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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band I
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102 Tagebücher gegenseitig, so ist es u.a. mit dem evangelischen Antistes hurter in schaff- hausen, dem seine glaubens-genossen Zuneigung zum katholicismus vor- werfen, weßhalb ein großer scandaloser streit entstanden ist und noch dau- ert. die schlechteste seite der schweitzer Zustände sind ihre öffentlichen Blätter; man kann nichts Pöbelhafteres, Gemeineres, Erbärmlicheres lesen als die große mehrzahl derselben. rapperswyl 2. oktober Abends L’homme propose et Dieu dispose; das kann man hier wirklich mehr als sonst sagen, parturiunt montes, nascetur ridiculus mus; ich nahm ganz stolz einen eilwagenschein nach chur und sitze nun ganz kleinlaut in rap- perswyl! Heute Früh um 7 1/2 Uhr verließ ich Zürch im Eilwagen; die Fahrt ging immer längs des sees hin zwischen einer ununterbrochenen reihe von deliziösen landhäusern und villen und gärten, kurz war charmant, ob- wohl Anfangs die Morgennebel einen Theil der Aussicht benahmen; auch die gesellschaft war sehr gut, u.a. ein eidgenössischer oberst, der in stäfa einstieg und viele campagnen unter napoleon mitgemacht hatte, etc. in rapperswyl, wo wir gegen 11 uhr ankamen, wechselten wir nach der leidi- gen gewohnheit und cantonal eifersüchteley (denn hier ist schon kanton st. gallen) den Wagen und fuhren weiter, noch immer längs des sees bis schmerikon, wo er aufhört, und sahen u.a. die superbe villa des großen Pariser schneiders staub, der von richterswyl am Zürcher see gebürtig ist und sich ein vermögen von 1 1/2 millionen francs erworben hat. Zu uz- nach auf der nächsten Poststation bemerkte ich, daß beym Aufpacken des Wagens zwar mein koffer eingepackt, dagegen aber eine menge anderer effekten, z.B. mein mantel, halsshawl und Büchsensack, worin auch mein Paß war, vergessen worden waren. ohne mantel und mehr noch ohne Paß konnte ich nicht weiter; zudem waren in dem Sack eine Menge werthvoller Schriften und Sachen, die ich nicht im Stich lassen konnte; sie noch zu rechter Zeit in chur nachgeschickt zu erhalten, um mit dem morgigen eil- wagen, wie ich wollte, über den splügen zu gehen, war unmöglich, so blieb mir denn nichts Anderes über, als nach rapperswyl zurück zu fahren und dort den morgigen eilwagen zu erwarten. Man kann sich denken, wie unangenehm mir dieses war; ich war ganz de- sperat darüber, besonders da ich hörte, daß übermorgen kein eilwagen über den splügen sondern über Bellinzona geht, welcher aber erst tags darauf Abends 11 uhr in mailand ankömmt, so daß ich dadurch 2 tage, nähmlich den heutigen und den übermorgigen verliere, was mir doppelt deßwegen fa- tal ist, weil mein urlaub heute eigentlich schon zu ende geht, und ich nicht gerne den ersten in mailand erhaltenen urlaub überschreiten möchte. Aber
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Untertitel
Tagebücher 1839–1858
Band
I
Autor
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Herausgeber
Franz Adlgasser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
744
Schlagwörter
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort (Ffritz Fellner) 9
  2. Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg (1813–1858) – eine Lebensskizze 11
  3. Überlieferung der tagebücher 37
  4. Editionsrichtlinien 41
  5. Tagebücher 1839–1847 43
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