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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band I
Seite - 73 -
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734. Jänner 1840 letzthin habe ich durch Juritsch erfahren, daß mein urlaubsgesuch vom triester gouvernement abgewiesen worden ist, obwol ich dieß nun nicht erwartet hätte, sondern glaubte, sie würden es jedenfalls hieher an die hof- kanzlei vorlegen, so hat es doch nicht viel auf sich, denn bis ich dem schlep- penden geschäftsgange nach die Zustellung erhalte, werden noch mehrere tage vergehen, und auf eine oder die andere Art werde ich meine Abreise so en lorgneur zu trainiren wissen, daß es ungefähr doch darauf hinaus kommen wird, um was ich Anfangs bat, nämlich bis gegen den 20. Jänner hier bleiben zu dürfen. mittlerweile aber war ich und zwar am 27. bei mittrowsky, welcher mich sehr freundlich empfing (ich hatte aber auch die Vorsicht gebraucht, in Uni- form zu kommen), von meinem langen Ausbleiben gar nichts wußte, und als ich dann selbst darauf zu sprechen kam, um ihm mein urlaubsgesuch, wel- ches, wie ich damals noch glaubte, an ihn kommen würde, zu empfehlen, ver- sprach er mir das Beste, ich rechtfertigte es durch familienrücksichten und vermögensgeschäfte, die ich hier abzuthun hätte. ebenso freundlich waren inzaghy und fölsch, welcher letztere sogar es für eine ungerechtigkeit an- zusehen schien, daß Weingarten mich nach Pisino schickt, worüber ich aber im grunde herzlich froh bin. überhaupt bedauert mich Alles darüber, und schon dadurch ist viel gewonnen. so auch Wilczek, der mir nebstdem auch neuerlich sagte, fürst metternich werde nichts für mich thun, da ich nach seinen eigenen Ausdrücken ihm nie gefallen habe. da ist denn also ein eiser- ner riegel vorgeschoben, ich aber betrachte diese Abneigung als eine Art der Herausforderung. Wer weiß, wer von uns Beiden dem Andern empfindlicher wird beikommen können. seine erborgte glorie und sein jesuitisches gesicht haben mir ohnehin nie zugesagt und noch weniger jemals imponirt. [Wien] 4. Jänner 1840 mir wird manchmal, wenn ich so über mich selbst nachdenke und die klein- lichen occupationen, geschäftigkeiten und gedanken der hiesigen soi- disante großen Welt, in die ich jetzt malgré moi kopfüber versunken bin (nämlich einladungen, visiten, langweilige blitzdumme salons etc.), auch einen Augenblick abschüttle, angst und bang um mich selber. über sol- chen kleinen Préoccupations geht der geist des menschen unter, und ich befürchte wirklich zuweilen, ein gleiches geschehe eben jetzt mit mir. daß mich so gar niemand hier um mich versteht! ist es meine schuld oder die der leute um mich her? Je mehr ich mich unter ihnen herumbewege, de- sto sonderbarer komme ich mir selbst vor und desto chimärischer meine Pläne, welche ich aber deßhalb nicht weniger liebe und mit nicht gerin- gerer entschlossenheit ins Auge fasse. nur sehe ich um so besser ein, wie sehr verschieden ich von Allen um mich herum bin, und wie viel weiter
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Untertitel
Tagebücher 1839–1858
Band
I
Autor
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Herausgeber
Franz Adlgasser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
744
Schlagwörter
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort (Ffritz Fellner) 9
  2. Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg (1813–1858) – eine Lebensskizze 11
  3. Überlieferung der tagebücher 37
  4. Editionsrichtlinien 41
  5. Tagebücher 1839–1847 43
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