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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band I
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100 Tagebücher cabriolet, und dann setzte ich mich in den Wagen, wo ich fast die ganze Reise über las; der ganze Weg war charmant, wie durch einen englischen Park, besonders in den Kantonen Luzern und Zürch; alle Augenblicke eine andere Parthie hügel, Wasser in menge, Wiesen, Bäume und dazwischen die deliziösen Schweitzer Bauernhäuser; wir fuhren über Sies, Kronau, wo wir Pferde wechselten, und den ütliberg. nach 7 uhr waren wir in Zürch, wo ich wieder im Hotel Bauer abstieg; ich befinde mich da sehr comfortable, und es thut mir leid, daß ich das langweilige luzern und den ziemlich bour- geoisen Gasthof dort nicht früher mit dem hiesigen vertauscht habe; man ist hier so ganz excellent und hat u.a. einen salon de lecture im hotel mit Journalen, Zeitschriften und einer kleinen aber sehr gewählten Bibliothek; das ist für mich ein großes agrément, auch werde ich meiner confortomanie und eigentümlichen reisemaniren getreu nicht nach Baden gehen, sondern morgen noch hier bleiben und tags darauf mit dem eilwagen nach chur und wieder Tages darauf von da weiter nach Hause fahren; ich hätte die übermorgige reise gern mit den dampfschiffen auf den Zürcher und Wal- lenstädter seen gemacht, aber mit dem 1. oktober, also morgen, hört die correspondenz derselben mit den eilwägen auf. mein reisen besteht wirk- lich nur in einem Jagen nach bequemen gasthäusern, canapés und kami- nen, dabei sieht man nicht viel, führt aber ein comfortables, behagliches beschauliches Leben, et celà me suffis. heute war ich in der gemälde-Ausstellung in dem neuen spital-gebäude oberhalb der Stadt an der Straße nach Winterthur; fast durchgehends Land- schaften, darunter einige magnifique von Calame, Diday etc., und meistens genfer maler, auch waren 3 stücke von frank, wirklich recht hübsch, da, die ich ihm hatte versprechen müssen, falls ich her käme, anzusehen. in der Buchhandlung grell und führte wühlte ich wieder comme de cou- tume herum, fand aber nicht viel gescheidtes, ebenso wenig als bey mayer in luzern. da hat mein tendler und schäffer in mailand ebensoviel, wenn nicht mehr.1 Ich hatte eine geheime Hoffnung, hier Gräfin Lottum zu finden oder doch etwas von ihr zu erfahren, sie ist aber nicht hier, das erfuhr ich auf der Post. noch hatte ich eine kleine bonne fortune mit einer hübschen restaurateurs- tochter im theater gebäude, an der Alles schön war bis auf die Zähne. [Zürich] 1. oktober Zürch hebt sich wirklich auffallend; seit dem vorigen Jahr ist wieder eine menge neuer häuser und neuer Anlagen entstanden, zudem herrscht hier 1 die Wiener Buchhandlung und verlag tendler & schäfer [sic], seit 1846 wieder (wie bereits von 1819–1838) tendler & co., hatte von 1840–1852 eine filiale in mailand.
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Untertitel
Tagebücher 1839–1858
Band
I
Autor
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Herausgeber
Franz Adlgasser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
744
Schlagwörter
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort (Ffritz Fellner) 9
  2. Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg (1813–1858) – eine Lebensskizze 11
  3. Überlieferung der tagebücher 37
  4. Editionsrichtlinien 41
  5. Tagebücher 1839–1847 43
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