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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band I
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9525. September 1840 aber macht mir diese Art zu reisen gerade jetzt, wo es eine Art von inco- gnito lustreise ist, spaß. in Airolo wurden wir zu meinem großen Ärger und durch die über alle Begriffe schlechten Anstalten lange aufgehalten, erst war am Wagen (wir bekamen Alle leichte Wägelchen) zu richten und zu schmieden, dann kam das Brieffelleisen nicht, dann der conducteur etc. endlich um 5 uhr fuhren wir ab. gleich von Airolo aus geht die straße längs des ersten Bergrückens in den felsen gehauen im Zickzack beinahe eine stunde lang hinauf, so daß man diese ganze Zeit hindurch immer im Angesicht von Airolo bleibt; wie man oben ist, kommt man bald über Alpenebenen mit einzelnen châlets hie und da und manchmal auch einen Arm des ticino, welcher hier oben entspringt, neben sich und mehrere mitunter sehr schöne Wasserfälle; nach und nach hört alle vegetation auf, und hier wurde es auch nacht, so daß ich vom Weg wenig mehr sah; dazu fing es an, entsetzlich zu regnen; übrigens biethet der Weg von hier an, wie man mir sagte, keine besonderen Schönheiten dar; auf dem gipfel fanden wir etwas, jedoch nur wenig schnee und hier und da zer- streut einige Wirthshäuser; vom Gipfel an goß es noch etwa 1 1/2 Stunden abwärts nach hospital,1 wo wir um 9 ankamen und übernachteten; es war im grund eine halsbrecherische fahrt zu dieser stunde, in diesem Wetter, ohne laternen und, wie ich erst in hospital erfuhr, ohne conducteur, denn dieser war aus Bequemlichkeit oben zurück geblieben; saubere Anstalten! der Wirth oder, wie wir dann später erfuhren, oberkellner in hospital, ein junger Bursche, war über die maßen arrogant und impertinent mit Allen ausgenommen mit mir. der Piemontese hatte den ganzen Weg von Airolo her zu fuß gemacht, worüber sein französischer compagnon über die maßen unruhig war, als wir ohne ihn nach hospital kamen, da er glaubte, er habe den Weg verfehlt und so den Wagen verpaßt; aber er kam dann mit dem 2. Wagen nach, wel- cher ihn kurz vor hospital aufgenommen hatte. ich schlief in einer kleinen, eiskalten stube ziemlich schlecht, und tags darauf gegen 1/2 7 fuhren wir weiter; der Baron, Herr von Frank und ich in einem Wagen; leider war das Wetter noch immer abscheulich, und regnete ohne unterlaß, so daß wir die Spitzen der Berge nicht sehen konnten; die Straße ist übrigens von hier an ein wahres Wunderwerk menschlicher kunst, zuerst kommt Andermatt, auf einer hochebene dann das urnerloch, eine in den felsen gehauene gal- lerie als durchfahrt, wie bey Belluno, chiavari etc. gleich darauf ist der berühmte prachtvolle fall der reuss mit einem unbeschreiblichen getöse und in einer fast unabsehbaren Tiefe; gerade über denselben ist die Teu- 1 richtig hospental.
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Untertitel
Tagebücher 1839–1858
Band
I
Autor
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Herausgeber
Franz Adlgasser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
744
Schlagwörter
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort (Ffritz Fellner) 9
  2. Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg (1813–1858) – eine Lebensskizze 11
  3. Überlieferung der tagebücher 37
  4. Editionsrichtlinien 41
  5. Tagebücher 1839–1847 43
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