Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Biographien
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band I
Seite - 101 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 101 - in „Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band I

Bild der Seite - 101 -

Bild der Seite - 101 - in „Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band I

Text der Seite - 101 -

1011. Oktober 1840 eine ganz eigene unendlich liebliche und anmuthige Bauart, die häuser sind alle so schmuck, so élegant und dazu jeder fleck erde zu gärten und Blumenparterres benützt, so daß man wirklich glaubt, das ganze land sey ein englischer Park. Dieser Tage und besonders heute war zudem magnifi- ques Wetter, und so konnte ich mich denn nicht satt schlendern; auch ver- lohr ich so fast den ganzen tag. ich hatte hier noch das zoologische cabinet besuchen wollen, das unter der Aufsicht des berühmten Professor oken steht, weil ich gehofft hatte, ihn da zu treffen, kam aber vor lauter herum- schlendern nicht dazu; die Gegend ist aber wirklich gar zu schön! Auch ein etwas mehr aristocratisches Aussehen hat Zürch als die üb- rigen schweitzer städte, man sieht hier denn doch zuweilen equipagen und reiter, obwohl beydes ziemlich unelegant, aber doch immer besser als die bescheidenen Einspänner in Luzern und sonst; auch gibt es zu meiner verwunderung viel militär hier: Zapfenstreich, rappelle, militärmusik, hauptwachen etc., freylich waren gerade gestern und heute die jährlichen revuen, wie ich heute erfuhr, aber auch ohne dem, glaube ich, hat der can- ton Zürch eine größere stehende macht auf den Beinen als die übrigen. übrigens ist die schweitz jetzt ruhig, und der bisherige schwindel legt sich immer mehr, das hat auch das eidgenössische übungslager gezeigt, welches heuer bey Wettingen-Aargau stattgefunden hat; im Wallis sind die streitigkeiten durch einen compromiss beigelegt worden, womit beyde Theile zufrieden sind; im Aargau wird soeben und in voller Ruhe die Verfas- sung revidirt; ein gleiches hat künftiges Jahr in Luzern zu geschehen, wo im April dieses Jahres eine aristocratische Reaction auszubrechen drohte; jedoch ist jetzt Alles wieder ruhig; in Bern dauert die agitation des Jura fort, um sich von diesem kanton zu trennen und einen eigenen kanton zu bilden. in Zürch geht die neue regierung, denn die revolution vom 6. september war nur als ein ministerwechsel zu betrachten, wie fürst met- ternich sich ausdrückte, denn nur die regierungsglieder wurden geändert, d.h. die extremen radicalen durch gemäßigte ersetzt, die neue, d.h. seit 1832 gegebene verfassung selbst aber blieb unangetastet, ihren geregel- ten Gang;1 nur tessin ist noch immer ein foyer radicaler machinationen und umtriebe, aber welsche hunde sind ungefährlich. doch dauern noch in mehreren kantonen mitunter auch heftige mißhelligkeiten in kirchlichen und schulangelegenheiten fort, lauter nachwirkungen der Zürcher revolu- tion, Protestanten und katholiken, orthodoxe und heterodoxe hetzen sich 1 Am 6.9.1839 trat im sog. „Zürichputsch“ die liberale kantonsregierung unter dem druck tausender nach Zürich marschierender Bauern zurück und wurde durch eine konserva- tive regierung ersetzt. die verfassung des kantons trat nach einem volksentscheid vom 20.3.1831, nicht 1832, in kraft.
zurück zum  Buch „Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band I"
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Untertitel
Tagebücher 1839–1858
Band
I
Autor
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Herausgeber
Franz Adlgasser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
744
Schlagwörter
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort (Ffritz Fellner) 9
  2. Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg (1813–1858) – eine Lebensskizze 11
  3. Überlieferung der tagebücher 37
  4. Editionsrichtlinien 41
  5. Tagebücher 1839–1847 43
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“