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»Windisch«
Otto Kronsteiner: Ortsnamen
mit dem Zusatz »Windisch«
gibt den Catechismus in dieser unserer windischen Sprach
gedruckt inn Sybenburgen heraus (allerdings wendet er
sich im Slowenischen an seine slowenischen Lands-
leute mit den Worten Moji lubi Slovenci) (→ Ethno-
nym Slovenci im Slowenischen ; → Ethnonym Slowene
im Deutschen, → Windischen, die).
Ab 1849 im → Reichsgesetzblatt-Gesetz als Re-
gionalismus für Slowenisch definiert, ist W. bis 1918
parallel eine neutrale deutsche Entsprechung für slo-
venski (dialektal slovenji). Mit dem Aufkommen der
→
Windischentheorie um 1920 bekommt W. einen
pejorativen Beigeschmack. In Kärnten/Koroška wird
W. (die → Windischen, du windischer Hund) auch zum
Schimpfwort und politisch manipulativ eingesetzt (bei
Volkszählungen ab 1939 ; vgl. → Sprachenzählung ;
→
Germanisierung, statistische). Andererseits wurden
die Windischen als »heimattreue« Kärntner Windisch-
sprecher im Gegensatz zu den »separatistischen« Na-
tionalslowenen betrachtet. Noch in den 70er-Jahren
wollte das Kärntner Landesarchiv, dass die kärntnerslo- wenischen Mundartformen auf die zweisprachigen
Ortstafeln kommen. Heute ist W. veraltet und nur im
historischen Kontext wertfrei verwendbar.
Etymologisch hängt W. zusammen mit lateinischem
Veneti. Der Bodensee hieß lacus venetus. Venet/Vent ist
enthalten in Venedig/Venezia, Venetien/Veneto, la Vendée
in Frankreich, die Wenden/Sorben in der Lausitz, wo-
mit Volksgruppen und Gegenden ohne erkennbare Ge-
meinsamkeit bezeichnet werden. Auch Vindelici (Au-
gusta vindelicorum/Augsburg) hängt damit zusammen.
Weder die Bedeutung noch die ursprüngliche Herkunft
des Wortes sind bekannt. Einige slowenische Forscher
sehen im Gegensatz zur literaturüblichen Einwande-
rung aus der slawischen Urheimat in den Slowenen
die eigentlichen Nachfolger der alten Veneti. Veneti-
sche → Kontinuität (Felsinschriften) ist im Alpenraum
nicht unwahrscheinlich. Das bairische W. (aus lat./la-
dinisch venetiscus) meint die alte einheimische Bevöl-
kerung → Karantaniens, die sich nach dem 6. Jh. durch
Sprachwechsel endgültig slawisiert hat, und dann auch
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 3 : PO - Ž
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 566
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602