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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
Seite - 1568 -
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1568 Žolger, Ivan Ivan von Žolger er nach Wien, wo er sich 1900 zum Privatdozenten an der Juridischen Fakultät habilitierte und bis 1918 Mit- glied der Staatsprüfungskommission war. Gleichzeitig war er zunächst im Unterrichts- und Cultusministe- rium tätig und ab 1902 im k. k. Ministerratspräsidium, 1905 Ministerial-Sekretär, 1911 Sektionsrat, 1915 Sek- tionschef, Vorstand des Staatsrechtlichen Departements (Verfassungsdienst) »mit Titel und Charakter eines Sektionschefs« (Hof- und Staats-Handbuch). Ž. stand nach Rahten im engen Kontakt mit Franz-Ferdinand und war vermutlich Autor eines erhaltenen Entwurfes des kaiserlichen Manifestes An meine Völker. Zudem beriet Ž. den k. k. Ministerpräsi- denten Karl Stürgkh im Sinne einer größeren Be- rücksichtigung der Südslawen, auch wenn seine Vor- schläge in jener Zeit noch nicht umgesetzt wurden. Er wurde am 30. August 1917 zum Ritter geadelt. Nach dem politischen Erfolg der →  Maideklara- tion vom 29. Mai 1917 ernannte der selbst erst am 23. Juni 1917 vom Kaiser Karl I. ernannte Minis- terpräsident Ernst Seidler von Feuchtenegg sei- nen Fachkollegen und damals höchsten slowenischen Beamten in der österreichisch-ungarischen Regierung, Ivan Žolger, am 30. August 1917 zum Minister ohne Portefeuille, mit dem Auftrag, eine Verfassungsreform zur Lösung des Nationalitätenproblems in der cisleit- hanischen Reichshälfte vorzubereiten. Damit war Ž. der einzige Slowene und Südslawe in einer derarti- gen Position in der Habsburgermonarchie. Von die- ser Position trat er allerdings am 6. Mai 1918 wegen des großdeutschen Einflusses unter Seidler zurück. Rybář und Rahten weisen darauf hin, dass neben dem Jugoslawischen Reichsratsklub unter der Füh- rung von Anton →  Korošec das Ministerbüro von Ž. zu einem Zentrum der südslawischen politischen Bewegung wurde. Auf sein persönliches Engagement hin wurde eine Untersuchungskommission eingerich- tet, die die Exzesse der →  Militärgerichte gegen die Slowenen während des Krieges untersuchen sollte. In einem Schreiben vom 17. Oktober 1917 an den Ka- binettschef des Kaisers, Arthur Polzer-Hoditz, weist Ž. darauf hin, dass nun auch die bis zuletzt lo- yalen Südslawen gegen den Kriegshaushalt stimmen würden und dass wegen des Unverständnisses und der Gleichgültigkeit der Regierung gegenüber dem wichtigsten innen- und außenpolitischen Problem, der südslawischen Frage, und dass von Tag zu Tag die Zahl jener Südslawen steige, die bei dieser für jeden Südslawen neuralgischen Frage von Österreich und seinen bürokratischen Führern nichts mehr erwartete und ihre Hoffnung bereits auf die Entente und in eine Friedenskonferenz setzten. Beim Zusammenbruch der Monarchie wurde er zu- nächst von der Jugoslovanska demokratska stranka (JDS) [Jugoslawische demokratische Partei] für das Amt des Regierungspräsidenten der slowenischen Volks- regierung (Narodna vlada za Slovenijo) vorgeschlagen, weil er als Slowene die höchste staatliche Funktion innehatte und weil er gemäßigt konservativ war, doch wurde er von der Slovenska ljudska stranka (SLS) [Slo- wenische Volkspartei] als zu liberal eingeschätzt und abgelehnt. Im November 1918 kehrte er nach Slowe- nien bzw. in den SHS-Staat (Država Slovencev, Hr- vatov in Srbov) zurück und wurde am 10. November Vorsitzender der Verwaltungskommission im Ressort für Inneres. In dieser Funktion legte er einen bereits in Wien mit Kollegen erarbeiteten Entwurf einer Pro- visorischen Verfassung und Verwaltung für Slowenien (die sog. Žolger-Verfassung, Žolgerjeva ustava) vor, der von der Regierung fast ohne Abänderungen am 21. November 1918 kundgemacht wurde (am 11. No- vember hatte Kaiser Karl I. auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften verzichtet). Vier Tage später wurde er Leiter des Büros für die besetzten Gebiete. Der stell- vertretende Ministerpräsident des am 1. Dezember 1918 ausgerufenen Königreiches der Serben, Kroaten und Slowenen (→  Jugoslawien), Anton →  Korošec, schlug Ž. an seiner statt als slowenischen Vertreter an der Pariser Friedenskonferenz (Jänner 1919–Juni 1920) vor. Diese sollte zum →  Vertrag von Saint-Germain und damit, aufgrund des Londoner Vertrags vom 26. April 1915 mit Italien, schlussendlich zum Verlust von zwei slowenischen historischen Kerngebieten (Kärnten/ Koroška und das Küstenland/Primorje) führen, was Ž. bis zuletzt zu verhindern versuchte. Ž. war auch der erste Vertreter des SHS-Königreiches auf der ersten Generalversammlung des Völkerbundes in Genf vom 14. November bis zum 22. Dezember 1920), er widmete sich danach jedoch vornehmlich der Lehre an der neu gegründeten Universität Ljubljana, und zwar aufgrund seiner schmerzhaften Erfahrungen insbesondere mit Fragen des Völkerrechtes. Als Diplomat wurde er auch Mitglied des Ständigen Internationalen Gerichtshofes in Den Haag. Archive : HHStA. Quellen : Hof- und Staatshandbuch der Österreichisch-ungarischen Mo- narchie für das Jahr 1905. Wien 1905, 319, 375, 420 ; – für das Jahr
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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Untertitel
Von den Anfängen bis 1942
Band
3 : PO - Ž
Autoren
Katja Sturm-Schnabl
Bojan-Ilija Schnabl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79673-2
Abmessungen
24.0 x 28.0 cm
Seiten
566
Kategorien
Geographie, Land und Leute
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
  2. Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
  3. Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
  4. Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
  5. Verzeichnis der Abbildungen 1580
  6. Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
  7. Biographien der Herausgeber 1602
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