bedeutenden Persönlichkeiten zu
singen pflegen.
J. V. → Valvasor berichtet in seiner »Ehre des Her-
zogthums Krain« (1689) bei der Beschreibung der Burg
Kamen na Gorenjskem (Stein), er hätte vom Zwei-
kampf zwischen ›Pegam und Lamberger‹ singen gehört.
Ein erstes weltliches slowenisches Volksliederbuch ent-
stand um 1775 aus der Feder des Ordensmannes Pater
Dizma Zakotnik aus Ljubljana, als dieser fünf Texte
von epischen Liedern (von Pegam und Lamberger, dem
unglücklichen Jäger, von König Mathias, von Jurij Ko-
bila und von der Linde am Alten Platz) veröffentlichte.
Die ersten beiden hat A. T. → Linhart ins Deutsche
übertragen (vgl. B. Merhar : Ljudska pesem, 37 ff.).
In dieser Zeit kam erstes romantisches Gedankengut
auf Vermittlung von Denis, der den Ossian von Mac-
pherson übersetzt hatte und die slawischen Völker
zum Sammeln alter Volkslieder aufrief, zu den Slowe-
nen. Als im Jahre 1778 Gottlieb Schlegel die slowe-
nischen Gebiete Kärntens durchreiste, traf er auf Mu-
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 3 : PO - Ž
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 566
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602