Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Biographien
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band I
Seite - 120 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 120 - in „Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band I

Bild der Seite - 120 -

Bild der Seite - 120 - in „Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band I

Text der Seite - 120 -

120 Tagebücher [mailand] 27. dezember gestern war die Appertura des theaters alla scala für die kommende car- nevals-saison, für mailand der größte tag im Jahr. ungeheures gedränge, queue an der thüre mehrere stunden vor dem Anfange, eine unzahl leute auf den corridors, welche im theater keinen Platz fanden, etc. und derglei- chen specktakel mehr. dann während der vorstellung Pfeifen, Zischen, schreien, toben, etc. was man nur in einem italiänischen theater in diesem maaße findet, und zwar vereinigt mit dem feinsten, richtigsten gefühl und Gehör; Donzelli sang schöner als je und erinnerte mich an die unvergeßli- chen Zeiten der Malibran in Venedig 1835, wo er mit ihr sang; charmant aber noch etwas schwach mad. de rieux, eine debutantice aus marseille, dann die tadolini etc. endlich die cerrito als erste tänzerin. [mailand] 1. Jänner 1841 gestern Abends beschlossen wir das alte und begannen wir das neue Jahr mit einem excellenten souper bey samoiloff, wir waren 26 Personen unge- fähr; das ganze aber schloß mit einer ziemlich lächerlichen Catastrophe, denn der held des tages, der Adonis der frau vom haus, martini, bekam Zahnschmerzen, und da entstand dann ein großes remue ménage, sie lief herum wie eine Wahnsinnige, mit bouillons, Wasser, mastix1 etc., dann wurde zum dentiste geschickt, der aber nicht kommen wollte, weil er das fieber hatte, und kurz großes remissori. gegen 3 uhr ging ich weg und ließ sie Alle noch in großen Ängsten; mich amusirte die Sache sehr; übrigens fängt dieser salon an, nach und nach ungenießbar zu werden, je mehr sich diese leidenschaft zu dem martini entwickelt, denn ihre gewohnheit, was übrigens für eine in derley dingen so vielerfahrene frau sehr sonderbar ist, daß sie nur mehr Augen für ihn hat, und wir Anderen daher zu nichts als zur folie seiner größe dienen, was auch abgesehen von dem verletzten amour- propre eines Jeden, was zwar bey mir gerade nicht stark ist, ziemlich de mauvais gout ist; zudem ziehen sich unter diesen Umständen immer mehr italiäner und zwar von allen Arten dahin, u.a. eine menge amnestirter refu- giés, und da kommen erst ganz merkwürdige Discussionen auf’s Tapet; trotz meiner innerlichen grundsätze ärgern mich solche doch wenn sie von sol- chen Personen ausgehen, besonders da sie ohne Ausnahme erbärmlich sind; italiänern gegenüber fühle ich mich schon des Widerspruch-geistes wegen immer als Österreicher; überhaupt glaube ich, daß in den Grundsätzen eines Jeden viel mehr künstliches durch den verkehra mit Anderen erzeugtes, als durch eigenes nachdenken hervorgebrachtes liegt, so z.B. bin ich wieder 1 harz des Pistazienbaums, als kauharz zur desinfektion von mund und Zähnen verwendet. a ursprünglich freilassung im text, mit Bleistift eingefügt.
zurück zum  Buch „Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band I"
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Untertitel
Tagebücher 1839–1858
Band
I
Autor
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Herausgeber
Franz Adlgasser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
744
Schlagwörter
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort (Ffritz Fellner) 9
  2. Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg (1813–1858) – eine Lebensskizze 11
  3. Überlieferung der tagebücher 37
  4. Editionsrichtlinien 41
  5. Tagebücher 1839–1847 43
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“