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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
Seite - 1485 -
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Seite - 1485 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž

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1485 Wahlordnungen und Nationalitätenpolitik vor dem Ersten Weltkrieg bedeuteten die Landtagswahlen von 1902. Trotz der Wahlrechtsreform verlor die KSS zwei der drei →  Ab- geordneten der Bauernkurie im Landtag. Die Folge dieser Rückschläge und der fast vollkommenen Isola- tion, in der sich die slowenische politische Bewegung in Kärnten/Koroška befand, war die stärkere Anbindung an die Krainer Katoliška narodna stranka [Katholische Nationalpartei] (seit 1905 Slovenska ljudska stranka [Slowenische Volkspartei], SLS). Diese politische und zum Teil auch ideologische Neuorientierung wurde im Wesentlichen vom Rechtsanwalt Janko →  Brejc getragen, der 1903 von Ljubljana nach Klagenfurt/ Celovec übersiedelte und 1904 die Führungsrolle im KPGDSK übernahm. Janko Brejc brachte zweifel- los neuen Schwung in die politischen Strukturen der Kärntner Slowenen. Obwohl es wegen der Wahlkrei- seinteilung 1906/7 in Kärnten/Koroška zu schweren Unstimmigkeiten zwischen der Krainer und Kärnt- ner politischen Führung gekommen war, setzte Brejc schließlich auch die Vereinigung der KSS mit der Kra- iner, Görzer und istrischen Slowenischen Volkspartei sowie des untersteirischen slowenischen Bauernbundes in der Vseslovenska stranka [Allslowenische Partei] im Jahre 1909 durch. Brejc wurde zum Vizepräsidenten der Vseslovenska stranka gewählt. Parallel zur Anleh- nung an die konservative gesamtslowenische politische Bewegung wurden die Kärntner slowenischen Kredit- anstalten und Genossenschaften aus der Zentralkasse der Kärntner Genos senschaften in Klagenfurt/Celovec sowie des slowenischen Genossenschaftsverbandes in →  Celje herausgelöst und dem Genossenschaftsver- band in Ljubljana, der unter der Kontrolle der SLS stand, eingegliedert (→  Genossenschaftswesen). Die Umstrukturierung in der slowenischen politi- schen Organisation brachte 1905 bei den Ersatzwahlen zum Reichsrat im Wahlbezirk Klagenfurt-Völkermarkt/ Celovec-Velikovec einen ersten politischen Erfolg. Die Wahlen fanden noch nach dem alten Kurienwahlsys- tem statt, doch wurden die Kandidaten direkt gewählt. Mit einem hauchdünnen Vorsprung von 84 Stimmen konnte der deutschnationale Kandidat Seifritz die Wahlen zwar für sich entscheiden, die KSS jedoch legte nach den Wahlrückschlägen zu Beginn des Jahrhun- derts erstmals wieder zu und stellte ihre Mobilisie- rungskraft unter Beweis. Bei den Reichsratswahlen 1907 kam zum ersten Mal das allgemeine Wahlrecht für Männer zur Anwendung. Die Wahlkurien wurden abgeschafft und die Kärntner Reichsratsmandate in insgesamt 10 Wahlbezirken er- mittelt, wobei die Wahlbezirkseinteilung die Kärntner Slowenen krass benachteiligte. Die KSS hatte nur im sog. slowenischen Wahlbezirk Ferlach – Eberndorf – Eisenkappel – Bleiburg / Borovlje – Dobrla vas – Železna Kapla – Pliberk reelle Chancen, ein Mandat zu erringen, alle anderen slowenischsprachigen Gebiete wurden den mehrheitlich deutschsprachigen Wahlbe- zirken zugeschlagen. Im »slowenischen« Wahlbezirk konnte sich dann auch der slowenische Kandidat Franc →  Grafenauer mit absoluter Mehrheit bereits im ersten Wahlgang durchsetzen. In den anderen Wahl- bezirken mit slowenischem Bevölkerungsanteil musste die KSS eine jeweils unterschiedliche Wahltaktik ein- schlagen. Die potenziellen slowenischen Wähler wähl- ten je nach politischer Konstellation eine jeweils andere Partei (slowenisch-katholische Sammelpartei, deutsche christlichsoziale Partei, sozialdemokratische und sogar deutschnationale Partei), was sich auf das slowenische politische Bewusstsein verheerend auswirken musste. Nach den Berechnungen von Janko Pleterski waren in Kärnten/Koroška durchschnittlich 3.142 Stimmen für ein Reichsratsmandat notwendig, den Empfehlun- gen der KSS folgten rund 9.441 Wähler, was für drei Mandate ausgereicht hätte. Die KSS jedoch konnte nur ein Mandat erlangen. Im gleichen Jahr wurde der Versuch unternommen, eine slowenisch-liberale politische Ausrichtung in Kärnten/Koroška zu etablieren – die Initiative dazu kam mit der Gründung der slowenischen Zeitung →  Korošec [Der Kärntner] aus dem liberalen Lager in →  Krain/Kranjska –, dieser Versuch musste jedoch we- gen der starken nationalen Polarisierung in Kärnten/ Koroška, die gleichbedeutend für slowenisch-konser- vativ bzw. -national und deutsch-liberal bzw. -national war, und der kaum vorhandenen liberalen Gruppe unter den Kärntner Slowenen zwangsläufig scheitern. Bei den Landtagswahlen 1909 und den Reichsrats- wahlen 1911 kam wiederum die krasse Benachteiligung der slowenischen Wählerschaft durch das Wahlgesetz und die Wahlkreiseinteilung zum Ausdruck. Die Wah- len wurden von immer heftigeren nationalen Gegen- sätzen begleitet, vor allem im slowenischen Wahlbezirk, in dem die deutschnationale politische Ausrichtung verstärkt zu punkten versuchte (→  Deutschnationale Vereine). Die Gemeinderatswahlen waren ausgesprochene Steuerwahlen. Je nach Höhe der bezahlten direkten Steuern wurde die Steuer zahlende Bevölkerung in drei (teilweise auch zwei) Klassen aufgeteilt. Das Wahlrecht
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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Untertitel
Von den Anfängen bis 1942
Band
3 : PO - Ž
Autoren
Katja Sturm-Schnabl
Bojan-Ilija Schnabl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79673-2
Abmessungen
24.0 x 28.0 cm
Seiten
566
Kategorien
Geographie, Land und Leute
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
  2. Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
  3. Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
  4. Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
  5. Verzeichnis der Abbildungen 1580
  6. Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
  7. Biographien der Herausgeber 1602
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