Seite - 1500 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
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Widerstandsbewegung
Buchcover, Drava Verlag
Buchcover, Mohorjeva
Eine charakteristische Form des Widerstandes in die-
ser Zeit war auch die Fahnenflucht von Kärntner Slo-
wenen, die, bereits in der Wehrmacht mobilisiert, auf
Heimaturlaub gekommen waren oder gerade den Ein-
berufungsbefehl erhalten hatten (vgl. auch → Zeugen
Jehovas). Diese Deserteure setzten sich zumeist in das
damals noch neutrale Jugoslawien ab. Die NS-Polizei
schätzte deren Zahl auf rund 200, davon stammten
28 aus dem Gebiet Zell-Pfarre/Sele-Fara. Obwohl
die Wehrmachtsdeserteure durchwegs Kärntner Slo-
wenen waren, stellten die Fahnenflüchtigen für die
jugoslawischen Behörden ein nicht unwesentliches
Problem dar, zumal sich Jugoslawien (heimlich) auf die
Unterzeichnung des Beitrittes zum Dreimächtepakt
vorbereitete. Deshalb wurden die Flüchtenden von
den Polizeiorganen eingesperrt oder möglichst weit
weg von der Grenze in das Landesinnere zur Arbeit
in den Bergwerken und Steinbrüchen nach Bosnien
und Serbien geschickt. Die Flüchtlinge mussten sich meistens selbst zurechtfinden. Viele wandten sich an
den → Klub koroških Slovencev [Klub der Kärntner
Slowenen] in Ljubljana, den Julij →
Felaher lei-
tete, weiters an wohltätige Organisationen, an den Bi-
schof von Ljubljana Gregorij →
Rožman und an den
Theologieprofessor Lambert → Ehrlich, die beide
Kärntner Slowenen waren, ferner an verschiedene Be-
kannte, Freunde und Verwandte aus Kärnten, die in
Ljubljana, aber auch in anderen slowenischen Orten
lebten (→ Vertreibung 1920, →
Emigration). Einigen
gelang es, an den Fakultäten zu inskribieren und ihr
Studium auch abzuschließen. Viele bekamen durch
Vermittlung eine Beschäftigung im Gebiet des Drau-
banats (Dravska banovina). Wieder anderen gelang es
nach gewisser Zeit, die sie im Süden des Staates ver-
bracht hatten, in das Draubanat zurückzukehren und
hier eine Beschäftigung zu bekommen.
Sie beteiligten sich auch am kulturellen Leben, grün-
deten beispielsweise das Sextett »Javornik«, das auch in
Radio Ljubljana auftrat, wirkten in Hörfunksendungen
u. Ä. mit.
Während des Überfalls Hitlerdeutschlands auf Jugo-
slawien schlossen sich mehrere dieser Wehrmachtsde-
serteure, so wie viele Jugendliche in Slowenien zu dieser
Zeit, als Freiwillige der jugoslawischen Armee an, er-
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 3 : PO - Ž
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 566
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602