Seite - 1489 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
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Waltung (Valtunk), dux
Maria Saal/Gospa Sveta,
Foto Bojan-Ilija Schnabl zum Schluss, dass möglicherweise bereits die altansäs-
sige Bevölkerung, nach ihr die Römer und die heidni-
schen Slowenen das Sonnenfest im Frühling begingen,
indem sie die Gipfel, die der Sonne und der Wärme
nahe waren, besuchten (Zablatnik 1984, 131–132).
Die Wallfahrer folgten in der Prozession dem voran-
getragenen Kreuz und beteten und hielten Messen in
slowenischer Sprache ab (→ Liturgiesprache), bei de-
nen sie u. a. der Kreuzigung Christi und seines Leidens-
weges und am letzten Gipfel mit einem Dankeslied der
Grablegung Christi gedachten. Unterwegs sammelten
sie auf allen vier Gipfeln immergrüne Pflanzen, von
denen Gesundheit und Fruchtbarkeit erwartet wurde.
In allen vier Kirchen nahmen sie auch Weihwasser und
aus der Kirche in Pörtschach am Berg/Poreče na Gori
Steinchen vom Belag als Schutz vor Blitzeinschlägen
mit. Der Vierbergelauf fand ohne Unterbrechung statt,
bis er zur Zeit der Aufklärung verboten und erst Mitte
des 19. Jh. wieder aufgenommen wurde.
Am dritten Freitag nach Ostern fand eine W. auf
drei Gipfel statt : den Christofberg/Krištofova gora,
den Magdalensberg/Štalenška gora und den Ulrichs-
berg/Šenturška gora. Auch diese W. musste innerhalb
eines Tages absolviert werden. Eine W. mit Roggen-
Segnung fand auf dem Christophberg/Krištofova gora
am Namenstag des hl. Laurentius (dem 10. August)
statt, wo nach örtlicher Überlieferung noch lange in
der Zweiten Republik ein slowenischer → Kreuzweg
hing, wobei insbesondere auch Wallfahrer aus Zell/ Sele und der → Mežiška dolina (Mießtal) teilnahmen.
Bedeutend waren auch die Wallfahrtskirchen in Maria
Rain/Žihpolje und → Dolina/Dolina bei Poggersdorf/
Pokrče auf dem → Klagenfurter Feld/Celovško polje
sowie insbesondere → Maria Saal/Gospa Sveta am
Zollfeld/Gosposvetsko polje, wohin Slowenen aus dem
ganzen slowenischen Sprachraum pilgerten und wo
bis in die Zwischenkriegszeit regelmäßig slowenische
Messen für die Einheimischen und für die Pilger ge-
halten wurden (→ Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška
škofija 1924).
Aus Südkärnten/Južna Koroška pilgerte man auch
nach Monte Santo di Lussari/Luschari/Sveti Višarji
im → Val Canale/Kanaltal/Kanalska dolina sowie zu
Wallfahrtskirchen in → Krain/Kranjska und ab den
60er-Jahren des 19. Jh.s auch zur Marienkirche in
Brezje. Von den Wallfahrten wurden Votivgegenstände,
Abbildungen des Wallfahrtsortes, gesegnetes Getreide
und immergrüne Pflanzen sowie Süßes und unter-
schiedliche Souvenirs mitgebracht.
Lit.: J. Šašel : Leteče procesije na Gosposvetskem polju. In : SE 5 (1952)
143–159 ; O. Hajnšek : Marijine božje poti. v Celovcu 1971 ; S. Singer :
Kultur- und Kirchengeschichte des Jauntales. Dekanat Eberndorf. Celo-
vec 1979 ; S. Singer : Kultur- und Kirchengeschichte des oberen Rosentales.
Dekanat Rosegg mit Einschluß des Wörther-See-Gebietes. Celovec 1979 ;
S. Singer : Kirchen- und Kulturgeschichte des Dekanates Bleiburg. Kla-
genfurt/Celovec 1983 ; W. Wadl : Der Vierbergelauf. Geschichte – Sinn-
gehalt – Ablauf. Klagenfurt 1985 ; N. Kuret : Praznično leto Slovencev :
starosvetne šege in navade od pomladi do zime, 1 Bd. Ljubljana 1989 ; M.
Makarovič : Sele in Selani : narodopisna podoba ljudi in krajev pod Košuto.
Celovec 1994 ; S. Singer : Kultur- und Kirchengeschichte des unteren
Rosentales – Dekanat Ferlach. Klagenfurt/Celovec 1997 ; I. Smerdel :
Moja odhajanja čez meje domačega kraja : besedilo z drugega dela stalne
razstave Slovenskega etnografskega muzeja Jaz, mi in drugi : podobe mo-
jega sveta. Ljubljana 2009 ; P. Zablatnik : Čar letnih časov : stare vere
in navade na Koroškem. Celovec 1984 ; S. Singer : Kultur- und Kir-
chengeschichte des Dekanates Tainach. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 1995 ;
V. Nartnik : K oblikovanju letečih procesij na Koroškem/Zur Entstehung
der Mehrbergewallfahrten in Kärnten. In : Josip Šašel, Spomini II, Zbor-
nik s simpozija o Josipu Šašlu, Josip Šašel in njegov pomen za kulturno
zgodovino koroških Slovencev. Uredili Monika Kropej, Avguštin Malle,
Martina Piko-Rustia. Celovec 2012, 215 ff., 221 ff.; M. Šašel Kos :
Kelti in Rimljani v prispevkih Josipa Šašla./Kelten und Römer in den
Beiträgen von Josip Šašel. In : ebd., 187 ff., insbesondere 197 ff. bzw.
210
ff.
Polona Sketelj ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl
Walluschnig, Joseph (1800–1875, St. Niklas an der
Drau/Drava [Šmiklavž ob Dravi]), → Liedersammlung,
handschriftliche.
Waltung (Valtunk), dux, → Duces Carantanorum.
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 3 : PO - Ž
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 566
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602