Seite - 1515 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
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Windisch Bleiberg/Slovenji Plajberk
Windisch Sankt Michael
(St. Michael an der Gurk)/
Slovenji Šmihel, Foto Bojan-
Ilija Schnabl
(Unter-)Passering (Gemeinde Kappel am Krappfeld)
und Windischberg (693 m), slow. Slovenja Gora (Ort)
bzw. Slovenja gora (Berg) in der Gemeinde Pörtschach
am Wörthersee/Poreče ob Vrbskem jezeru.
Lit./Web : E. Kranzmayer : Ortsnamenbuch von Kärnten, II. Teil. Kla-
genfurt 1958, 246 ; www.kagis.ktn.gv.at
Bojan-Ilija Schnabl
Windisch Bleiberg/Slovenji Plajberk, Streusiedlung
auf einer Seehöhe von 948 m in den → Karawan-
ken/Karavanke am Fuße des Singerberges/Žingarica
(1589 m) im ethnisch gemischten Gebiet →
Süd-
kärntens/Južna Koroška in der Gemeinde → Ferlach/
Borovlje. W. B./S. P. war in den Jahren 1849–71 und
1893–1973 eine eigenständige Gemeinde. 1880 hatten
lediglich 12 von 867 Einwohnern deutsch als → Um-
gangssprache angegeben. 1991 hatte die ehemals eigen-
ständige Gemeinde 339 Einwohner, davon gaben als
Umgangssprache 197 Slowenisch an und 142 Deutsch
und andere Sprachen.
Das Patrozinium der Kirche, der hl. Erhard/sv. Er-
hard, das für das Patriarchat von → Aquileia unge-
wöhnlich ist, gilt als Hinweis auf eine Zusiedlung von
Bergknappen aus dem deutschsprachigen Gebiet. Die
Kirche wurde zunächst von der Urpfarre in Kappel
an der Drau/Kapla ob Dravi betreut, erhielt 1364 das
Beerdigungs- und Aufbahrungsrecht. 1748–50 wurde
das Pfarrhaus errichtet. Seit 1785 ist W. B./S. P. eine
eigenständige Pfarre (→ Pfarrkarte der Diözese Gurk/
Krška škofija 1924). Eine Schule befand sich im Ort
seit 1833, doch wurde sie erst zu Beginn der 30er-Jahre
des 20. Jh.s zweiklassig geführt. Im Ort war in den
Jahren 1886–1908 eine slowenische Sparkasse (→ Ge- nossenschaftswesen) und vor dem Ersten Weltkrieg ein
Tamburizza- und ein Vokalchor (→ Chorwesen). 1923
wurde der örtliche slowenische → Kulturverein Vrtača
gegründet, in dem bis in die 80er-Jahre des 20. Jh.s die
→ Tamburizzamusik, der Gesang und das → Theater
gepflegt wurden.
Erstmals wurde der Ort 1332 erwähnt (nach einer
Urkunde des Klosters → Viktring/Vetrinjski samostan
sogar bereits 1239). Er entstand im Bereich der Lager-
stätten von Blei-Zink-Erzen, die zunächst vom Klos-
ter in Viktring/Vetrinj ausgebeutet wurden und die im
Laufe der Zeit unter die Grundherrschaft Hollenburg/
Humberk gerieten. Zahlreiche Eigentümer scheinen
im Laufe der Geschichte auf. 1583 errichtete Karl Un-
gnad eine Schmelzhütte und besaß 12 Stollen. Im 18.
und 19. Jh. finden sich die Gewerken Obersteiner.
Diese besaßen 1829 24 Bleierzstollen, in denen ca. 40
Personen beschäftigt waren. 1870 ging das Bergwerk in
den Besitz der Bleiberger Bergwerksunion über. Diese
erhöhte zunächst erfolgreich die Produktion (1880
wurden lediglich 38 t Bleierz geschürft, zu Beginn der
90er-Jahre des 19. Jh.s waren es bereits 200 t jährlich).
1900 wurde ein Elektrizitätswerk im Bodental/Poden
eingerichtet und die 850 m lange Stollenbahn im Ka-
threinstollen elektrifiziert. Dann begannen Probleme
mit dem Grubenwasser. Schließlich wurde 1905 der
Abbau wegen mangelnder Rentabilität eingestellt. Die
Grube wurde erneut während des Ersten Weltkrieges
betrieben sowie zur Zeit des nationalsozialistischen
Deutschen Reiches ; 1938–43 hatte die Grube 50–70
Beschäftigte. Ende 1943 wurde sie endgültig geschlos-
sen, als die Partisanen die Zufuhr elektrischer Energie
aus dem nahen Bärental/Rute unmöglich machten. Im
Jänner 1944 und im März 1945 besetzten die Partisa-
nen den örtlichen Gendarmerieposten.
Im 20. Jh. verlor der Ort mehr als die Hälfte seiner
Einwohner, stark sank auch der Anteil der Personen
mit Slowenisch als Umgangs- bzw. → Muttersprache.
In den letzten Jahrzehnten wandelte sich W. B./S. P.
und die Tschepaschlucht/soteska Čepa zum Erho-
lungsgebiet der Klagenfurter. Die Zahl der Ferienhäu-
ser erreichte fast jene der ständig bewohnten Objekte.
Lit.: ES (A. Malle, J. Stergar : Slovenji Plajberk). – St. Singer : Kultur-
und Kirchengeschichte des unteren Rosentales. Dekanat Ferlach. Kappel
1934, 135–142 ; J. Markowitz : Geschichtliches zum Blei- und Zinkab-
bau in Windisch Bleiberg. In : Car I 182 (1992) 237–251 ; M. Verdel
(Hg.) : Borovlje in Borovljani = Ferlach und die Ferlacher. Klagenfurt/
Celovec 1995.
Avguštin Malle, Janez Stergar ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 3 : PO - Ž
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 566
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602