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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band I
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9930. September 1840 uns (großer lärmender Beifall), und in diesem train ging es fort zu großem diplomatischen Ärger Franks; dazwischen feuerten bey jedem neuen Toast die kanonen. Auf der rückfahrt wurde viel von Politik und den Zuständen der schweitz gesprochen. ehlger ist von der aristocratischen, in luzern unterlegenen Parthey, jedoch gemäßigt und uns österreichern gegenüber noch immer ein sans-culotte. heute ist frank fort und auch der preußische Baron, der bey der ge- sandtschaft in Cassel ist; es wurde mir in der letzten Zeit sehr sauer, mein incognito zu bewahren, denn da ich frank noch im eilwagen, und zwar auf seine eigene frage und um ihn über meinen nahmen zu täuschen, zu- gegeben hatte, ich sey militär, so setzten er und ehlger mir nun die dau- menschrauben an, und letzterer als selbst soldat verwickelte mich in mi- litärische Gespräche, aus denen ich mich aber so gut als möglich zog; im grunde hätte ich besser gethan, da ich mich ein mal nicht bekannt geben wollte wegen Gräfin Bombelles und Lottum, Luzern bald zu verlassen, um so jeder näheren Berührung mit Frank auszuweichen; denn obwohl er bis jetzt keine Ahnung hat, wer ich sey (was ihn interessirt hätte, da er mei- nen nahmen hundert mal von Bombelles und lützow gehört haben wird), so werden wir doch ohne Zweifel über kurz oder lang irgendwo zusammen treffen, und dann wird er erfahren, wenn er es nicht früher durch einen je- ner tausend Zufälle erfährt, daß ich ihm ein X für ein U gemacht habe; ich habe ihm zwar keinen falschen nahmen genannt, sondern nur gemieden, ihm meinen wahren zu nennen, aber selbst dieses muß seine neugierde und, wenn er ihn erfährt, seine conjecturen erregen, ein Beweis mehr, daß das Lügen nie gut ist. Enfin la sottise est faite. heute früh machte ich eine promenade nach dem grietsch, ein herrlich gelegenes landhaus auf einem hohen hügel oberhalb luzern mit einer su- perben Aussicht nach allen 4 Seiten; weil ich aber im Hinaufsteigen den Weg nicht fand, mußte ich auf dem nassen und schlüpfrigen grase beinahe à pic hinauf klettern, wobey ich oft auf allen vieren kroch und mich an den sträuchern hinaufzog, eine halsbrecherische tour, aber wie ich ein mal im steigen war, konnte ich nicht mehr zurück. da ich mich nun hier ennuyire, werde ich wahrscheinlich morgen nach Zürch abfahren und vielleicht von da einen Ausflug nach Baden im Aargau machen; von Zürch gehe ich dann über chur und den splügen nach hause, wo ich sonntag den 4. oktober früh eintreffen werde. Zürch 30. september Gestern um 12 Uhr Mittags fuhr ich mit dem Eilwagen von Luzern ab; ich fuhr sehr bequem ganz wie in meinem eigenen Wagen, da wir nur 3 Per- sonen waren, wovon einer hinten im Coupé saß; ich saß daher Anfangs im
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Untertitel
Tagebücher 1839–1858
Band
I
Autor
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Herausgeber
Franz Adlgasser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
744
Schlagwörter
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort (Ffritz Fellner) 9
  2. Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg (1813–1858) – eine Lebensskizze 11
  3. Überlieferung der tagebücher 37
  4. Editionsrichtlinien 41
  5. Tagebücher 1839–1847 43
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